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Der versprochene Sturm kam, als wir morgens auf halben Weg weiter in Richtung des Lagers waren. Der Wind wurde kräftiger und die Wolken verdunkelte sich rapide. Ich spürte wie Devons Pferd unter mir unruhig wurde. Es schien den herannahenden Sturm zu spüren.

„Wenn wir weiter reiten, müssen wir durch den Wald. Das ist bei einem Gewitter keine gute Idee.", stellte Devon fest, mit einem prüfenden Blick zum Himmel. Ich saß vor ihm auf dem selben Pferd und er hielt mit den Armen um mich herum die Zügel. Wieder stieg mir sein Duft von Wald und Moos in die Nase und ich musste mich davon abhalten ihn nicht tief einzuatmen.

John stimmte Devon zu und sein Blick lag nun auf dem Dorf, das ich gestern schon gesehen hatte. Wir hatten geplant daran vorbei zu reiten.
„Wir brauchen eine Unterkunft. Wir wollen ja nicht von einen blitzgetroffenen Baum erschlagen werden."
Keiner widersprach, also drehten wir leicht ab und ritten auf das Dorf zu. Der Wind nahm weiter zu und peitschte mir das Haar ums Gesicht. Es war kurz geschnitten, aber es schlug mir trotzdem gegen die Wangen. Vielleicht würde ich die Jungs um ihre Kurzhaarfrisur beneiden, aber für sowas ließ die Leere keinen Platz.

Als John dann die Türen eines Gasthauses aufstieß und wir ihm schnell folgten, hatte strömender Regen eingesetzt und unsere Klamotten durchnässt. Hinter uns war ein Donnerrollen war zu hören und ein Blitz zuckte über den Himmel.
Mein dünnes weißes Kleid, was ich immer noch vom Fest trug, war ebenfalls klatschnass. Es klebte an meinem Körper und man konnte die Haut durchscheinen sehen, wie es bei nassen weißen Sachen eben so war. Das Haar klebte mir am Gesicht und Hals, aber ich scherte mich wenig um mein Aussehen. In knapp einer Woche war ich sowieso tot und man würde froh sein, dass es den Dunklen Mond nicht mehr gab. Da war es egal wie ich aussah oder wie viel man unter dem nassen Stoff von meiner Haut sah.

Die Hunter sahen besser aus. Ihre Lederkluft war nass, aber nicht dünn oder weiß. Ihre Haare waren allerdings wie meine und Ellies Zopf klebte ihr platt am Rücken.

Die Wirtin, eine pummelige 40-jährige Frau eilte uns sofort entgegen.
„Wir haben Pferde", informierte John sie, bevor die Dame den Mund geöffnet hatte und deutete nach draußen, „Und wir brauchen vier Zimmer. Für eine Nacht."
Die Wirtin ließ den Blick über uns gleiten. Die vier Hunter in ihrer Lederkluft, mit den Schwertern pm die Hüfte und mich. Das Mädchen mit schwarzen Fesseln um den Handgelenken und dem leeren Blick.
Wenn die Wirtin den Trackles um meinen Handgelenken als Fesseln erkannte, sagte sie dazu nichts. Es könnte genauso gut als Schmuck durchgehen, jetzt da es keine Kette mehr zwischen den Handgelenken gab.

„Die Zimmer", lenkte Max die Wirtin ungeduldig wieder auf das Thema zurück.
„Wir haben derzeit nur drei Zimmer. Drei Einzelzimmer.", erklärte sie mit einem entschuldigenden Lächeln und John nickte bloß.
„Dann nehmen wir das."

Sie gab uns die Schlüssel und schickte uns anschließend die Holztreppe hoch zum Flur mit den Zimmern. Türen reihten sich rechts und links auf, jede mit einer goldenen Zimmernummer versehen.
„Ich schlafe alleine", bestimmte Max ohne unsere Antwort abzuwarten und verschwand mit einen der Schlüssel in Zimmer Nr. 13.
Er schlug die Tür hinter sich zu und nun standen nur noch wir vier, also John, Ellie, Devon und ich, im Flur.
„Nun denn", Devon nahm einen weiteren Schlüssel aus Johns Hand und hielt ihn hoch, „Lillith und ich sind in Zimmer 11."
Ellie warf einen Blick hoch zu John, er überragte sie um einen Kopf und nickte. Sie schien zufrieden mit der Aufteilung, wenn man ihr stilles Lächeln betrachtete.

Also gingen wir getrennte Wege und Devon schloss vor mir die Tür auf. Unser Zimmer war ein mittelgroßer Raum, der genügend Platz für ein Schrank, ein Schreibtisch mit Stuhl und einem weiß bezogenen etwas breiteren Einzelbett bot. Der braune Schreibtisch aus Holz, wie alle Möbel hier, stand vor dem Fenster, das zur Straße hin schaute. Draußen sah man den starken Regen, der gegen die Scheibe trommelte und dessen Geräusch man sogar drinnen gedämpft hören konnte. Ich sowieso.

Lillith das schwarze Element Where stories live. Discover now