66

5.2K 385 61
                                    

Alenia
Inzwischen saßen wir im Kreis um ein Feuer, dass der Hunter brennen ließ und teilten unser Proviant. Wir brauchten dazu kein Holz, das war praktisch und mussten keinen Brand befürchten. Naja. Wenn er es unter Kontrolle behielt.

Gerade rutschte Lilith geistesabwesend etwas näher zu ihm und zog die Beine an die Brust. Der Hunter neigte sich unbewusst leicht zu ihr hin, als würde sie ihn anziehen.
Ich lächelte still in mich hinein. Wie hatte Lilith es geschafft den Hunter dazu zu überreden sie zu befreien. Und dafür zu sorgen dass sie ihm wichtig war? Er hatte Lilith zu Seite geworfen, als ich mit meinem Licht auf sie gezielt hatte.

„Wie heißt du?", fragte ich den Hunter, als mir auffiel, dass ich seinen Namen garnicht kannte.
Er hob den Kopf und seine braunen
Feuer-Elementes Augen sahen mich an. Inzwischen nicht mehr ganz so misstrauisch wie zuvor.

„Devon", antwortetet er, „Du?"
„Alenia"
Lillith hatte von ihm erzählt. In der Schule. Wir waren mit Lenné in den Wald gegangen und dort hatte sie uns erzählt, dass Devon sie angegriffen hatte, bevor sie von ihren Fähigkeiten gewusst hatte.

„Sie hat von dir erzählt", sagte ich und er hob überrascht die Augenbrauen.
Ich fuhr mit einen Blick zu Lillith fort: „Du warst der, der sie umbringen wollte."
Lillith schien sich ebenfalls daran zu erinnern, genauso wie Devon: „Das fühlt sie an wie eine Ewigkeit her."
Lillith stimmt uns zu: „So viel ist passiert."

Ihre Augen wurden bei dem Satz dunkler und leerer. Es gab mir einen Stich. Sie sah ganz anders aus, seitdem ich sie in der Schule das letzte Mal gesehen hatte. Klar, das Gesicht war das Gleiche, aber ihre Ausstrahlung war eine gänzlich andere. Von ihr ging Stille aus. Sie blieb größtenteils ausdruckslos, ihre Augen waren so leer wie ihre Stimme und immer wieder ballte sie die Hände zu Fäusten.
Mein Blick fiel auf ihre Fesseln. Sie wollte sie nicht abnehmen.
Und ihre Haare waren kürzer, zerzaust und stumpf.

„Willst du dir nicht etwas besseres anziehen?", fragte ich sie und nickte zu dem Umhang, der um ihren Schultern lag. „Dir ist bestimmt kalt."
Lillith blinzelte, als war ihr jetzt erst aufgefallen, dass sich auf ihren Armen eine Gänsehaut bildete.
Devon zog seine Tasche näher zu sich und kramte bessere Kleidung raus.
„Ich hab's ganz vergessen", murmelte er entschuldigend und reichte ihr ein Hemd aus Leinen, dunkelbraune Hose und eine schwarze Lederkluft der Hunter. Mit den ganzen Schnallen und Taschen für Messer. Dazu die passenden festen Stiefel.

Lillith nahm die Sachen mit einem Danke entgegen und stand auf, um sich umzuziehen. Sie ließ den braunen Mantel fallen und bückte sich als erstes nach der Hose. Dabei verzog sie leicht das Gesicht.

Der Mantel fiel zu Boden und ich sah den großen Blutfleck an der Innenseite. Im selben Moment bemerkte ihn auch Devon ihn und fluchte: „Lillith! Dein Rücken ist wieder aufgerissen!"
Er stand auf und riss Lillith herum, um ihren Rücken zu betrachten.
Ich sah ihn nun auch und schnappte nach Luft.

„Was ist passiert?", flüsterte ich und starrte ihren blutverschmierten Rücken geschockt an. Tiefe rote Striemen überzogen ihn, die teilweise noch bluteten und an denen teils Hautfetzen herabingen.
Devons Muskel zuckte, als er knurrte: „Castriel ist passiert."
Ich merkte wie Lillith, bei der Erwähnung seines Namen leicht zusammenzuckte.
„Castriel?"
„Der Anführer des Lagers. Mitglied des Inneren Kreises.", Devon kniete sich hin, um in der Tasche nach Verbandzeug zu kramen.
Lillith nickte und verzog etwas das Gesicht, als würde sogar diese Bewegung wehtun. Wieso konnte sie sich davor denn so gut bewegen?
„Schmerztabletten", sagte sie, als sie meinen nachdenklichen Blick sah.

Devon hatte inzwischen Verbandzeug und eine Salbe gefunden und stand wieder auf um Lillith zu verarzten.
„Das brauchst du nicht", hielt ich ihn zurück und ging zu Lillith, „Ich kann sie so heilen"
Lillith zog die Augenbrauen hoch: „Deine Heilkräfte"
„Genau"

Lillith das schwarze Element Where stories live. Discover now