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Lillith
Es war immernoch Nacht und kühl. Ich fror nicht, aber mir war auch nicht warm.

Ohne einen wirklichen Plan stampfte ich über einige Blätter und Zweige. Jedes Geräusch schien mir unnatürlich laut und gleichzeitig nahm ich es kaum war. Ich war in meinen Gedanken, die sich stetig um das Geschehene in der Schule drehten. Ich hatte sie umgebracht. Diese fünfzehn Schüler deren Eltern trauern würden. Ich hatte gemordet... und das mit Spaß.

Zumindest in den Moment hatte ich Spaß gehabt. Mir hatte es gefallen.
Und jetzt?
Jetzt fühlte ich mich leer und... irgendwie grottenschlecht. Grottenschlecht war nicht mal ein Wort dafür.

Die toten Gesichter zogen immer wieder an mir vorbei und ich hatte das Gefühl als könnte ich ihre Schmerzensschreie immernoch hören.
Ich presste meine Hände gegen die Ohren damit die Schreie verschwanden, aber es brachte nichts. Ich lies die Arme schlapp wieder sinken.

Ich fühlte mich als hätte ich mit jedem Mord einen Teil meiner Seele verstümmelt. Jetzt war dort nur ein dunkler Fleck, der schmerzte und an mir zerrte.

Ich ging weiter. Am besten ich brachte so viel Abstand wie möglich zwischen mir und der Schule. Leider hatte ich kein Ziel und keinerlei Orientierung. Mein erster Gedanke war irgendwie zu Irina zu kommen, aber nach einigen Überlegungen hatte ich das verworfen. Ich war gefährlich und Hunter plus Alenia jagten mich. Ok, bei Alenia war es eine Vermutung aber das tat nicht zu Sache. Ich würde Irina nur in Gefahr bringen. Vielleicht würde ich in ihrer Gegenwart auch wieder durchdrehen und dann auch sie umbringen.
Nein, lieber ging ich woanders hin.

Aber wohin?
Wenn ich Glück hatte, würde ich irgendwann auf einen Weg oder eine Siedlung treffen. Gab es sowas wie Elementes-Dörfer? Betimmt. Irgendwo mussten sie ja wohnen.

Plötzlich ragte vor mir eine Höhle auf und ich blieb überrascht stehen. Meine Augen konnten Nachts immernoch erstaunlich gut sehen, aber das Dunkle der Höhle konnte auch ich nicht erkennen.

Ich kniff die Augen zusammen aber da war nur Schwärze.
Ich erschauderte bei der Dunkelheit. Im Dunklen war der Dunkle Mond immer aufgetaucht. Nie bei strahlenden Licht.
Vielleicht war das idiotisch aber ich hatte Angst, im dunklen ihn zu sehen oder, dass er wieder die Kontrolle übernahm. Das will ich nie wieder erleben.
Nie. Wieder.

Und schon sah ich wieder die toten und verunstalteten Schüler, die durch meine Hand gestorben waren.
Mein Inneres zog sich zusammen und ich zwang mich dazu die Bilder zu Seite zu schieben und mich auf die Höhle vor mir zu konzentrieren.

Ich schickte einen starken Luftstrahl in die Höhle und lauschte. Keine Geräusche.
Hätte sein können, dass da ein Tier oder so drin war und ich hatte keine Lust von einem Bären, Wolf oder was auch immer angegriffen zu werden.
Was? Das wäre gut möglich.

Sicherheitshalber wiederholte ich das nocheinmal und als auch diesmal nichts zu hören war, oder ein Tier erschreckt rausrannte, ging ich rein.

Ich konnte alles nur schemenhaft erkennen. Die Höhle war nicht allzu groß. Sie reichte für zwei aber ab drei wurde es eng.
Müde ließ ich mich in der Nähe des Eingangs nieder. So spendete mir der Mond bisschen Licht und ich war nicht umgeben von völliger Dunkelheit.

Müde ließ ich mich auf den harten Boden fallen und kugelte mich zusammen.
Fünfzehn Menschenleben hatte ich ausgelöscht. In den Moment mit Spaß und ohne Skrupel.
Was war ich nur für ein Mensch?
Aber war ich überhaupt einer oder war ich einfach ein Monster?

Ich hatte das Gefühl als würde in meinen Inneren jemand leise lachen, aber vielleicht bildete ich mir das nur ein.

Ich kugelte mich noch mehr zusammen. Als könnte ich so das dunkle Loch verschließen, dass sich langsam in meinem Inneren bildete...

Lillith das schwarze Element Where stories live. Discover now