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Müde und verschwitzt kam ich Zuhause an und schmiss meinen Sportbeutel mit Trinken und so auf die Stufen der Treppe, die links vom Eingang war. Ich hörte Summen aus der Küche. Mum machte also gerade Essen. Lächelnd, wegen dem Essen kam ich in die Küche. Mein Magen knurrte und mir fiel jetzt erst auf wie viel Hunger ich hatte. Unsere Küche war mittelgroß. Am großen Fenster mit Blick auf die Straße und dem Spielplatz vor unserem Haus stand unser brauner Tisch, der jetzt gedeckt war. Von der Tür aus gesehen links stand der Kühlschrank. Den Rest der Wände füllte die weiße Küche aus. Mum hatte mich jetzt bemerkt und kam von der Arbeitsplatte, wo sie einen Salat gemacht hatte, zu mir. Sie begrüßte mich mit einem Kuss auf die Wange: "Wie war Fechten?"
"Gut."
Mit einem hungrigen Blick ließ ich mich auf einen der vier weißen Stühle fallen. Ich hatte Mum bewusst nicht von dem Vorfall in Sport erzählt und vom Fechten werde ich auch nicht erzählen. Vielleicht würde sie es mir nicht glauben. Außerdem wollte ich erstmal selber wissen, was da passierte.

Jetzt stellte Mum den Salat in die Mitte des Tisches, setzte sich mir gegenüber hin und wir begannen zu Essen. Neugierig fragte Mum: "Hast du gewonnen?"
Ich grinste: "Ich habe Carsten fertig gemacht."
Ich selber fand, dass ich keine Ähnlichkeit mit Mum hatte. Sie hatte dunkelblonde Haare, die sie heute zu einen lockeren Dutt hochgesteckt hatte, grüne Augen mit einem Stich braun um die Pupile herum
und einen leicht gebräunten Hautton. Meinen Dad hatte ich noch nie gesehen. Er hatte Irina verlassen noch bevor ich geboren wurde. Ein großer Teil von mir wollte ihn kennen lernen... und dann verprügeln, weil er meine Mum damals so verletzt hat. Sie redete nicht gern über ihn und Fotos oder Sonstiges hat sie aus ihrem Leben verbannt. Sie hat ihn komplett aus ihren Leben gestrichen.

Ich hatte fertig gegessen und ging nach oben in mein Zimmer. Meinen Sportbeutel nahm ich dabei mit. In meinem Zimmer stand ein ausziehbarer, weißer Schreibtisch mit meinen Hausaufgaben, ein graues Sofa, lila Teppich, ein Fernseher, ein kleines Regal mit Büchern und natürlich mein Bett mit einer lila-weißen Bettdecke. Lila war meine Lieblingsfarbe und das sah man an der lila gestrichenen Wand hinter dem Sofa. Ich setzte mich auf das Sofa und schlug ein Buch auf, was ich angefangen hatte.

Der nächste Tag in der Schule zog sich wieder in die Länge und ich war froh, als es endlich klingelte und damit Schulschluss war. Ich und Dahlia verabsschiedeten uns am Fahrradständer. Eigentlich fuhren wir zusammen nach Hause bis ich an einer Kreuzung rechts musste und sie links. Heute hatte Dahlia einen Platten an ihrem Fahrrad entdeckt und musste deswegen spontan von ihrer Mutter gebracht werden. Dahlia ging zu dem grauen Audi ihrer Mutter und ich ging zu meinem Fahrrad. Plötzlich fiel mir auf, dass ich meinen Helm vergessen hatte.
Typisch ich.

Also rannte ich wieder in die Schule rein, die Treppe hoch und schnappte mir meinen Helm, der noch am Haken hing. Wir hatten an der Wand neben dem Klassenraum, nämlich eine Reihe Haken, wo wir unsere Jacken und Helme aufhängen konnten. Ich nahm mir meinen schwarzen Helm und lief wieder die Treppe runter. Als ich um die Ecke bog, rannte ich gegen Matt. Ein Junge aus einem älteren Jahrgang und der, der die kleinen verprügelt. Ich murmelte ein hastiges: "Entschuldigung." und wollte verschwinden, doch er stellte sich mir in den Weg. "Wo willst du den hin Kleines?"

Neben Matt standen noch zwei seiner Freunde, die bei allem mitmachten. Sie bauten sich um mich herum auf. Matt grinste und zeigte seine gelben Zähne: "Du hast aber eine blasse Haut, Mondgesicht."
Toll. Jetzt hatte er einen Spitznamen für mich. Ich sagte nur: "Könnte ich bitte vorbei."
Die Jungs brachten in schallendes Gelächter aus. "Wenn wir mit dir fertig sind.", lächelte Matt.
Sie hatten sich gerade ein neues Opfer ausgesucht, was sie verprügeln konnten.
Mich.

Matt schubste mich plötzlich nach hinten, so dass ich gegen einen seiner Kumpel fiel. Dieser schubste mich zum nächsten und dieser wiederum schubste mich zu Matt. Ich wollte mich dagegen wehren und versuchte stehen zu bleiben, doch sie schubsten zu dolle. Dann plötzlich landete seine Faust in meinem Gesicht. Schmerz explodierte an meinem Auge. "Hört auf!", schrie ich und funkte ihn an. Ich war wütend und spürte wie es in mir brodelte. "Lasst mich in Ruhe." Matt lachte wieder und seine braunen Augen funkelten belustigt: "Und was wenn nicht?" Porovozierend schubste er mich erneut. Ich taumelte ein paar Schritte zurück und blieb stehen. "Lass mich in Ruhe.", wiederholte ich mit Nachdruck. Mein rechtes  Auge schmerzte und ich spürte wie es anschwoll, doch das ignorierte ich. Es brodelte in mir und dieses Kribbeln drängte sich wieder an die Oberfläche.

"Tss.", machte Matt und trat mir in den Bauch. Ich schnappte nach Luft und taumelte wieder ein paar Schritte zurück. Der Junge hinter mir machte hämisch grinsend Platz.
Das wars.
Das Kribbeln erfüllte mich von oben bis unten, jede Zelle meines Körpers. Unten in meinem Bauch setzte sich die gleiche kalte Wut fest, wie beim Fechten gegen Carsten. Ich richtete meinen Blick auf Matt. Nicht ängstlich, sondern ruhig, wütend.
Gefährlich.

Er hatte den Unterschied gemerkt und schaute mich stirnrunzeln an, schien es dann aber zu ignorieren.
"Ach komm Mondgesicht.", Matt schubste mich erneut, "Wehr dich. Schrei. Mach irgendwas. Sonst ist es langweilig."
Ein eigenartiges Lächeln machte sich auf mein Gesicht breit: "Wie du willst." Ich streckte den Arm aus und aus meiner Handfläche kam ein gewaltiger Windstoß. Er flog drei Meter nach hinten und landete hart auf dem Boden. Ich dachte nicht nach was ich tat, ich tat es einfach. Das Kribbeln in mir war wunderbar und ich gab mich ihm hin. Die Wut war immernoch da und sorgte für das Kribbeln. Der geschockte Matt rappelte sich auf und starrte mich entgeistert an. Auch seine Freunde waren hinter mir zu Salzsäuren erstarrt. Erneut streckte ich die Hand aus, doch diesmal machte ich das mit Kraft, so als wolle ich meinem Gegenüber einen Faustschlag verpassen. Aus meiner Faust kam Feuer, was auf Matt zuschoss. Er schrie und warf sich zur Seite, sodass ich ihn verfehlte.

Seine Kumpel hinter mir machten einen Schritt auf mich zu, um mich festzuhalten. Sobald ich den ersten Schritt hörte, wirbelte ich herum und  erschuf in der selben Bewegung einen heftigen Wind, der sie nach hinten warf. Sie klatschten gegen die Wand und blieben liegen. Mit einem zufriedenen Grinsen wandte ich mich wieder, den zitternden Matt zu. Seine Beine zitterten, als er flehte: "Bitte tu mir nichts!" Ich erwiderte nichts und ging gemächlich auf ihn zu. Er wich zurück die Hände schützend erhoben: "Bitte! Ich tue alles!" Schneller, als er reagieren konnte, war ich bei ihm und hatte ihn am Kragen gepackt. "Das hier bleibt unter uns. Verstanden?"
Er nickte hastig. In seinen Augen lag Angst und ich konnte sein Herz schneller schlagen hören. Ich lies meine Augen bedrohlich funklen: "Wenn du mich noch einmal beleidigst, schlägst oder sonst irgendwie wütend machst, ist es aus."
Ich lies in los und er setzte sich erleichtert hin. Ohne ihm noch eines Blickes zu würdigen nahm ich meinen Helm, der mir bei der Schubserei aus der Hand gefallen war und ging zu meinem Fahrrad. Am Fahrrad angekommen verpuffte die Wut und das Kribbeln, war augenblicklich verschwunden. Erst dann wurde mir bewusst was ich da gerade getan hatte.
Da kam Wind und Feuer aus meiner Hand!

Bis jetzt hatte mein Körper alles von alleine getan. Alles was ich gespürt hatte War die Wut und dieses Kribbeln gewesen. Mein Kopf hatte nur an Matt gedacht und wie ich ihn bestrafen konnte. Ich packte das Lenkrad, meiner Fahrrad fester, während ich es auf die Straße schob und aufstieg.
Was ist gerade mit mit passiert?!

Lillith das schwarze Element Where stories live. Discover now