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Devon
„Wie? Wie soll ich meine Kräfte kontrollieren?"
Lillith hörte sich so verzweifelt an. Als hätte sie sich selber schon öfters diese Frage gestellt und keine Antwort gewusst.

Meine Hände, die immer noch ihre Fäusten hielten, wurden fester: „Wir werden einen Weg finden."
Es gab immer einen Weg. Und wenn es darum ging Magie zu kontrollieren, sogar mehrere. Trackles zu benutzen, um die Magie einfach zu unterdrücken, war eigentlich der letzte, vorübergehende Weg. Wenn man sie zu lange anstaute, konnte das sogar schmerzhaft sein.

An ihren Augen sah ich, dass sie mir nicht wirklich glaubte, aber kurz schimmerte ein klein wenig Hoffnung auf.

„Wir sollten unsere Suppe aufessen.", murmelte sie und sah auf die Schüssel auf ihren Schoß. Sie dampfte schon nicht mehr.
Ich nickte. Hielt aber ihre Hände weiterhin fest. Die Faust hatte sie gelockert.
Lillith blasse Haut war weich und warm. Ganz anders als meine vom Kämpfen, schwieligen Hände.

„Darf ich meine Hände wieder haben?"
Mir wurde heiß und ich ließ sie schnell los. Augenblicklich wollte ich ihre Hände wieder halten, meine fühlten sich leer und kalt an. Aber ich ging darüber hinweg und begann wieder meine Suppe zu essen. Lillith tat das gleiche.

Wir hatten zum schlafen unsere Lederkluft ausgezogen, lagen also mit Hemd und Hose im Bett.

Wir hatten uns den Rücken zugekehrt, trotzdem war  ich mir ihrer Gegenwart deutlich bewusst. Ihre Atemzüge wurden irgendwann gleichmäßiger, sie musste schon eingeschlafen sein. Aber ich war noch wach. Und aus irgendeinen Grund, schweiften meine Gedanken immer wieder zu ihr zurück.

Hatte ich sie jemals lachen sehen? Ich meine, so richtig lachen. Sie hatte mal gelächelt, aber das erreichte oft nicht ihre Augen. Eigentlich nie. Nicht wirklich.

Und das alles war die Folge von Blutmond. Als sie die Schüler getötet hatte und das, was ihr so zu schaffen machte. Sie kam mit dem Blut an ihren Händen nicht klar.

Sicher, ich hatte auch schon einige Prodigias getötet.
Auch mein Gewissen war nicht unbelastet. Trotzdem war ich mit der Zeit abgestumpft. Jetzt kostete es mich keine so große Überwindung, wie noch als ich jünger war. Dennoch war es mir zuwider. Aber bis jetzt hatte ich immer geglaubt es wäre das Richtige. Außerdem hatte ich meiner Mutter versprochen, für das Richtige zu kämpfen. Ich bin immer davon ausgegangen, sie meinte ich sollte bei den Huntern bleiben. Ich hatte mich angestrengt und war zu einen der besten geworden. Weil ich es ihr versprochen hatte.
Und wie sich herausgestellte hatte, war es das falsche gewesen.
Sie hatte die Saver gemeint. Nicht die Hunter.

Ich drehte mich auf den Rücken und sah zu der niedrigen Holzdecke auf. Neben mir lag Lillith schlafend in die Decke eingekuschelt.

Diesmal kämpfe ich wirklich für das richtige.
Ich wusste meine Mutter hörte mich nicht. Ich glaube nicht daran, aber trotzdem schickte ich ihr diesen Gedanken stumm zu.

  ~•~

Am nächsten Morgen traten wir fertig angezogen vor die Tür unseres Zimmers. Alenia wartete schon an die Wand gelehnt auf uns und stieß sich ab, als wir auftauchten.
„Guten Morgen."
Wir erwiderten den Gruß. Auch wenn Lillith Stimme leerer klang als gestern. Nachdenklich sah ich sie von der Seite an. Sie schien müde. Hatte sie vielleicht wieder einen Albtraum gehabt?

Alenia klatschte voller Tatendrang in die Hände: „Also. Frühstücken wir und machen wir uns dann auf Saver-Suche?"
Lillith nickte, sah dann kurz zu mir rüber und sagte:
„Wollen wir vielleicht vorher auf den Markt gehen? Devon wollte noch bisschen bummeln."
Das klang ja so als würde ich die Saver-Sache garnicht ernst nehmen!
„Vielleicht gibt es ein paar nützlich Sachen.", ergänzte ich deswegen.

Lillith das schwarze Element Where stories live. Discover now