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Am Montag stand ich wie gewohnt auf, machte mich fertig und ging mit Alenia zum Frühstück in der Haupthalle. Dort trafen wir wie üblich Lenné und aßen unser Essen. Ich nahm lediglich einen Müsli, wohingegen Lenné zwei Brote verdrückte. Um uns herum herschte ein stetiges Brummen aus Stimmen. Glücklicherweise tauchte Larissa nicht bei uns auf, um einen fiesen Kommentar abzulassen. Das hätte mir sonst den Morgen verdorben.

Als Lenné und Alenia zum Unterricht mussten, lief ich zurück ins Zimmer, um die Liste zu holen. Ich zog sie aus dem Kissen, schob sie in die Hosentasche und machte mich auf dem Weg in die Bücherei. Ich hatte 90 Minuten Zeit, bis die erste Stunde um war und es zur Pause klingeln würde. Bis dahin musste ich die Bücher (wenn ich welche fand) sowie die Liste verstecken.

Um keine Zeit zu verschwenden, hastete ich mit langen Schritten durch die jetzt leeren Hallen. Ich versuchte leise zu sein, um den Unterricht hinter den Türen nicht zu stören. Doch durch meine scharfen Ohren hörten sich meine Schritte laut an und ich konnte die Stimmen hinter den Türen verstehen.

Ich öffnete die Türen zur der großen Bücherei und vielleicht hätte ich mehr Zeit damit verbracht den Raum zu bewundern, wenn ich nicht so viel Zeit wie möglich brauchte. Die Bibliothekarin schaute mich kurz hinter ihren Halbmondgläsern an und widmete sich dann wieder einem Zettel vor ihr.

Mir wäre es lieber, wenn ich nicht fragen müsste, aber ich wusste ja nicht wo die ganzen Bücher waren und wie sie sortiert waren.
Etwas zögernd trat ich an das hölzerne Pult der Bibliothekarin. Diese schenkte mir ein kleines Lächeln und fragte: "Was kann ich für Sie tun?" Ich kratzte mich am Rücken während ich erklärte: "Hallo, ich suche Bücher über
Elementes-Nachfahren. Haben Sie welche über die Geschichte und Kräfte der Nachfahren?"
Die Bibliothekarin überlegte kurz, dann stand sie von ihrem Stuhl auf und ging um das Pult herum: "Komm mit."

Ich folgte ihr, während sie mit sicheren Schritten an den Regalreihen entlang lief. Erst jetzt viel mir auf, da wir so lange gingen, wie groß die Bücherei eigentlich ist. Bei einer Regalreihe relativ weit hinten blieb sie stehen und deutete auf die Bücher auf Schulterhöhe: "In dieser Reihe findest du einiges über dein Thema. Mach es dir da hinten bequem." Sie zeigte jetzt auf einen Tisch mit einer kleinen Lampe in der Ecke.
"Bis hier hinten kommen nicht viele. Du solltest also in Ruhe lesen können. Warum brauchst du die Bücher?"
"Ähh...", stotterte ich und ließ mir schnell etwas einfallen, "für Geschichte der Elementes. Wir sprechen gerade darüber."

Die Bibliothekarin nickte und legte drauf den Kopf leicht schief: "Wieso bist du nicht im Unterricht? Ich bin mir sicher heute ist Schule."
Ich hatte nicht erwartet, dass sie so viele Fragen stellte. Trotzdem antwortete ich: "Ich bin krank geschrieben. Ich kann Ihnen die Entschuldigung zeigen, wenn sie mir nicht glauben." Ich zog einen anderen zusammengefalteten Zettel aus meiner Hosentasche. Den hatte Nora ausgefüllte und gesagt ich solle ihn bei einen der Lehrer abgeben, wenn ich wieder zum Unterricht gehen würde.

Die Bibliothekarin winkte ab: "Nicht doch. Ich war bloß neugierig. Verzeih einer alten Frau, dass sie auf der suche nach neuen Geschichten ist, da sie hier keine hat."
"Neue? Meinen Sie, Sie haben alle Bücher hier gelesen?", ich machte eine Handbewegung, die die ganze Bücherei umwassen sollte. Das war unmöglich. Niemand konnte diese ganzen Bücher in einem Leben gelesen haben. Außerdem schätzte ich sie höchstens auf 40.
Sie lächelte während sie, zu meinem erstaunen, nickte: "Ja. Ich behersche das Element Erde und die Gabe der Erinnerungen. Die Gabe wird in unserer Familie weiter vererbt. Wir alle können uns an das erinnern, was unsere Vorfahren in diesen Bücher hier gelesen haben."
"Das heißt sie sind keine normale Elementes?"
"Nein. Wohl eher nicht."

"Platzt Ihnen nicht der Kopf, wenn sie so viel wissen?", auch wenn meine Frage vollkommen ernst gemeint war schmunzelte sie. "Nein. Es wird uns nur das wissen über die Bücherei vererbt. So stark ist unsere Gabe dann doch nicht, dass ich alles weiß was unsere Vorfahren wussten."
Vorsichtig fragte ich: "Werden Sie von Huntern gejagt?"

Lillith das schwarze Element Where stories live. Discover now