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Englisch und Deutsch hatte ich gut überstanden, auch wenn beide Fächer langweilig gewesen waren. Während des Mittagessens war nichts vorgefallen und anschließend meldete ich mich in der Küche, um zu helfen und meine Strafe abzuarbeiten. Die Köche und Köchinnen begrüßten mich freundlich und gaben mir auf, dass Geschirr abzuspülen.
Neben mir stand ein blondes Mädchen mit einem Fischgrätenzopf, woraus sich an manchen Stellen Strähnen gelöst hatten. Sie trug eine hellblaues Kleid mit einer weißen Schürze, was mich auf irgendeine Weise an Alice im Wunderland erinnerte.

Als ich rüberkam, um an der Spüle meine Aufgabe zu erledigen, machte sie mir wortlos Platz und meinte leise: "Du sp-spülst und ich trockne ab."
Mit einen Nicken nahm ich den ersten Teller und begann die Reste der Soßen mit Schwamm und Spülmittel abzuschrubben.
Das blonde Mädchen neben mir trocknete wortlos das Geschirr, was ich ihr reichte, ab und stapelte es auf der Arbeitsfläche rechts.
Sie redete nicht mit mir und schaute mich auch nicht an. Anscheinend war sie sehr schüchtern.

"Was hast du angerichtet?", fragte ich sie irgendwann, da ich davon ausging, dass sie auch eine Schülerin war, die Strafe arbeiten musste. Sie war sehr zierlich gebaut und kleiner als ich. Doch das Mädchen lachte zaghaft und erklärte: "Ich habe nichts angestellt. Ich bin nur die neue Angestellte hier."
"Aha.", sagte ich nur.
"Und warum bist du hier?"
Ich seufzte und reichte ihr eine Gabel: "Noch nicht davon gehört?"
Die neue Köchin blickte mir zum ersten mal ins Gesicht und musterte mich. Sie hatte dunkelblaue Augen, musste also Wasser sein. Dann plötzlich weiteten sich ihre Augen: "Du bist Lillith, die die den Jungen ohnmächtig geprügelt hat!"
Ich zog die Augenbrauen zusammen: "Ich habe ihn nicht verprügelt, sondern in einem Duell mit einem Tornado an die Wand geworfen... mit etwas sehr viel Schwung."
Das Mädchen strich sich ein Strähne aus dem Gesicht und fragte zögernd: "W-Warum... hast du das gemacht?"
Ich hielt kurz beim Waschen inne und blickte zu ihr. Sie hatte sich mir aufmerksam zugewandt und wartete auf eine Antwort.
Im Hintergrund nahm ich war, dass die restlichen Angestellten so taten, als würden sie unser Gespräch nicht belauschen. Das Verstummen der Gespräche verriet sie jedoch.

"Er hat mich wütend gemacht.", antwortete ich und darüber im klaren, dass die ganze Küche mir zuhörte, "als ich gewonnen habe, wollte er mich hinterrücks angreifen und ich bin ausgerastet. Ich kann meine Kräfte, die ich erst vor kurzem kennengelernt habe, noch nicht berheschen."
Das Mädchen sagte leise und schüchtern: "Es gab sehr viele Gerüchte und man weis nicht, was wahr ist und was nicht."
Ich nickte und sagte etwas lauter: "Nun, da ihr alle uns beiden zuhört, kennt ihr ja jetzt die wahre Geschichte."
Hinter mir wandten sich die Angestellten ertappt wieder ihren arbeiten zu.

Meine Partnerin wurde wieder still und trocknete schweigend ab, bis alles geschafft war. "Soll ich dir helfen einzuräumen?", bot ich ihr an und warf einen Blick auf die Uhr. Noch zwanzig Minuten, dann müsste ich in die Arena zu Lenné und Alenia.
Aber das Mädchen winkte ab und sagte den Blick schüchtern auf den Boden gerichtet: "N-Nein. Ich mach das schon."

Als ich die Küche verließ, fiel mir auf, dass ich sie garnicht nach ihren Namen gefragt hatte.

Mein nächstes Ziel war das Krankenzimmer, wo Adrian ja bekanntlich bewusstlos lag. Das Krankenzimmer war vielleicht so groß wie die Haupthalle. An seinen Wänden waren weiß bezogene Betten entlanggereiht und an der Gegenüberliegende Seite stand ein großes Regal voll mit Arzneien. Etwas weite rechts hatten die Krankenschwestern ihr eigenes Zimmer.

Die Schuldgefühle, die ich den ganzen Tag unterdrückte, kamen wieder hoch, als ich vor seinem Bett stand und ihn betrachtete. Er hatte die Augen geschlossen und an seinen Kopf, wie am Bein war ein Verband angebracht. Es war nochmal extra geschient, weil es gebrochen war.
Ich biss mir auf die Lippe. Wie stark hatte ich ihn an die Wand geschleudert?

Lillith das schwarze Element Where stories live. Discover now