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Ich sah immer noch verblüfft auf die Kutschen während mein Vater bereits auf eines der zwei Gefährten zuging und die beiden Kutscher freundlich begrüßte.

Alenia trat neben mich und flüsterte mir ins Ohr: „Hast du das irgendwie erwartet?"
Ich schüttelte den Kopf und flüsterte ungläubig zurück: „Ich fühl mich irgendwie wie in einem falschen Film."
Sie grinste und warf sich ihren geflochtenen Zopf sanft über die Schulter: „Naja. Kutschen an sich sind bei den Elementes nicht ungewöhnlich."
„Ich habe bei euch nie welche gesehen."
Alenia zuckte die zarten Schultern: „Sie sind sehr teuer. Die Reichen mieten sie gelegentlich."

Ich sah zu meinen Vater in seiner schwarzen dünnen Mantel mir Goldmuster und dem weißen Hemd.
„Scheint zu passen."

Devon stellte sich ebenfalls neben mich und betrachtete skeptisch die weißen Kutschen. Die Vormittagssonne kam hinter einer Wolke hervor und fiel auf seine rotbraunen Haare. Das rot stach nun mehr hervor.
„Es passen nur zwei pro Kutsche rein.", bemerkte er langsam und kniff die Augen zusammen, „Das gefällt mir nicht."

„Lillith? Setzten wir uns zusammen in eine?", mein Vater hatte aufgehört mit den Kutschern zu reden und sah fragend zu uns. Wir waren ein paar Meter von den Kutschen entfernt stehen geblieben.
„Äh...", mit meinem Vater alleine. Nach meinem Traum war ich nicht allzu begeistert von der Vorstellung.
Er bemerkte mein Zögern und sah flehentlich in meine Augen. Ich sah die verzweifelte Hoffnung darin.

Mit einem Seufzen nickte ich und lief zu ihm rüber.
Alenia und Devon würden demnach in der zweiten sitzen.
Vor der Kutsche hielt mein Vater mir freundlich die Tür auf. Mit einem flüchtigen Blick und einem gemurmelten Danke stieg ich ein.

Von innen war die Kutsche in einem dunkeln rot gepolstert. Weiche rote Kissen lagen auf der Sitzbank und die Wände waren in einem ebenso dunklen weinrot gehalten. Das einzige, dass nicht rot war, waren die weißen Gardinen vor dem Fenster.

Ich erstarrte auf halben Weg in die Kutsche hinein. Meine Auge sprangen von einem rot zum nächsten während mir zunehmend übler wurde.

Rot. Wie das Blut.

„Lillith?", mein Vater wartete darauf endlich einsteigen zu können und sah mich fragend an. Schnell schluckte ich und setzte mich hastig hin.
Meine Nägel bohrten sich zwischen dem Stoff meines Kleides in meine Handflächen.
Diese ganze Kutsche war in genau der Farbe gehalten, die ich so verabscheute: Blutrot.

Mein Blick fiel auf den Boden und es gab mir das Gefühl in dem dickflüssigen Blut zu stehen. Und fast bildete ich mir ein Tropfen und Plätschern ein, wie es in meinem Traum der Fall gewesen war.

„So, los gehts", Valor, der von meinem Unwohlsein absolut nichts mitbekam, ließ sich neben mir fallen und schloss die Tür. Dann gab er dem Kutscher ein Zeichen und das Gefährt fuhr mit einem Ruck vorwärts. Ich begann das klappern der Pferdehufen zu hören, die auf dem Asphalt trommelten.

Durch die geschlossene Tür bemerkte ich erst, wie klein die Kutsche an sich war. Vielleicht kam es mir auch nur so eng vor. Auf jeden Fall ging mein Atem etwas schneller. Plötzlich hatte ich das Gefühl eingesperrt zu sein. Ich fühlte mich, als würde das Blut versuchen mich zu umschlingen und zu ertränken. Das war mir schonmal im Traum vor Blutmond passiert. Ich war im Blut ertrunken.

Die ganze Zeit über gab ich mein Bestes nicht von Erinnerungen überrannt zu werden und schloss die Augen, damit ich das verfluchte rot nicht mehr sehen musste.

Lillith das schwarze Element Where stories live. Discover now