Kapitel 52

10.5K 308 15
                                    

Miguel

"Halt dein verlogenes Maul! Du weißt gar nichts.", zische ich wütend und gehe automatisch einen Schritt auf ihn zu.
Bevor ich ausholen kann, weicht er mir aus und stolpert über den weichen Sand.

"Miguel, lass es!", ruft Amara mir zu und geht zwischen uns.
Sie drückt mich an der Brust weg, sodass ihr mein Jackett von den Schulter fällt und mit einem leisen, dumpfen Geräusch auf den Sand fällt.

"Dein Bruder blöfft.", zische ich wütend und hebe das Jackett auf.

"Tue ich nicht. Ich kann euch helfen.", wiederholt er sich deutlicher und streicht sich sein Shirt glatt.

"Dann kann er doch mitkommen, Miguel. Wenn nicht, dann schmeißt du ihn wieder raus."
Amara schaut mich hoffnungsvoll an, während ihre Hände noch immer auf meiner Brust ruhen.

"Wenn er einmal in meiner Villa war, dann wird er da nicht mehr lebendig rauskommen.", erkläre ich mit zusammen gekniffenen Augen und starre ihn dabei an.

Ich sehe die Angst, die in seinen Augen aufblitzt.

"Aber wenn er das Risiko eingehen will.", zucke ich mit den Schultern und rede über ihn, als wäre er nicht anwesend.
Es macht ihn wütend und provoziert ihn, doch er schluckt es runter.

"Komm Jasper. Oder blöffst du?", fragt ihn Amara und sieht ihn direkt an.

"Tue ich nicht.", wiederholt er sich.

Dann nimmt sie mir das Jackett aus der Hand, legt es sich über die Schultern und macht sich auf den Weg zum Auto.

"Die Waffe.", fordere ich ihn auf, mir das schwarze Teil in die Hand zu legen.
Er wird sicherlich nicht mit geladener Waffe hinten in meinem Auto sitzen.

Zögernd überreicht er sie mir.

"Und dein Handy.", fordere ich ihn erneut mit ausgestreckter Hand auf. Wieder zögert er, dann legt er mir das teure Ding in die Hand.

"Ich hoffe für dich, dass du nicht verwanzt bist."
Lange schaue ich ihn an und versuche etwas aus seinem Gesicht zu lesen, doch kann nichts anderes außer Respekt und Angst erkennen.
Dann drehe ich mich um und folge Amara. Es dauert nicht lange, bis ich auch seine langsamen, schweren Schritte im Sand höre.
Er kommt also wirklich mit.

Mut hat er, dass muss ich ihm lassen.

Oben angekommen halte ich ihm die Tür auf.
Als er sich ins Auto setzen will, greife ich in seinen Nacken und ziehe ihn zu mir.

"Kriege ich mit, dass du Amara auch nur ein Haar krümmen willst, dann landest du da, wo eure anderen Leuten gelandet sind. Comprende?", zische ich ihm entgegen und warte auf sein leichtes Nicken.
Dann drücke ich ihn unsanft auf die Rückbank und knalle wütend die Tür zu.

Amara sitzt bereits auf dem Beifahrersitz und schaut durch die Windschutzscheibe aufs Meer. Sie sieht durchgefroren aus, die schulterlangen Haare liegen strubbelig auf ihrem Kopf.

Kurz schaue ich warnend in den Rückspiegel, dann lege ich den Rückwärtsgang ein um kurz darauf vom Parkplatz zu rasen.

"Woher wusstest ihr, dass ich hier bin.", fragt Jasper uns.
Er spricht zwar uns beide an, will aber vermutlich nur mit Amara sprechen. Eine Antwort werde ich ihm sowieso nicht geben. Er braucht bloß nicht zu denken, dass ich mit ihm öfter reden werde als notwendig ist.

"Ich bin nicht dumm.", brummt Amara und schließt die Augen.

Jasper räuspert sich kurz, dann ist es still, bis wir an der Villa ankommen. Ich könnte ihm natürlich die Augen verbinden, sodass er den Weg nicht sieht, aber dann hätte ich keinen triftigen Grund mehr ihn umzubringen.

"Aussteigen.", befehle ich ihm und stelle den Wagen aus. Ich gehe um die Motorhaube herum und öffne zuerst Amara die Tür, dann greife ich nach dem Arm ihres Bruders und ziehe ihn mit festem Griff in mein Haus.

"Ich habe Hunger.", teilt mir Jasper mit, in der Hoffnung ich würde ihm was geben.

"Interessiert mich nicht.", gebe ich desinteressiert von mir und will die Kellertür öffnen, als Amara dazwischen geht.

"Ich mache dir was. Du kannst dich auf die Couch im Wohnzimmer setzen und dort warten.", übergeht sie meine Entscheidung und entfernt meine Hand von seinem Arm.
Kurz schaut er mich an und verkneift sich ein Grinsen, dann folgt er Amara ins Wohnzimmer.

Das ist mein Haus.

Sie hat nicht zu entscheiden, wie ich mit solchen Leuten umzugehen habe. Normalerweise kriegen sie trockenes Brot und Brühe. Mehr braucht man nicht, wenn man sowieso bald das Zeitliche segnet.

Außerdem müssen meine Männer dann nicht so schwer schleppen.

Ich beobachte ihn, wie er sich mit seinen dreckigen Klamotten auf meine Couch setzt. Sollte ich nachher nur einen Fleck auf dem Stoff sehen, dan-

"Hilfst du mir?", unterbricht mich Amara in dem sie sich vor mich stellt.

"Nein.", brumme ich und gehe aus dem Wohnzimmer.
Ich brauche dringend einen Whiskey und eine Zigarette, sonst schlage ich alles kaputt, was mir in den Weg kommt. Ich kann es nicht glauben, dass dieser Bastard in meinem Wohnzimmer sitzt. Dieser Bastard, der versucht hat Amara zu ermorden und der für Carlos' Sohn arbeitet.

Sollte mir Eduardo, dann wird ihm das gleiche Schicksal ereilen, welches auch sein Vater ereilt hat.

Nur blutiger.

Ich hoffe ihr habt einen schönen Abend und genießt ihn! :)

Mi amorWhere stories live. Discover now