Kapitel 18

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Miguel
06:09 Uhr

Als ich aufwache, liegt Amaras leichter Arm quer über meinem nackten Bauch.
Unwillkürlich schleicht sich ein Lächeln auf mein Gesicht. Seit gestern Mittag wehrt sie sich gegen jeglichen Körperkontakt und jetzt ist sie diejenige, die sich an mich gekuschelt hat.

"Amara, wach auf. Wir müssen uns fertig machen.", wecke ich das schöne Mädchen neben mir.

"Jetzt schon?", brummt sie genervt und dreht sich von mir weg. 

Kurz küsse ich ihre nackte Schultern und steige dann aus dem Bett.

"Du sollst mich nicht küssen.", brummt sie einige Sekunden später.

"Sorry, ist so ne blöde Angewohnheit von mir.", witzel ich und verschwinde im Badezimmer, um mich fertig zu machen

Als ich wieder aus dem Bad komme, steht Amara vor dem Bett und packt unsere Koffer.

"Soll ich alles einpacken?", fragt sie mich und hält einige Anzüge hoch. 

"Ja, bitte. Aber den da ziehe ich an."
Ich zeige mit dem Finger auf den schwarzen, teuren Stoff in ihrer linken Hand.
Sie überreicht ihn mir.

"Hast du noch ein Hemd?", frage ich sie, während ich den Anzug begutachte.

"Ja, deine Hemden habe ich noch nicht eingepackt.", teilt sie mir mit, schaut mich jedoch nicht an.
Vermutlich, weil ich nur ein Handtuch um meine Hüften trage.

Ich mag es, dass sie wegen mir verlegen ist.
Selbstsicher gehe ich zum Schrank, krame mir eine Boxershorts und ein frisches weißes Hemd heraus. Den Rest reiche ich ihr, damit sie ihn einpacken kann.

Da ich sie heute morgen nicht ärgern will, höre ich auf ihre Worte und ziehe mich im Badezimmer um.



07:34 Uhr

"Deine Haare sind noch nass. Willst du wirklich so los?", frage ich sie nicht gerade begeistert. 

"Ich werd' schon nicht krank.", winkt sie ab uns beißt in das Toast, welches ich ihr geschmiert habe.

"Wie du meinst.", brumme ich und greife nach dem großen Koffer. Ich halte ihr die Tür zum Flur offen und wir gehen gemeinsam nach unten.

"Fahren wir wieder mit dem Auto nach Mexiko?", fragt sie mich, als wir die Villa verlassen.

 "Möchtest du?", frage ich sie nach ihrem Wunsch.
Zaghaft hebt sie kurz die Schultern. 

"Wir können auch Fliegen.", nenne ich ihr den eigentlichen Plan.

"Nicht, dass du noch verhaftest wirst."

Es schmeichelt mir, dass sie sich anscheinend Sorgen um mich macht.

Ich ziehe sie am Nacken zu mir.
Mein Griff ist sanft.
"Mir gehört die Polizei. Ich werde nicht verhaftet.", küsse ich sanft ihre Stirn. 

"Angeber.", verdreht sie die Augen und drückt sich von mir weg.

"Was denn, du hast doch gefragt.", rufe ich, als sie um das Auto geht und sich reinsetzt. 

Ich lasse mich hinters Steuer fallen.
"Also. Auto oder Flugzeug?", frage ich sie erneut und verbinde mein Handy mit dem Auto.

"Auto.", beschließt sie.
"Wie Sie wünschen." 

Sie nickt und versinkt im Autositz.
"Na dann.", macht sie eine auffordernde Handbewegung. 

Ich schnaube.
"Alles klar, Chef.", schmunzel ich.

Als wir kurz vor dem Highway sind, kommt mir die Idee, dass wir diesmal am Meer in Guaymas übernachten können. Die kleine Wohnung dort reicht für 5 Personen und ich war schon lange nicht mehr da.


19:04 Uhr

"Und wo sind wir jetzt?", will sie ungeduldig wissen. Ich habe ihr nicht gesagt, was ich vor habe, daher versucht sie die Stadt zu erkennen, die sich vor ihr auftut.

"Guaymas.", erkläre ich ihr und parke den Wagen vor meiner Wohnung. 

"Wie hast du hier so kurzfristig ein Hotel gefunden?", fragt sie mich irritiert. 

"Kein Hotel. Ich habe hier eine Wohnung, dort oben.", zeige ich durch die Windschutzscheibe auf ein kleines, 3- stöckiges Gebäude.
Die kleine Stadt direkt am Meer ist rustikal und ruhig. Genau das Richtige.

"Können wir zum Meer?"
Sie zeigt über die Promenade, direkt auf das blaue Nass vor unserer Nase.

"Gleich. Lass uns die Sachen hochbringen und dann kaufen wir ein. Wir können am Strand Essen, wenn du magst."

Aufgeregt nickt sie.
Ich schreibe Xavier, dass er einigen Bodyguards Bescheid geben soll, dass wir uns eine Nacht in Guaymas aufhalten, damit sie handeln können, falls etwas passiert. Dann steige ich aus und trage mit Amara den Koffer nach oben.

"Wie kommt es, dass wir hier sind?", fragt sie mich, während sie sich in der Wohnung umschaut. "Wir können nicht 24 Stunden ohne Pause nach Culiacan fahren. Außerdem magst du das Meer.", stelle ich klar, dass es einfach gut gepasst hat.

"Lass uns einkaufen und dann was essen. Ich hab Hunger.", schnappe ich den Haustürschlüssel und halte ihr die Wohnungstür auf.
"Nimm meinen Pulli mit, dir wird kalt werden, wenn die Sonne untergegangen ist.", nicke ich auf den Sessel.

Sie greift sich das graue Teil und huscht dann an mir vorbei aus der Wohnung. 



19:23 Uhr

"Senor Jimenez.", begrüßt mich jetzt schon der 5. Mann in diesem Ort. Jedes Mal nicke ich zur Begrüßung zurück, doch so langsam nervt es mich, dass mich jeder erkennt.

Ich greife nach einem Baguette, etwas Wein und einem Käse. Amara kommt mit Weintrauben auf mich zu.

"Haben wir alles? Morgen früh können wir frühstücken gehen." informiere ich sie, dass wir nur etwas zum Abendessen brauchen.

"Jeder kennt dich hier."
Es ist ihr also auch nicht entgangen.
"Ja. Ich wurde hier geboren. Meine Mutter ist hier begraben.", erzähle ich ihr etwas aus meinem Leben.

Sie halt sie schockiert die Hand vor den Mund.
"Entschuldige, dass wusste ich nicht." 

Ich will ihr Mitleid nicht, daher drehe ich mich von ihr weg und lege unseren Einkauf auf das Kassenband.

"Und dein Vater? Lebt er noch hier?", will sie neugierig wissen.
"Nein. Er wohnt in Cancun, bei seiner neuen Frau.", erzähle ich ihr.

"Oh, das ist doch schön, dass er sich neu verli-".

"Jetzt nicht, Amara.", beende ich das Thema und bezahle das Essen. 

"Sorry.", nuschelt sie lediglich und hilft mir unsere Sachen zu tragen.

"Ich erzähle dir alles ein anderes Mal.", gebe ich ihr zu verstehen, dass der Zeitpunkt nicht der richtige ist.
Sie nickt.
Dann gehen wir schweigend zurück zur Wohnung.

Mi amorWhere stories live. Discover now