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Devon
Einen Tag vor dem allbekannten Erschaffungs-Fest kamen wir bei einem kleinen Dorf an. Ich kannte es. Hier war ich schon ein paar mal durchgekommen, wenn ich Prodigias gejagt hatte. Es war ein kleiner friedlicher Ort, wo viele Reisende durchkamen.
Offenbar auch Lillith.

Wir standen mit unseren Pferden noch im Schatten der Bäume des Waldes und blickten auf die kleinen Häuser des Dorfes. Von hier aus konnte man schon erkennen, wie einige Bewohner die Straßen mit weißen Bändern an den Häusern verzierten. Zur Feier der Scheinende.
Die Scheinende wurde auch von Huntern gejagt, schließlich war sie auch eine Prodigia, aber nicht so intensiv wie Lillith. Der Dunkle Mond war weitaus gefährlicher und im Moment zum Greifen nahe.

„Also ihre Spuren hat sie nicht gut verwischt", schnaubte Max verächtlich und strich sich eine Strähne seines hellbraunen Haares aus dem Gesicht.
John neben mir erklärte ruhig: „Sie hat sie garnicht verwischt oder versucht uns irgendwie in die Irre zu führen." Er zuckte die Schultern: „Kein Wunder, sie hat keinerlei Erfahrung im Überleben. Sie kommt aus einer Nimentes-Stadt."
Nimentes. So nannten die Elementes manchmal die Nicht-Elementes. Nicht sehr einfallsreich, aber es war bloß eine Bezeichnung.

„Meinst du sie versteckt sich da?", fragte Ellie an John gewandt und dieser legte den Kopf leicht schief. „Wahrscheinlich. Kann aber auch sein, dass sie schon weiter gegangen ist."
„Lasst uns mal nachsehen. Wir könnten im Gasthaus übernachten. Das Essen ist super und die Angestellten sind wirklich nett", schlug ich vor und hängte hinterher, „Ich bin hier schon öfter durch."
Ellie nickte zustimmend, dabei fielen ihr ein paar Strähnen ihres blonden Haares über die Schulter: „Gute Idee. Ich war hier auch schon mal bei einem Auftrag aber ich konnte nicht bleiben"

Kurze Zeit später ritten wir im Trab durch die Straßen der Stadt. Mir fiel auch der Name des Dorfes ein: Merondia
Es war ungefähre ein Uhr und überall wurde etwas für das Fest vorbereitet. Bühnen wurden von
Erd-Elementes aus dem Boden gehoben, ein rundes Podest auf einem Platz wurde erschaffen und mit Sitzgelegenheiten dazu. Vermutlich für die Wettkämpfe. Auf dem Marktplatz standen schon Stände bereit, allerdings waren die Vorhänge zu und man konnte nicht sehen, was sie morgen verkaufen würden.

Ich führte unsere Gruppe zum Gasthaus, schließlich kannte ich als einziger den Weg. Wir ritten schweigend und hielten eher nach Lillith Ausschau.
In unserer Kampfmontur (die Waffen hatten wir in die Taschen gepackt, das wäre dann schon zu auffällig) und den Pferden erregten wie zwar Aufsehen, aber das wunderte niemanden. Hier kamen so oft Reisende durch, da fielen wir nicht auf.
Lillith wohl auch nicht.

Vor den Gasthaus banden wir unsere Pferde an und traten ein. Sofort schlug mir ein Stimmengewirr ans Ohr und ich schaute mich in dem relativ gut gefüllten Raum um. Seit meinem letzten Besuch hatte sich nichts verändert.

Wie traten alle zusammen ein und setzten uns an einem Tisch in der Nähe des Eingangs. Hier standen genau vier Stühle und wir ließen uns hungrig fallen. Wir hatten Proviant, klar, aber ein richtiges Mittagessen würde guttun.
Während wir warteten, bis wir dran kamen, schauten wir uns weiter um. Naja, Max lümmelte ehr gelangweilt auf seinem Stuhl rum.

Plötzlich fielen mir schwarze Haare ins Auge und mein Blick blieb an ihnen hängen. Ein Mädchen mit kurzen Haaren lief zu einem Tisch auf der anderen Seite des Lokals. Sie stand mit den Rücken zu mir, während sie eine Bestellung aufnahm. Dann drehte sie sich vom Tisch weg, um wieder in die Küche zu gehen. Dabei sah ich ihr Gesicht.
Mein Herz setzte einen Schlag aus.
Lillith.

Ich packte Ellie am Arm und ihr Blick zuckte darauf fragend zu mir. „Lillith ist hier. Sie arbeitet als Kellnerin!", erklärte ich schnell und stand auf, „Wir müssen hier weg, bevor sie uns erkennt."
Ellies Augen weiteten sich und sie stand ebenfalls schnell auf, aber von außen völlig ruhig um kein Aufsehen zu erregen.
„Max und ich bleiben hier. Sie kennt uns ja nicht", sagte John und lehnte sich ein wenig zurück, „Wir lassen sie nicht aus den Augen"
„Lasst uns sie doch sofort angreifen. Dann geht es schneller.", Max war offensichtlich gelangweilt und hatte keine Lust mehr auf den Auftrag.
John schüttelte bestimmt den Kopf: „Wir beobachten sie erstmal nur. Morgen, während des Festes schlagen wir zu."

Lillith das schwarze Element Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt