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Ich achtete nicht drauf, was ich fühlte oder wo ich war. Das Einzige was ich sah, war Devon auf den ich wütend war.
Vielleicht hätte ich nicht so reagiert, wäre die Wut nicht schon vorher einmal da gewesen bei Matt.
Er lief mit zwei brennenden Fäusten auf mich zu und erhob eine zum Angriff. Ich duckte mich drunter weg und warf ihn mit einem Windstoß von mir weg. Kaum lag er, stand er schon wieder auf den Beinen. "Luft also.", murmelte er und griff erneut an. Diesmal schickte er mir mehrere Feuerbälle gleichzeitig entgegen. Ich sah sie auf mich zu kommen und reagierte verdammt schnell. Mit einer Drehung fegte ich die Bälle zurück. Jetzt musste Devon sich vor seinen eigenem Feuer in Sicherheit bringen. Er hechtete auf den Boden, doch einer traf ihn am Arm.
Jetzt war er derjenige, der vor Schmerz aufschrie.

Ich spürte diese Kraft in mir, die dieses Kribbeln erzeugte. Es war wunderbar und ich wusste, dass da noch mehr war, als das hier, aber mein Instinkt sagte mir, dass ich noch nicht alles zeigen sollte.
Bevor er sich aufrappeln konnte, war ich über ihm und drückte ihn runter. "So schnell kann sich die Situation ändern, hm?", lächelte ich. Devon spuckte mit ins Gesicht: "Los töte mich. Das ist es doch, was du willst, du Monster!"
Ich wischte mir seine Spucke aus dem Gesicht. Betont langsam zog ich sein eigenes Messer aus dem Gürtel und hielte die Spitze über sein Herz schweben. Forschend blickte ich in seine braunen Augen. In ihnen lag keine Angst, wie ich erwartete hätte, sondern Hass. Hass auf mich.
Was tue ich hier eigentlich?
Das Messer war kurz über seinen Herzen. Es berührte schon seine Brust.
Ich kann ihn doch nicht einfach töten.
Plötzlich war das Kribbeln verschwunden, mitsamt der Wut.

Erschrocken ging ich von Devon runter und stolperte ein paar Schritte zurück. Dann fiel mir das Messer in meiner Hand auf und was ich damit tun wollte. Sofort warf ich es von mir. Es klimpert leicht und rutschte zu Devons Füßen, wo er es aufhob. Er war inzwischen aufgestanden und betrachtete mich eingehend. Ich zitterte. Teils, weil er mich vermutlich jetzt töten würde, teils, weil ich nicht glauben wollte, was eben passiert war. Devon schaute noch einmal zum Messer und dann zu mir, bevor er sagte: "Du hast mich verschont, also werde auch ich dich heute nicht töten." Er steckte das Messer weg, doch ich traute mich nicht erleichtert zu sein.
"Bis zum nächsten Mal, Lillith.", damit verschwand er im Wald und ließ mich allein.
Auf einmal war der Schmerz im Rücken wieder present und ich stöhnte auf.
Oh mein Gott ich hatte ihn beinahe umgebracht!
Unkontrolliert zitternd stolperte ich von der Stelle weg und lief, so schnell es mein Rücken zulies, wieder auf den weg, wo mein Fahrrad lag. Unter Schmerzen stellte ich es wieder auf, setzte mich drauf und fuhr so schnell ich konnte nach Hause.

Ich klingelte hastig an der Tür. Mum öffnete die Tür mit einem Lächeln,doch ihr Lächeln verschwand, als sie mich sah. Ich sah also vermutlich genauso aus wie ich mich fühlte. Meine Haare waren vom Kampf zerzaust und in meinem Augen glänzte die Angst und Verwirrung. Vor Schmerz hatte ich die Zähne aufeinander gebissen.
Ganz zu schweigen von meinem Rücken.

Mum zog mich ohne eine Frage zu stellen rein. Sie schob mich sanft, aber bestimmt ins Bad und half mir mein am Rücken verbranntes und verschwitzten Top auszuziehen. Ich setzen mich auf den Boden und sie kniete sich hinter mich. Inzwischen hatte sie ein paar Kräuter irgendwo her geholt, die sie jetzt vermischte.
Ich hätte um ein Haar einen Menschen umgebracht!
Mum strich eine grobe Paste sanft auf meinen Rücken. Ich seufzte. Das tat gut. Die Creme kühlte meinen Rücken angenehm und linderte die Schmerzen sofort.
"Ich wusste garnicht, dass du mit Kräutern umgehen kannst.", meinte ich. Mum ging nicht darauf ein, sondern fragte: "Was ist passiert?" Sie sah mich dabei so eindringlich an, dass ich es sofort aufgab zu lügen.
"Ich wurde angegriffen.", erklärte ich leise, "von irgendeinem Typen, der Devon hieß."
Ich warf einen Blick über die Schulter um Mums Mimik zu lesen. Sie massierte immernoch die Creme ein. Ihr Gesicht sah nachdenklich aus.

Ich fuhr zögernd fort: "Er wollte mich töten und hat mit Feuerbällen auf mich geschossen." Rückartig drehte ich mich zu meiner Mutter um: "Er hat Feuer erschaffen! Aus dem Nichts!" Sie schaute mich unergründlich an. Ich holte tief Luft bevor ich sagte: "Ich bin wütend geworden und habe ihn angegriffen... mit Luft."
"Du meinst du hast wie er Feuer, Luft kontrolliert?"
Ich nickte und warf die Hände in die Luft: "Ich weiß das klingt ziemlich unglaubwürdig, aber es ist wirklich passiert! Von ihm habe ich die Brandwunden und das blaue Auge von Matt, den habe ich vorher angegriffen. Bitte halt mich nicht für verrückt. Ich-"
Mum legte mir beruhigend Hand auf den Arm: "Ich glaube dir."
"W-Was?"

Ich hatte alles erwartet. Dass sie schreit, dass sie Angst hat, dass sie mich für verrückt hält oder in Ohnmacht fällt.
Nur nicht, dass sie ruhig vor mir sitzt und es ohne mit der Wimper zu zucken glaubt.
Fassungslos starrt ich sie an: "Du glaubst mir?" Mum nickte und seufzte dann: "Ich hatte gehofft es dir nie erzählen zu müssen."
"Mum?"
Doch sie stand auf und verschwand aus dem Bad um irgendwas zu holen. Ich konnte nicht anders als ihr entgeistert hinterher zu starren.
Was wollte sie mir nie erzählen? Hatte es mit meinem plötzlich magischen Kräften zu tun (selbst wenn ich es denke klingt es unreal)?
Wusste sie etwas von alldem?
Als sie wieder zurückkam hielt sie zwei Briefumschläge in der Hand. Einer schon leicht gelblich, der andere dunkelbraun. Mum reichte mir schweigend den gelblichen und setze sich wieder neben mich. Ich sollte ihn öffnen. Mit einem letzten unsicheren und verwirrten Blick zu ihr machte ich den Brief auf. Ich zog den Zettel raus, faltete ihn auf und begann zu lesen. Auf ihn stand in ordentlicher und geschwungener Schrift:

Ich bin die Mutter des Kindes, welches sie auf der Türschwelle gefunden haben. Bei mir ist sie nicht mehr sicher, deswegen musste ich sie hierher bringen. Bitte ziehen sie Lillith, wie ihr eigenes Kind auf. Sie soll nichts von mir erfahren, außer ihre Kräfte sollten sich zeigen. Wenn das passieren sollte: Sie ist eine Luft Elementes.
Bevor sie nicht selber ihre Kräfte entdeckt hat, soll sie nichts von der Elementes Welt erfahren.
Ich wende mich an sie, weil ich weiß, dass sie auch eine Elementes sind.
Bitte sorgen sie gut für Lillith.

Ich musste den Brief zweimal lesen, bevor ich begreifen konnte, was da stand.
Er war von meiner Mutter? Meiner richtigen Mutter?
Langsam wandte ich mich an Mum: "Du bist nicht meine Mum?" Sie schüttelte traurig den Kopf: "Du wurdest mir auf die Türschwelle gelegt mit diesem Brief. Ich habe dich adoptiert und wie deine Mutter es wollte, wie mein Kind aufgezogen." Ich blickte auf den Brief. Mein Hände hatten angefangen zu zittern und in meinem Kopf herschte das reinste Chaos.

Erst das mit Matt. Dann Devon. Jetzt erfahre ich, dass Mum garnicht meinen Mum ist.
Mum- ich meine Irina- legte mir sanft die Hand auf die Schulter: "Ich kann verstehen, wenn du sauer auf mich bist, aber deine Mutter hat es so gewollt. Sie musste einen Grund gehabt haben."
Ich schaute zu Irina und versuchte mir mein Gefühl im Bauch klar zu werden. Auf jedenfalls spürte ich keine kalte Wut.
"Ich bin nicht sauer.", meinte ich, "Nicht auf dich. Ich weiß nicht ob ich wütend auf meine Mutter sein soll, dass sie mich abgegeben hat." Ich nahm Irinas Hand und drückte sie leicht: "Ich glaube... ich bin dir dankbar."
Irina schaute mich überrascht an.
"Du hast mich aufgenommen, auch wenn ich ein fremdes Baby war und danach so viel getan für mich... danke."
Irina lächelte sichtlich erleichtert und umarmte mich. Dabei achtete sie darauf, meinen Rücken nicht zu berühren. "Du hast sicher einige Fragen.", bemerkte sie, als wir uns voneinander lösten. Ich lächelte leicht: "Ja. Etwa eine Million."
Irina grinste und stand auf: "Ich werde versuchen sie dir alle zu beantworten. Lass uns doch in die Küche gehen und dabei etwas Tee trinken."

Also stand ich auf um ihr zu folgen. Erstmal huschte ich nach oben um mir ein neues T-shirt anzuziehen und kam wieder runter. Mum...-Irina- saß am Küchentisch, den Blick in die Ferne gerichtet, als erinnerte sie sich an etwas. Ich setzte mich ihr gegenüber hin. Irina schreckte aus ihren Erinnerungen hoch und wandte sich mir zu: "Ich habe noch einen Brief für dich." Sie schob mir den dunkelbraunen Umschlag zu. Den hatte ich eben ja völlig vergessen!
Mit einem nervöse Kribbeln im Bauch brach ich auch hier das Siegel auf und öffnete den Brief.

Hi.
Ich hoffe, dass es langsam spannender wird. Ab jetzt macht es auch viel mehr Spaß die Geschichte zu schreiben und ich selber kann es kaum erwarten weiterzuschreiben, auch wenn ich weiß wie es weiter geht. (Kennt ihr das?)
Habt ihr ein Idee, was in dem braunen Umschlag sein könnte?

Noch viel Spaß beim Lesen :)

Eure VeraCrystall31.

Lillith das schwarze Element Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt