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Mich rüttelte jemand am Arm und ich fuhr erschrocken aus meinem Albtraum hoch. Ich hatte wieder von dem Vorfall in der Schule geträumt und wie ich die Schüler ermordet hatte.

Etwas verwirrt und mit einem kalten Gefühl im Bauch wegen dem Traum blickte ich zu der Person, die mich geweckt hatte. Neben meinem Bett stand Carisa und lächelte mich breit an.
„Es ist Erschaffungs-Fest!", freute sie sich und klatschte in die Hände. Ihre Freude war so süß, auch wenn sie mich nicht ansteckte und meine Gedanken rückten in den Hintergrund. Gähnend schwang ich die Beine aus dem Bett und stand rekelnd auf.
Carisa hüpfte aufgeregt herum, wobei ihre blonden Haare ebenfalls auf und ab wippten.
„Dahlia? Kannst du mir die Haare machen?"
Ich war auf den Weg zum Bad und spritze mir mit Wasser den Schlaf aus den Augen. Jetzt etwas wacher viel mir auf, dass Carisa ein weißes Kleid trug, an dem über den Stoff bis zu Hüfte weiße Spitze lag. Ein glänzendes Band aus Seide stellten den Gürtel dar und der Rock reichte bis zu den Knien. Es war ein luftiger Rock, der bei jeder Bewegung mitwirbelte.

„Ich kann es gerne versuchen", kam ich auf Carisa's Frage zurück, „Aber ich muss mich erstmal anziehen und was essen. Wir wollen nicht, dass deine Frisur am Ende ein verzotteltes Krähennest ist, oder?"
Carisa kicherte und schüttelte den Kopf.
„Ich bin in der Küche! Bitte mach schnell!", rief sie dann und verschwand aus meinem Zimmer.

Also versuchte ich möglichst schnell meine Haare zu kämmen und mein fast schulterfreies Kleid anzuziehen.

Fertig stieg ich die Treppe runter in die Küche, wo mich schon Magret erwartete. Sie hatte natürlich auch ein weißes Kleid an und über ihren Dutt ein mit Perlen besticktes Netzt gespannt.

Sie schenkte mir ein Lächeln und ich lächelte ebenfalls. Auch wenn meines nicht echt war. Die Leere in mir, diese Kälte lies mich nichts fühlen. Und vielleicht war das besser so. Wenn ich nichts fühlte, konnte ich nicht wütend werden und auch nicht die Kontrolle über mich verlieren.
Carisa saß am Tisch neben Erik, der heute ein weißes, dünnes, luftiges Hemd trug und dazu eine cremefarbene Hose. „Guten Morgen", begrüßte er mich und lächelte mich an.
Es gab mir einen Stich, dass sie alle so herzlich und nett zu mir waren. Ich war der Dunkle Mond und nutzte das in irgendeiner Weise aus. Dabei hatte ich es nicht verdient. Ich, eine Mörderin.

„Guten Morgen", erwiderte auch ich und setzte mich neben Carisa. Sie baumelte mit den Beinen über den Stuhl, für den sie zu klein war und richtete ihre blauen Augen auf mich: „Mum hat wieder Pfannkuchen gemacht! Wie sollen aber nicht zu viel Essen, sonst haben wir keinen Platz mehr für das Essen vom Fest."
Ich nickte verstehend und auf einmal stellte Magret dampfende und lecker riechende Pfannkuchen vor mir ab. Auch Erik und Carisa bekamen einen Teller.

Während wir aßen, redeten wir über das Fest und Carisa freute sich sichtlich von Minute zu Minute mehr.

Während Erik und Magret abräumten, machte ich Carisa die Frisur. Ich flocht ihre vorderen Haare zu zwei zarten Zöpfen und band sie hinten zusammen. Wie eine Art Kranz. Den Rest lies ich offen. Es war eine schlichte Frisur, aber wenn wir später die Blumen reinstecken würden, würde es bestimmt hübsch aussehen.

„Danke!", meinte Carisa fröhlich und drehte sich zu mir um, „Und was willst du für eine Frisur?"
Ich fasste mir nachdenklich an mein kurzes Haar.
„Eigentlich wollte ich sie offen lassen", gestand ich, „Man kann nichts mit so kurzen Haaren machen."
Carisa winkte ab und meinte überzeugt: „Ich mach da schon was draus!"
Ich konnte es ihr unmöglich ausschlagen, also kniete ich mich auf den Boden, damit sie im Stehen mir die Haare frisieren konnte.

Wenig später war mein Haar von vielen kleinen, sehr ordentlichen, Zöpfen durchzogen. Es sah wirklich schön aus! Carisa waren die kleinen Zöpfe wirklich gelungen.
„Das hast du toll gemacht!", sagte ich ehrlich, „Wo hast du das denn gelernt?"
„Mum hat's mir beigebracht und ich habe geübt. Aber Zöpfe sind das einzige, was ich kann.", meinte sie bescheiden, aber ich sah den Stolz in ihren Augen. Mit einem leichten Lächeln, ihr zu liebe, drehte ich mich um und fragte: „Also wir sind doch alle fertig oder? Worauf warten wir noch?"

Lillith das schwarze Element Where stories live. Discover now