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Lillith
In dieser Nacht schlief ich schlecht und wachte am nächsten Tag kurz vor Sonnenaufgang mit steifen Gliedern auf. Der harte Trackles war nicht sehr angenehm zum schlafen und ihn die ganze Nacht zu spüren war auch nicht viel besser.
Ich wachte mit starken Druck auf der Brust und knurrendem Magen auf. Dazu schmeckte ich den bitteren Geschmack des letzten Albtraums noch auf der Zunge.

Während die Sonne über die Baumwipfeln empor stieg und das Hunter Lager nach und nach mir ihren Licht berührte, saß ich im Schneidersitz in der Mitte meines Gefängnisses, mit dem weißen, dreckigen Kleid und die Decke um meine Schulter gelegt.

Ich musste sicher ein seltsames Bild abgeben, als noch sehr früh eine Gruppe Kinder auf den Trainingsplatz kam. Ich machte einen blonden Kopf in der Gruppe aus und erkannte ihn sofort als Lukas von gestern. Der kleine, naive Junge.
Er schaute zu mir und lächelte mich sogar an. Er sah ein bisschen verschlafen aus, seine Haare waren in alle Richtungen zerzaust, aber seine Augen leuchteten fröhlich.
Ich winkte zaghaft, aber er musste sich schon wieder zurück drehen, weil die Lehrerin begann zu sprechen. Es war nicht die gleiche wie gestern, und statt Holzschwerter bekamen die Kinder Pfeil und Bogen.

Es wurden Strohpuppen als Zielscheiben aufgestellt und die Kinder übten das schießen. So ähnliche wie ich es gesehen hatte, als ich gestern hier angekommen war.
Sie waren zwar zwanzig Meter weg, aber ich hörte sie trotzdem gut genug.
„Wenn ihr eine Prodigia jagt, ist eure Aufgabe sie entweder zu töten oder sie in das Lager zu bringen. Meistens sollt ihr sie umbringen, damit sie nicht weiter eine Gefahr ist und die anderen Elementes sicher sein können. Außerdem muss unser geschwächtes Gleichgewicht wieder bestärkt werden, aber das wisst ihr ja schon", die Lehrerin schaute beim Sprechen mehrer Schüler offen, aber eindringlich an. Sie sagte es sehr ernst und die Kinder waren stumm. Die Kleinen wussten wohl, dass das keine spaßige Angelegenheit war.
Aber von war für einen „Gleichgewicht" redete sie denn?

Ich war ein wenig verstört darüber, als die Kinder begannen die Pfeile zu schießen. Sie sollten auf Kehle und Herz zielen. Die brachte Kindern bei zu töten! Sieben bis zehnjährigen!
Ich schüttelte ungläubig den Kopf. Also das ist sehr extrem. Kinder sollten sowas nicht lernen. Nicht dermaßen früh. Sie sollten generell nicht töten.
Und warum hielten die Hunter die Prodigias für gefährlich? Was hatten sie getan außer anders zu sein?

Während ich vor allem Lukas dabei zuschaute, wie er die Pfeile abschoss, kam irgendwann Devon auf mich zu geschlendert. Ich hörte ihm vorzeitig und drehte meinen Kopf zu ihm. Er trug eine frische Lederkluft und seiner Haare waren irgendwie nicht ganz so zerzaust wie sonst. Ich hörte die Kinder im Hintergrund als er mich recht freundlich begrüßte: „Guten Morgen."
„Guten Morgen"
Devon zog den Schlüssel aus seiner Hosentasche um damit meinen Käfig zu öffnen. Erleichtert rappelte ich mich auf und stürzte aus diesem furchtbaren Ding raus noch bevor Devon das Tor ganz geöffnet hatte. Ich wollte einfach nur diesem schrecklichen Druck entfliehen!

Kaum umgaben die Wände mich nicht mehr, atmete ich unwillkürlich aus. Der Druck, der meine Brust zerquetschte, wurde schwächer. Es war immer noch sehr unangenehm, aber ich zog meine Fesseln immer noch einen Käfig aus Trackles vor.
Devons Kiefer zuckte, aber ich war mir nicht sicher ob ich es wirklich gesehen hatte, so kurz tauchte es auf.
Er nickte über die Schulter und drehte sich um: „Castriel wird jetzt einer Rede halten und du sollst dabei sein."
„Wieso?", warum wollte er mich dabei haben? Ich war doch bloß die Gefangene und das einzige wertvolle an mir für den Anführer waren die Informationen über Alenia.
Devon schien genauso unwissend zu sein wie ich, denn er zuckte ratlos die Schultern.

Er nahm meinen Arm und hielt ihn fest, wenn auch nicht unangenehm fest, während er mich so durch die Zelte führte. Die Miene verschlossen und den Blick starr geradeaus gerichtet. Hinter, vor und neben uns liefen Hunter in die selbe Richtung. Dabei bewahrten sie sicheren Abstand zu mir.
Sie hatten Angst vor mir.

Lillith das schwarze Element Where stories live. Discover now