Lillith das schwarze Element

11

Mit einem mulmigen Gefühl ging ich hinter Conners her, der schnurstracks zum Büro der Direktorin ging. Auf den Fluren waren keine Schüler, sondern alle im Unterricht.

Was habe ich da eben gerade gemacht?
Was war diese Macht gewesen, die ich gespürt hatte? Ich wusste nicht, was mit mir passierte, aber es musste mit meinen Reflexen und meinem Gehör zu tun haben. Ich konnte mir es trotzdem nicht erklären.
Ich brauchte Antworten.

Erstmal musste ich aber das Gespräch der Direktorin überstehen. Ich hatte schon ein bisschen Angst. Würde ich von der Schule fliegen?
Naja, ich hatte einen Schüler an die Wand geklatscht und jetzt lag er wahrscheinlich bewusstlos im Krankenbett.

Und was sollte ich sagen, wenn sie mich fragte wieso ich es getan hatte?
Ja hey, ich war wütend und hatte super Spaß daran Adrian bewusstlos zu schlagen?

Ich wurde selber nicht schlau daraus, was diese Wut zu bedeuten hatte. Sie hatte sich in den Moment so schön angefühlt.
Jetzt aber hatte ich Angst.
Angst, dass ich jemanden schlimmer verletzen würde, als Adrian heute.
Vielleicht auch ein wenig Angst vor mir selbst.

Conners klopfte einmal präzise an der Tür an und wartete bis ein "Herein!", ertönte. Wir gingen in das Büro rein, wo Miss Hawkins am Fenster stand. Sie hatte uns den Rücken zugekehrt, doch ihr nachdenkliches Gesicht spiegelte sich im Glas. Dann drehte sie sich um und nickte Conners
zur Begrüßung zu, Conners nickte ebenfalls.

Ich biss mir auf die Lippe. Vom Fenster musste sie alles gesehen haben. "Nun, ich bin mir sicher Sie haben gesehen, was passiert ist.", meinte Conners, "Ich brauche also nichts zu erklären." Die Direktorin nickte und ihre blauen Augen schwenkten zu mir. Sie blickte immernoch nachdenklich drein, aber sonst war ihre Miene unleserlich. "Danke, dass Sie Lillith hergebracht haben. Sie sollten jetzt zu ihrer Klasse zurück gehen." Conners nickte und ging, ohne ein Wort oder mich eines Blickes zu würdigen.

Mit gesenktem Kopf starrte ich auf meine schwarzen Sneakers und wartete auf einen Strafpredigt oder dem Schulverweis.
Ich war mir ziemlich sicher, dass das Verletzen von Schülern verboten war.

Zu meiner Überraschung sagte Miss Hawkins: "Bitte setz dich. Ich würde die Geschichte gerne aus deiner Sicht hören." Erstaunt hob ich den Kopf. Miss Hawkins saß wieder an ihrem üblichen Platz und blickte abwartend, aber nicht drängend zu mir. Etwas zögerlich setzte ich mich hin. "Ich denke es wird keinen Unterschied machen, ob ich die Geschichte von mir aus erzähle. Ich habe einen Schüler so oder so verletzt.", sagte ich leise. Die Direktorin stützte das Kinn mit der Hand und meinte: "Das glaube ich nicht. Ich möchte keine voreiligen Schlüsse ziehen, sondern wissen wie es wirklich abgelaufen ist." Ihre Stimme war vollkommen ruhig, ohne jeglichen Ärger oder Zorn.

"Mister Conners hat mich und Adrian zum Kampf aufgerufen.", begann ich zu erzählen, "Wir haben gekämpft... also er hat größtenteils gekämpft, ich bin nur ausgewichen. Die Schüler und auch Adrian haben mir Sachen zugerufen und so. Auf Dauer hat mich das genervt... und dann konnte ich plötzlich meine Magie benutzen."
Mein Herz flatterte verängstigt, als die Wut bei dem Gedanken an Adrian kurz wieder aufflammte.

"Ich habe irgendwie einen Tornado erschaffen und damit Adrian gegen die Wand geknallt.",schloss ich die Erzählung. Das die Wut eigenartig gewesen war ließ ich jetzt mal weg.

Miss Hawkins hatte ohne mich zu unterbrechen zugehört. Jetzt wartete ich, was sie dazu sagen würde. Nach einer Weile sagte sie: "Hast du das mit Absicht gemacht?" Ich blinzelte und überlegte kurz. Lügen würde hier nichts bringen. "In diesem Moment hat es sich schön angefühlt... aber im Nachhinein fühle ich mich schrecklich deswegen."

Miss Hawkins nickte bedächtig und fragte weiter: "Ist das schonmal vorgekommen?"
Ich zögerte kurz bevor ich warheitsgemäß antwortete: "So habe ich das erste Mal von meinen Kräften erfahren. Ein Junge aus meiner alten Schule wollte mich verprügeln. Ich bin wieder so ausgerastet und habe ihn attackiert."

"Er wird aber nichs sagen?"
"Nein.", murmelte ich, "ich habe ihn gedroht, dass wenn er es erzählt..."

Ich seufzte verzweifelt: "Wissen Sie was mit mir los ist?"
Miss Hawkins legte die Stirn in Falten: "Ich hätte einer Vermutung." Erwartungsvoll schaute ich sie an. Konnte sie mir Antworten geben?

"Es gab am Anfang die vier
Ur-Elementes. Jeder von ihnen war mächtig und konnte ein Element beherschen. Sie formten unsere Welt. Erde erschuf den Boden auf den wir stehen, Wasser erschuf die Meere und Seen, aus denen wir trinken, Luft gab uns Luft zum Atmen und Feuer erschuf einem heißen Kern in der Mitte.", die Direktorin hatte eine klare Stimme, die es einfach machte zuzuhören, "Die vier Ur-Elementes wussten aber, dass sie nicht ewig leben würden und erschufen deswegen uns, die Menschen und Elementes, um sich mit einem zu paaren und so den Fortbestand der Elementes zu sichern. Denn wenn man die verschiedenen Elemente vereint, kann man eine noch stärkere Macht erzeugen: die des Leben und des Lichts", Sie legte eine Pause ein um mir Zeit zu geben darüber nachzudenken. "Heute existieren immenoch die Nachfahren der
Ur-Elementes. Das Besondere ist, dass ihr Element stärker ist, als das der Anderen.
Allerdings ist es auch schwieriger zu kontrollieren. Es kann schnell außer Kontrolle geraten." Miss Hawkins bedachte mich mit einem bedeutenden Blick.

"Sie glauben ich sei auch eine der Nachfahren.", bemerkte ich. Miss Hawkins nickte und meinte: "Du hast ja selbst gemerkt, dass dein Kräfte außer Kontrolle geraten sind. Ich denke es ist besser, wenn du Einzelstunden nimmst was Magie angeht."

Nachfahren einer der ersten Elementes. Wow. Was sollte ich dazu sagen? Sollte ich mich freuen?
Freuen konnte ich mich nicht, weil es bis jetzt nichts Gutes gebracht hatte, aber ich war erleichtert. Es war nichts schlimmes... jedenfalls glaubte ich das.

"Das bedeutet", fuhr Miss Hawkins fort, den Blick immernoch auf mich gerichtet, "du wirst in Elementbändigen, und Kampftraining mit Elementen Nachhilfe nehmen."
"Wer soll mich denn trainieren?", wollte ich wissen.
"Cole."
Ich blinzelte: "Ich kenne ihn. Aber wieso gerade er?"
Die Direktorin musterte mich von oben bis unten: "Weil er auch ein Nachfahre der Ur-Elementes ist. Es kann aber nicht zwei Blutlinien geben in der es Nachfahren des gleichen Elements gibt. Dementsprechend ist er dein Bruder."

Ich blinzelte wieder. Blinzelte nochmal. Darauf hob ich abwehrend die Hände: "Warte, warte, warte. Mein Bruder?"
Die Direktorin nickte und ich raufte mir die Haare. "Ok.", stieß ich hervor und versuchte den Schock zu verbergen.

Ich konnte nicht sagen, ob sie mich durchschaute, aber Miss Hawkins meinte: "Ich denke du solltest zu ihm gehen und es ihm erzählen." Ich nickte und richte mich auf den Stuhl gestützt auf. Gerade wandte ich mich zum gehen, da hielt mich die Direktorin auf: "Auch wenn es keine Absicht war, du hast jemanden verletzt, was gegen unsere Schulregeln ist. Du hast eine Woche Küchendienst."
"Ok.", das war verständlich.

Draußen vor der Tür fuhr ich mir erneut durch das Haar.
Bruder.
Ich konnte nicht beschreiben, wie ich mich fühlte. Benommen. Verwirrt.
Innerhalb von zwei Tagen wurde mein Leben auf den Kopf gestellt und ich erfuhr, dass ich magische Kräfte hatte.
Jetzt war ich auch noch die Nachfahrin einer mächtigen Elementes und hatte einen Bruder.

Nachdem ich einen tiefen Atemzug genommen hatte, um mich etwas zu beruhigen, lief ich los, um meinen Bruder zu suchen.

Hi,
Das hat jetzt etwas länger gedauert aber hier ist das Kapitel😊.
Ehrlichgesagt hatte ich irgendwie Schwierigkeiten damit. Ich wusste nicht, wie ich Lillith' Gefühle beschreiben sollte. Bin auch nicht 100% damit zufrieden aber na ja.
Vielleicht gefällt es ja euch.

Die Geschichte hat über 100 reads!
Omg!

Ja, ich weiß es gibt einen Haufen Leute, die bei 12 Kapiteln mehr haben, aber ich freue mich trotzdem.
Das gibt einen Motivation weiter zu schreiben.😊

Danke an die, die meine Geschichte lesen.❤