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Alenia
Lillith' Blick lag überrascht auf meinen verheilten Armen. Die Prodigia, die schweigend neben der Tür stand, hatte uns geheilt. Ihre Magie war wie meine, wie heilten auf dieselbe Art.
Mit einem sanften Blick zu uns murmelte sie: „Ich lass euch allein." Dann verließ sie das Haus und sich sah sie aus dem Fenster die Brücke entlang gehen.

Lillith kniete sich neben unseren Betten hin, um auf Augenhöhe mit uns zu sein. Sie sah erleichtert erst mich dann Devon an. Sie trug noch immer das altrosa Kleid, das ihr Vater uns gegeben hatte. Ebenso wie ich, nur mir fehlte die Strickjacke. Geistesabwesend berührte ich meine verheilten Arme und die Erinnerung des Schmerzes überkamen mich. Der Mann hatte seine flammende Hand auf meine Haut gehalten...
Schnell schüttelte ich die Erinnerung ab und fragte meine Freundin: „Was ist eigentlich passiert? Ich bin noch nicht lange wach."

Ich war müde und mein Körper schrie nach Schlaf, aber es tat nicht mehr weh. Meine Wunden waren komplett verheilt, nicht mal Narben waren zurückgeblieben. Trotzdem wollte ich die Situation verstehen und wieder auf den neusten Stand gebracht werden. Danach konnte ich mich ausruhen.

Als ich meine Frage stellte, wurden Lillith' Augen kaum merklich dunkler und leerer. Ihre Lippen bildeten eine Linie und ihr Gesicht wurde kalt.
„Ihr seid gefoltert worden. Du warst bewusstlos und Devon so gut wie.", sie ballte die Hände zur Faust, „Ich habe uns da rausgeholt und zu den Savern gebracht. Bis eben hatte ich ein Gespräch mit ihrer Anführerin."
Ich nickte verstehend und griff nach Lillith' Hand: „Danke, dass du uns gerettet hast."
Dabei fiel mir der weiße Streifen auf ihrer Haut auf. Sie trug die Trackles Fesseln nicht mehr!

Sie ließ den Kopf hängen und ihr fiel das schwarze, zerzauste Haar vor das Gesicht.
„Ich habe drei Menschen dabei getötet.", der letzte Satz kam leise und gepresst über ihre Lippen.
So wie die Toten von Blutmond, luden sich diese drei Leben nun ebenfalls auf ihre Schultern. Eine Last, die sie immer trug, die sie immer begleitete. Ich wünschte mir so sehr, dass sie hier einen Weg fand das alles zu verarbeiten.
„Du hast uns gerettet", wiederholte ich mit kräftigerer Stimme. Lillith zuckte nur mit den Schultern, aber überzeugt war sie nicht.

„Wo warst du während wir überfallen wurden?", fragte ich als Nächstes. Man hatte uns überwältigt und mit einem Betäubungsmittel gänzlich außer Gefecht gesetzt. In der grauen Raum waren wir aufgewacht, wo uns am nächsten morgen unsere Folter erwartet hatte.
Die Frage war nicht weniger schwer und fiel genauso gefühllos aus, wie alles was Lillith sagte.
„Ich war bei meinem Vater."
Die Art wie sie das sagte gefiel mir nicht.

„Was hat er mit dir gemacht?", fragte ich mit wachsender Sorge, „Hat er dich auch gefoltert?"
Dem Mann würde ich inzwischen alles zutrauen. Wenn er uns folterte, er ein Hunter war und Lillith kämpfen musste, um hierher zu gelangen.
Zu meiner Erleichterung schüttelte sie den Kopf, aber die Antwort war nicht besser: „Nicht so wie ihr gefoltert wurdet. Aber er hat mich gezwungen haargenau zu erzählen was... an Blutmond passiert ist."
Ich ballte wütend die Hand zur Faust und auch neben mir wurde Devons Blick dunkel.
Kurz verhärtete sich ihr Gesicht und ihre Atmung ging schneller, aber dann schlug sie die Erinnerung zurück. Nach ein paar Sekunden hatte sie sich wieder gefasst.
„Dann... haben sie angefangen meine Magie zu stehlen und auf meinem Vater zu übertragen."

Ich starrte sie an.

„Ich konnte den Zauber entkommen und mir einen Teil zurücknehmen aber...", Lillith sah beschämt auf ihre Hände, „Ein Stückchen hat er immer noch."
„Valor besitzt einen Teil deiner Magie. Die des Dunklen Mondes", wiederholte ich langsam, nur um sicher zu gehen, dass ich alles verstanden hatte.
Als sie darauf beklemmt nickte, hielt ich mir fluchend die Stirn.
„Damit könnten sie so einiges anstellen."
Lillith sah auf und biss sich auf die Lippe: „Was denn?"
Ich sah die Vorwürfe in ihren Augen, dass sie es nicht verhindert hatte. Trotzdem sagte ich leise: „Naja. Sie können jede deiner Fähigkeiten verwenden, wenn auch nicht so ausgeprägt. Aber wenn man sie gerissen einsetzt, kann das sehr gefährlich für die Prodigias werden. Und für das Gleichgewicht."

Lillith das schwarze Element Where stories live. Discover now