Teil 25

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Miguel

"Bleib bloß weg von mir.", haucht sie unter Tränen und verlässt eilig mein Büro.
Ich habe das starke Verlangen ihr hinterher zu gehen, doch ich werde diesmal auf ihre Bitte hören und sie in Ruhe lassen.

Vorerst.

Ich schaue ihr nach, bis sie oben verschwunden ist und schlendere dann zurück zum Schreibtisch.

Diese Strecke gibt es also gar nicht, sagt sie?

Ich lasse mich auf den Bürostuhl fallen und durchsuche einige Artikel im Internet.
Tatsächlich hat die Army 2019 die Route übernommen und stillgelegt.
Fluchend haue ich auf den Tisch.
Das man wirklich noch immer versucht mich über den Tisch zu ziehen, bleibt mir ein Rätsel.

Ich greife nach dem Telefon und wähle Paulos Nummer.

"Chef, alles fit?", lacht er und entlockt mir ein genervtes Schnauben als Antwort.

"Es ist gar nichts fit. Garcia wollte uns über den Tisch ziehen. Die Route liegt in den Händen des Militärs. Da komme ich mit Sicherheit nicht ran.", motze ich und hole eine neue Packung Zigaretten aus der Schublade unter dem Schreibtisch.

"Oh. Soll ich Garcia hier her holen?", fragt er nun etwas ernster.
Ich überlege, während ich einen tiefen Zug von der Zigarette nehme und nebenbei das Fenster öffne.
Will ich ihn sofort umbringen?
Ich könnte ihm stattdessen als Entschädigung anbieten, dass er mir einfach seine Handelswege gibt und danach erst lege ich ihn um.

Das ist ein guter Plan.

"Nein. Ich werde ihm einen Besuch abstatten. Als Entschädigung soll er mir seine Handelswege übergeben. Dann nietest du seine Frau um und danach ihn. Aber erst später. Er soll ein paar Tage leiden.", erkläre ich ihm meinen grandiosen Plan.

Niemand verarscht mich so einf-

"Ich muss Schluss machen."
Mit diesen Worte lege ich auf und gehe langsam um den Schreibtisch herum.

"Amara!", rufe ich und gehe langsam auf sie zu.
"Du willst doch wohl jetzt nicht abhauen!", frage ich bedrohlich.

Ich glaube, ich sehe nicht richtig.

"Ich muss nach Los Angeles zurück, um das mit meiner Mutter zu klären.", faucht sie und schleppt eine Reisetasche die letzten Treppenstufen herunter.
Ich muss mich stark zusammenreißen nicht gleich laut loszuschreien.

"Einen Scheiß wirst du. Vor allem nicht jetzt!"
Meine Stimme ist laut und bestimmend, aber ich kann noch lauter. Sie soll es bloß nicht provozieren.
Was ist das für eine dumme Idee?

Sie wird von einem Kartell gesucht, die Leute sind vermutlich auf dem Weg hier her und sie will nach Los Angeles?

"Du lässt diesen Quatsch jetzt sofort sein!"
Sie erschreckt sich, als ich einen großen Schritt auf sie zu machen und ihr die Tasche aus der Hand reiße.

"Ja, ich habe einen Fehler gemacht und es tut mir verdammt nochmal Leid, aber ich lasse nicht zu, dass du jetzt daraus gehst, ohne mich, und nach Los Angeles fährst. Ich gebe dir eine Telefonnummer, da kannst du anrufen und das klären, aber du wirst mein Haus nicht verlassen! Nicht, wenn da draußen irgendwelche Schweine warten, die meiner Frau etwas antun wollen!", schreie ich sie an und gehe dann mit der Reisetasche in mein Büro.

"Und jetzt hör auf zu flennen und komm mit.", werfe ich wütend hinterher.

Wie kann man so eine blöde Idee haben?
Gibt sich selber in Gefahr.
Gibt mir nichtmal Bescheid.
Wie hat sie sich das vorgestellt? Sie weiß nicht mal, wie man eine Waffe bedient oder wie man sich verteidigt.

Ich krame verschiedene Zettel durch und suche die Nummer des Friedhofs und die von Dante. Bei beiden soll sie anrufen und nach Informationen fragen.
Respekt wird sie sich ja wohl bei Dante verschaffen können.

Wenn sie mit mir so redet wie sie will, dann wird sie das bei einem Handlanger auch schaffen.

Ich halte dem weinenden Mädchen, welches mittlerweile vor meinem Schreibtisch steht, zwei Zettel hin.

Als sie danach greift, ziehe ich sie schnell weg.
"Noch einmal so eine Aktion und du kannst was erleben.", zische ich und reiche ihr abschließend die Zettel.

Mein Handy schiebe ich zu ihr rüber.

"Meinen Code kennst du ja."
Mit diesen Worten beende ich die Diskussion und setze mich hinter den Schreibtisch. Sie bleibt noch einen Moment vor meinem Schreibtisch stehen und will dann mein Büro verlassen, doch ich halte sie auf.

"Halt. Du setzt dich hier auf den Sessel und nirgendwo anders hin. Verstanden?"
Ich zeige auf den braunen Ledersessel vor meinem Tisch. Ich will das Gespräch hören und außerdem lasse ich sie nicht mit meinem Handy weggehen.

Nicht, wenn ich überwiegend Nachrichten bekomme, dass irgendwelche Leichen entsorgt sind.

Sie wird wird sicherlich wissen, dass ich den Leuten keinen Kaffee und Kuchen anbiete, aber sie muss die Wahrheit ja nicht unbedingt schwarz auf weiß lesen.

Ich beobachte sie, wie sie sich auf dem Sessel niederlässt und die Nummer abtippt.

"Lautsprecher.", fordere ich sie auf, das Handy auf laut zu stellen, sodass ich auch alles mithören kann.
Zufrieden widme ich mich meiner Arbeit.
Ich muss Paulo unbedingt eine Mail mit dem endgültigen Plan schicken.
Nicht, dass Garcia nicht genug leidet.

Das wäre ja schade.

"Miguel altes Haus, was gibts.", begrüßt Dante Amara freudig.
Sie räuspert sich kurz bevor sie spricht.

"Hier ist Amara. Miguel hat mir sein Handy gegeben. Es geht um das Grab meiner Mutter,", spricht sie schüchtern.

Kurz ist es still, dann ertönt ein lautes, spöttisches Lachen. Ich wusste, dass er so reagieren wird, aber Amara wird das schon hinkriegen.
Zuerst runzelt sie die Stirn, dann wird sie sauer.

"Jetzt hör mir mal zu, du Idiot. Ich weiß nicht was daran so lustig ist, aber du sagst mir jetzt sofort wer das war!", faucht sie wütend.

Ich muss schmunzeln.
Geht doch, denke ich mir.
Mir war bewusst, dass meine Kleine lange Krallen hat, umso besser ist es, dass sie genau weiß, wann sie diese auszufahren hat.

"Wow, wie redest du mit mir?", fragt Dante überrascht.

"Ich rede mit dir so, wie es ein verdammter Handlanger verdient hat. Also gib mir jetzt die Informationen, die ich von dir haben will.", zischt sie und steht auf.
Sie ignoriert meinen Blick gekonnt, so wütend ist sie auf Dante.

"Ich bin kein Handlan-"

"Und wie du einer bist. Ich warte, Dante.", unterbricht sie ihn und greift nach einem Kugelschreiber auf meinem Tisch.

Mi amorWhere stories live. Discover now