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Ich sah meinen Vater ungeduldig an: „Nun sag schon. Ich habe getan, was du wolltest."
An meinen Wangen spürte ich immer noch die Tränenspuren, die durch das Erzählen von Blutmond entstanden waren.

Valor nahm sich mehr Zeit als nötig, um sein weißes Hemd zurechtzuzupfen und ein paar imaginäre Staubkörner zu entfernen.
Letztendlich sagte er dann: „Sie sind hier. In einer ähnlichen Zelle, wie deine."
„Was hast du mit ihnen vor?", ich hasste es, ihm alles aus der Nase ziehen zu müssen. Vermutlich genoss er genau das.
„Sie sind... sagen wir mal... ein Druckmittel, für den Fall, dass du nicht kooperierst.", ein teuflisches Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, „Vorher gucken wir ob sie Antworten haben. Auf die Frage wo die Scheinende ist zum Beispiel."
Ich schnappte nach Luft und mein Magen ballte sich zu einem Klumpen.
Mein Vater machte langsame Schritte rückwärts: „Nachdem du bei deiner Befragung keine Antwort geben wolltest, holen wir die eben bei jemand anderem."

Mein ganzer Körper spannte sich an, als ich den Sinn der Worte verstand. Er würde sie Foltern, um herauszufinden, wer die Scheinende war und mich mit ihnen zur gleichen Zeit erpressen. Valor war skrupellos genug gewesen seine Frau umzubringen, wie weit würde er bei der Befragung gehen?

„Sie wissen nichts.", versuchte ich Alenia und Devon zu schützen, „Fragt mich, wenn ihr Antworten sucht."
Mein Vater wirkte belustigt: „Sie wissen sicher mehr, als du zugeben würdest. Außerdem macht es viel mehr Spaß die Sorge und Angst um deine Freunde auf deinem Gesicht zu sehen."
Er sah mich ein letztes Mal schadenfroh an, dann war er aus der Tür raus und schloss sie hinter sich.

Kaum war er weg, sackte ich verzweifelt in mich zusammen. Was sollte ich tun? Meine Freunde wurde vielleicht gefoltert und sie würde ihnen schlimmeres antun, wenn ich einen Fehler machte.
Aber was hatte mein Vater mit mir vor? Morgen würden die Leute aus dem Inneren Kreis kommen.
Ich schluckte. Das bedeutete auch Castriel.

Während der restlichen Zeit, bekam ich keinen Besuch. Mir wurde weder Essen noch Trinken gegeben. Das hieß ich hing in den Trackless-Ketten, ohne ein Gefühl für die Zeit zu haben. Es gab in diesem öden grauen Raum keine Fenster.
In regelmäßigen Abständen hörte ich Schritte vor der Tür und vermutete die Wache, die abgelöst wurde. Aber auch das gab mir keinen Hinweis, wie spät es war.

Irgendwann musste ich eingeschlafen sein, denn kurz nachdem ich aufwachte, wurde die Tür geöffnet. Allen voran kam mein Vater und hinter ihm folgten zwei Männer und eine Frau, die ich nicht kannte. Das Schlusslicht bildete Castriel, dessen Augen sich direkt in meine bohrten. Ohne es zu wollen verkrampfte ich mich, was ihm ein Lächeln entlockte.

Schnell lenkte ich meinen Blick weiter zu dem ersten der zwei fremden Männer. Er war hochgewachsen und schlank wie ein Spargel. Die schwarzen Haare hingen vor seinen dunklen, leicht schräg stehenden Mandelaugen. Japaner vielleicht? Auf jeden Fall musste er Feuer sein und trotz seiner schlanken Statur, hatte er etwas listiges an sich, dass mich zur Vorsicht riet.
Er erwiderte meine Begutachtung mit einem stechenden Blick an mir hoch und runter. Am Ende sah er mir in die Augen und ich sah eingeschüchtert weg.

Der zweite Mann war dunkelhäutig, aber mit blauen Augen. Er trug eine Ledermontur, die ihn bis zu den Zähnen bewaffnete. Allerdings hatte er die Ärmel abgerissen und zeigte Stolz die einzelnen Narben die seine Arme zierten. Bei meinem Blick verschränkte er sie vor der Brust und bedachte mich abschätzend.

Die letzte war die stämmige Frau. Sie war immer noch schlank aber muskelbepackt. Ihr Kinn hatte sie selbstsicher gereckt und die blonden Haare zu einem strengen Dutt nach hinten gebunden. Ihre grünen Augen sahen mich an, als wäre sie jederzeit bereit, den Kampf mit mir aufzunehmen.

Lillith das schwarze Element Where stories live. Discover now