Kapitel 13

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Miguel
07.03 Uhr

Es ist 7 Uhr und ich sitze draußen auf der Terrasse.

Der Tisch ist gedeckt mit frischem Kaffee und einer Zeitung. Als ich Schritte hinter mir wahrnehme, kann ich mir bereits denken, dass es Xavier ist.

"Hast du es ihr gesagt?", fragt er mich und setzt sich mir gegenüber auf einen Stuhl. 

"Mehr oder weniger.", erwidere ich stumpf.

"Aber du hast doch wohl nicht mit ihr geschlafen.", tadelt er mit zusammengekniffenen Augen.

Mein Blick hebt sich schnell von der Zeitung.
"Natürlich nicht.", schüttel ich schnell den Kopf.

Glaubt er wirklich, dass Amara so leicht zu haben ist?

"Sie gehört mir, das weiß sie bereits und das reicht aus. Fürs Erste."
Ich blättere die Zeitung um.

"Ich wollte es Sofia auch erst nicht sagen.", beginnt er schließlich und lehnt sich gleichzeitig zurück.

Ich muss gleich kotzen, wenn er noch einmal was von meiner Schwester und ihm erzählt.

"Wenn ich mich recht erinnere, hast du sie erst gevögelt, bevor du ihr deine Gefühle gestanden hast.", teile ich ihm mit, dass ich es tatsächlich besser hinkriege, als er.

"Mag sein, aber das war ja nur zum Spaß zwischendurch.-"

"Hör auf jetzt. Ich will nichts über dein Sexleben mit meiner Schwester hören. Schlimm genug, dass ihr beide überhaupt ein Gemeinsames habt.", muss ich mir ein Grinsen verkneifen. 

Er lacht und schüttet sich ebenfalls Kaffee in seine Tasse ein.
"Gibts schon was neues von Carlos und seinen Handlangern?", wechselt Xavier endlich das Thema.

Ich trinke einen Schluck Kaffee.
"Bis jetzt hat ihn anscheinend noch keiner vermisst. Ist seine Leiche entsorgt?", hake ich nach.

"Ja, alles erledigt.", bestätigt er mir, dass ich mich darum nicht mehr kümmern muss.

"Du weißt, dass du Amara wieder gehen lassen kannst, wenn sich das Kartell nicht mehr meldet? Carlos ist tot, den Rest wird ein belangloses Mädchen nicht interessieren.", macht er mir klar, dass es vermutlich keinen Grund mehr für ihren Aufenthalt hier gibt.

"Könnte ich."
Ich lege eine Pause ein, um die Zeitung erneut umzublättern.
"Mache ich aber nicht.", beende ich meinen Satz.

"Sie bleibt hier bei uns. Sie wird für uns arbeiten. Dann hat sie einen Job und ich kann ihre Sicherheit garantieren.", erkläre ich ihm weiter.

Xavier zieht die Augenbrauen hoch.
"Du wusstest, dass sie nie wieder sicher sein wird, nachdem du sie damals entführt hattest.", weist er mich drauf hin.

Ich seufze.

"Klar wusste ich das, aber zu dem Zeitpunkt wollte ich sie ja auch umlegen.", diskutiere ich tatsächlich mit ihm.

"Bis du dich in sie verliebt hast.", lacht er.

Ich schlage die Zeitung zu.

"Halt deine Klappe und mach einfach deinen Job.", zische ich unfreundlich, da er mir wirklich auf den Sack geht.
Anstatt zu tun, was ich sage, lacht er nur noch lauter und scheint sich gar nicht mehr einzukriegen.

"Ich habe keine Zeit mich zu verlieben. Ich bin nicht wie du, Xavier, und bin kein Weichei und buhle um die Aufmerksamkeit von einer Frau.", verstellt er seine Stimme, um mich zu imitieren.

Diesmal kann ich mich nicht zusammenreißen und muss tatsächlich leicht Schmunzeln.
"Jetzt verpiss dich!", rufe ich lachend und will ihn mit der Zeitung hauen, doch er weicht fix aus.

"Bis später, Boss!", flötet er lachend.

Ich bleibe noch einige Zeit am Tisch sitzen und entscheide mich dann in mein Büro zu gehen.
Erst habe ich daran gedacht nach Amara zu schauen, aber bestimmt möchte sie jetzt erstmal alleine sein.

Während ich mich um einige Geschäfte und Lieferungen kümmere, die in den nächsten Wochen in Culiacan ankommen sollen, werfe ich einen Blick in den Garten.
Tatsächlich sehe ich Amara, wie sie vor dem großen Olivenbaum steht und einen Eimer mit den schwarzen, runden Früchten füllt.

Wie von selbst erhebe ich mich und trete aus der Glastür in den Garten.

"Wolltest du nicht lernen?", erschrecke ich das zierliche Mädchen.
Schnell bückt sie sich und hebt die Olive auf, die ihr vor Schreck aus der Hand gefallen ist.

Ihr Gesicht ist rot, als sie mich anschaut.
"Später.", erwidert sie leise und greift nach einem Ast.

Ich trete näher an sie heran.
"Ist alles in Ordnung?", will ich wissen, ob nun irgendetwas anders ist, seitdem ich mit ihr über meine Gefühle gesprochen habe.

Dann senkt sie ihren immer noch roten Kopf und geht in die Hocke, um den halbvollen Eimer zu durchwühlen.
"Klar, alles in Ordnung.", lächelt sie schließlich verlegen und schaut kurz zu mir hoch.

"Gut."
Ich greife nach ihrem Oberarm und ziehe sie zu mir rauf.

"Du weißt, dass du mir gehörst, oder?", mache ich ihr auf meine Art klar, dass ich sie gerne mag.
Das wird sie ja wohl verstehen.

Ihre Augen werden groß. 

"Keine anderen Männer, nur wir beide, comprende?", will ich wissen, ob sie alles verstanden hat.

"Aber Miguel, wir sind nicht zusammen und du bist weder mein Freund oder Mann?"
Sie schaut mir irgendwie verärgert in die Augen und auf ihrer Stirn liegen tiefe Falten.

"Ich denke, dass ich alle deine Fragen beantwortet habe.", beende ich die kleine Diskussion.

Ich hauche ihr einen Kuss auf die Wange und einen auf den Hals.
"Wir sehen uns beim Abendessen, mi amor.", verabschiede ich mich von ihr.

Mi amorWhere stories live. Discover now