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Ich hing eine Weile dort an den Ketten. Es tat nicht weh, aber es war sehr unangenehm. Besonders an den Schultern und an den Handgelenken. Ich scharrte mit den Füßen und versuchte irgendwie mich etwas besser hinzustellen, damit ich meine Arme entlasten konnte, aber ich berührte den Boden kaum und konnte mich nicht wirklich auf meine Füße stützen.

Plötzlich hörte ich einen Schlüssel, der im Schloss gedreht wurde und mein Kopf schoss nach oben.
Die Tür wurde von einen der Männer geöffnet, die mich überfallen hatten. Er hielt die Tür einfach ausdruckslos für meinen Vater auf, der mit einem zufriedenen Lächeln eintrat. Danach wurde die Tür geschlossen und ich war mir Valor alleine in diesem grauen Raum.

Mein Vater hatte mich in Ketten gelegt, weil er wusste, was ich war. Ich war von ihm überfallen worden.
Ich fühlte mich zwar verraten, es gab mir einen Stich und bestärkte mich darin, dass ich als Dunkler Mond nirgendwo wirklich hingehörte, aber es erschütterte mich nicht. Valor hatte sich darum bemüht, dass wir uns besser kennenlernten und ich ihn anfange zu mögen, aber das hatte nicht funktioniert. Die Tatsache, dass er mein eigenes Fleisch und Blut ist, hatte auch nicht für eine Bindung oder sowas gesorgt. Er war von Anfang an ein Fremder gewesen und ich hatte halb erwartet, dass er mich wieder wegschickte. Aber eine Entführung? So weit hatte ich nicht gedacht. Oder wie man das hier nennen wollte.

Er trug jetzt ein weißes Hemd, das er in die schwarze Hose mit vielen Knöpfen an den Seiten gesteckt hatte. Beim Theater hatte er war anderes getragen. Bedeutete das es war ein neuer Tag? Wie lange war ich bewusstlos gewesen?

„Hallo Lillith", er zog meinen Namen genüsslich in die Länge und sah mich dabei hämisch an: „Wie geht es dir?"
„Wo sind Alenia und Devon?", in mir war genug Leere, um keine Wut auf meinen Vater zu haben, aber ich sorgte mich dennoch um meine Freunde. Diese Leere war echt seltsam. Meistens fühlte ich nichts, aber hin und wieder, da kamen Gefühle durch.

Mein Vater hob beschwichtigend die Hand: „Immer mit der Ruhe. Du solltest jetzt ganz andere Sorgen haben."
Ich fragte nicht nach, was er meinte, denn genau das wollte er.
Als ich ihn nur schweigend ansah, fuhr er trotzdem unbeirrt fort: „Da wir dich nun haben, wirst du ohne weitere Umschweife ausgeliefert. Aber ein Transport ist zu riskant. Lieber kommt der Innere Kreis morgen zu dir."
Ich starrte ihn an. Er war Teil der Hunter? Und er hatte Kontakt zu dem Anführer von ihnen?
Die ganze Zeit über hatte ich darauf geachtet, dass er nichts von mir erfuhr. Dass er nicht hinter mein Geheimnis kam. Dabei hatte ich keine Sekunde darüber nachgedacht, dass er nicht selbst auch eines haben konnte.

Er quittierte mein geschocktes Gesicht mit einem arroganten Zurechtzupfen seiner Jacke.
„Oh Lillith... wir haben viel zu erzählen", er verschränkte die Hände lässig hinterm Rücken, „Wir müssen uns ja jetzt nichts mehr vorenthalten."
„Dann fang an. Wo sind Alenia und Devon?", zischte ich und sah ihn so eisig an, wie ich nur konnte. Ich legte die ganze Kälte aus meinem Inneren in meinen Blick. Wenn er ihnen wehgetan hatte...

„Dazu komme ich später. Machen wir es der Reihenfolge nach. Es hat alles angefangen damit, dass du geboren wurdest."
Ich biss die Zähne aufeinander. Er wollte mich absichtlich zappeln lassen. Und verdammt, es funktionierte!

„Deine Mutter. Valentina", er spuckte ihren Namen aus, „Sie wusste von Anfang an was du bist. Sie hat es schon gespürt, bevor du geboren wurdest."
Valor trat Schritt für Schritt näher: „Ich habe bemerkt, dass sie sich seltsam verhalten hat. Und während deiner Geburt hat alles vor Magie geknistert. Auch ich habe gefühlt, dass etwas anders war."
Er war nur noch drei Schritte entfernt und er blieb stehen.
„Dieses Miststück hat es gewusst. Und als sie Wind davon bekam, dass ich bei den Huntern bin, wollte sie mit dir weglaufen. Zur gleichen Zeit hatte ich schon die Vermutung, wer du bist und habe es gemeldet."

Lillith das schwarze Element Where stories live. Discover now