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Devon
Ich war noch im Land der Träume, als ich plötzlich einen Schrei hörte. Verwirrt fuhr ich aus meinem Schlaf hoch und sah mich blinzelnd in meinen dunklen Zimmer um. Einen Moment lang war ich orientierungslos, das schrie die Person nochmal.

Sofort war ich hellwach und hechtete aus dem Bett. Es war Lillith, die schrie!

Barfuß und oberkörperfrei, aber mit einer langen, weißen Schlafhose, die man mir auf Bett gelegt hatte, huschte ich schnell aus meinem Zimmer und ging zu Lillith' rüber. Die Tür war geschlossen, aber wieder schrie sie. Diesmal waren es Worte: „Hör auf!"
Es folgte ein weiterer lauter Schrei, schmerzerfüllt.

Ich stieß die Tür so heftig auf, dass ich fürchtete sie aus den Angeln zu heben. Aber das war mir egal. Mit schnellen Schritten hatte ich das Zimmer durchquert und ihr Bett erreicht. Es war genauso überfüllt mit Kissen wir meins, aber davon hatte Lillith die meisten schon weggetreten. Sie lagen überall verstreut im Zimmer. Auch jetzt wandte sie sich hin und her, auf ihrer Stirn glänzte der Schweiß und zwischendurch zuckte sie oder krümmte sie sich zusammen.

Ich wollte sie wecken und rüttelte sie am Arm, aber sie wachte nicht auf. Sie wimmerte nur und hörte nicht auf sich hin und her zu werfen.

„Lillith!", rief ich und als sie nicht reagierte noch etwas lauter, „Lillith!!!"

Sie wollte verdammt nochmal nicht aufwachen! Aber ich musste sie aus diesem Albtraum holen. Ich konnte nicht dabei zusehen, wie sie darunter litt. Ich sah es an ihren gequälten Gesichtsausdruck, der jetzt von unendlicher Trauer ersetzt wurde. Erschrocken musste ich feststellen, dass ihr Tränen über die Wangen liefen.
„Nein", hauchte sie und wurde plötzlich ganz still. Sie erschlaffte regelrecht. Und das war sogar noch schlimmer.
Verzweifelt schüttelte ich sie durch: „Wach auf verdammt!"

Sie schlug endlich die Augen auf und sah sich hastig im Zimmer um. Ihr Wangen waren nass von den Tränen und ihr Atem ging keuchend. Sie war ganz verschwitzt, sodass ihr das weiße, dünne Nachthemd am Körper klebte. Und wie es bei weißen, feuchten Sachen so war, schien die Haut etwas durch.
Schnell richtete ich meine Augen wieder auf ihr Gesicht.

Zitternd und ohne, dass sie mich wahrnahm richtete sie sich auf und trat die Decke weg. In ihren Augen lag etwas dunkles und abgrundtief trauriges. Dazu kam der bekannte Hass und ... Angst. Große Angst.

Sie fiel halb aus dem Bett, weil sich ihre Beine in der Decke verfangen hatten. Aber sie ignorierte die harte Landung und rappelte sich schwer atmend wieder auf. Sie wirkte gehetzt, nein, panisch.

Gerade wollte sie losrennen, da hielt ich sie am Arm fest und drehte sie zu mir um.
„Lillith?", ich versuchte ihren Blick einzufangen, aber ihre dunklen Augen konnten nicht still stehen.

„Lass mich los", flüsterte sie und wandte sich verzweifelt in meinen Griff. Ich ließ sie kein Stück locker.
„Beruhig dich es ist nur ein Traum."
„Ich muss es abwaschen!", mir entging nicht wie stark ihre Hände zitterten.
„Was musst du abwaschen?", meine Stimme war sanft und ruhig, während alles in mir tobte. Sie versuchte weiterhin sich aus meinem Griff zu befreien. Hektisch zerrte und zog sie, aber ohne Erfolg.
„Ich muss es abwaschen.", wiederholte sie nur. Diesmal etwas lauter. Bis jetzt hatte Lillith mich noch kein einziges Mal länger als ein paar Sekunden angesehen, bevor ihr Blick weiter sprang.

„Es war nur ein Traum. Er war nicht real.", was konnte ich tun, um ihr die Panik zu nehmen?
Sie hörte auf sich zu wehren, und ich dachte sie hätte mich gehört. Aber dem war nicht so.

Lillith das schwarze Element Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt