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Lillith
Als ich am Morgen die Augen öffnete, schien mir die Sonne warm in das Zimmer und eine leichte Brise wehte durch das offene Fenster der Terrasse.

Ich lag in dem weichen Bett, die Decke bis zum Bauchnabel hochgezogen. Verschlafen blinzelte ich und merkte, dass mein Kopf sich sanft auf und ab bewegte. Das lag daran, dass er auf Devons Brust gebettet war, die sich im Schlaf gleichmäßig hob und senkte.

Währenddessen lagen unsere Hände ineinander verschränkt auf seinem Bauch. Ich spürte die schwielige Innenfläche seiner Hand in meiner und seinen Arm, den er um mich gelegt hatte.

Ich erinnerte mich, mit den Rücken zu ihm eingeschlafen zu sein. Anscheinend hatte ich mich im Schlaf gedreht.

Mein Herz flatterte und mir wurde warm. Er trug kein Shirt, unsere Hände lagen also auf seinem leichten Sixpack. Gestern schon war es mir peinlich schwer gefallen mich davon loszureißen. Und warum kribbelte in mir alles?

Zu meinen Pech öffnete Devon jetzt die Augen und ertappte mich dabei, wie ich ihn anstarrte.
Mir schoss die Röte in die Wange, aber nur paar Sekunden später kämpfte die Leere in mir alles nieder. Das Kribbeln verschwand und meine Wangen waren nicht mehr heiß.
Die Kälte ist nicht dein Werk. Es ist das Ergebnis einer verseuchten Seele.

„Guten Morgen", Devon hatte ein leichtes Grinsen auf den Lippen, da er mich beim Starren erwischt hatte.
„Guten Morgen", ich erschrak selber darüber wie emotionslos ich klang.
Augenblicklich verschwand sein Grinsen und er wurde ernst.
„Wie geht es dir?" Er klang ehrlich besorgt.

„Es geht schon.", murmelte ich obwohl das gelogen war. Kaum erinnerte ich mich wieder an meinen Traum, zog sich mein Magen zusammen und die Bilder flimmerten in meinen Gedanken auf. Aber ich war inzwischen geübt darin sowas auszublenden.
„Du lügst.", ich spürte wie er nach den Worten ausatmete. Mein Kopf lag immer noch auf seiner Brust.

Statt einer Antwort stützte ich mich auf, sodass ich ihn direkt ins Gesicht sehen konnte. Seine braunen Augen sahen mich aufmerksam an.
„Es... Es ist besser als es gestern gewesen ist.", sagte ich nun. Mehr wollte ich nicht dazu sagen. Ich konnte nicht.

Was würde er wohl denken, wenn er wüsste wie die Leere und die Kälte in mir aussahen? Dass jedes Gefühl nach wenigen Sekunden unterdrückt wurde? Dass das einzige was ich fühlte, der Druck von den Trackles war?
Ich wollte es nicht wissen. Er sollte mich nicht für ein Wesen halten, das nicht menschlich war.

Wenn du mir nicht sagen willst, wie es dir geht, dann tu es nicht.", Devon umschloss meine Hand, die immer noch mit seiner auf seinen Bauch ruhte, fester, „Aber sag lieber garnichts, anstatt zu lügen, ok?"
Ich nickte und sah auf unsere Hände. Wenigstens konnte ich seine Wärme spüren.

Devon setzte sich auf, hielt meine Hand aber immer noch fest. Seine Haare waren zerzaust und verstrubbelt vom Schlaf. Auch ich richtete mich komplett auf.

„Danke nochmal.", das Wort reichte nicht aus, um meine tiefe Dankbarkeit auszudrücken. Er hatte mich gestern Nacht beruhigt und mir unglaublich geholfen. Und er war geblieben.

Devon wollte etwas erwidern, aber da schlug jemand plötzlich die Tür mit Schwung auf: „Hey Lillith, wann..."
Alenia brach den Satz ab, als sie Devon sah. Ihr Blick wanderte über seinen nackten Oberkörper, zu meinem dünnen Nachtkleid und unsere ineinander verschlungene Hände.
Langsam, ganz langsam bildete sich ein fettes Grinsen auf ihrem Gesicht.
„Oh tut mir leid ich wollte euch nicht stören."

Devon und mir wurde gleichzeitig bewusst, wie das Bild aussah und wir ließen beide hastig los. Devons Wangen färben sich sogar rot und er stand schnell vom Bett auf. Ich erhob mich ebenfalls und schlang peinlich berührt die Arme um mich.

Lillith das schwarze Element Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt