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Devon
Schweigend und verborgen auf einem Baum beobachtete ich wie Lillith mit den zwei Mädchen ging. Lillith, mit dem rabenschwarzen Haar und die Blonde bildeten einen so starken Kontrast zueinander, dass es unecht aussah. Äste knackten unter ihren Füßen, als sie sich entfernten. Nur die Blonde, hatte einen anmutigen Gang, der auf eine Kampfausbildung hinwies. Auch ihr wachsamer Blick, der die Umgebung absuchte, verriet mir, dass sie eine Kriegerin war.
Überraschenderweise hatte sie mich nicht oben in meinem Baum, einer Eiche, entdeckt.

Erst, als ich mir sicher war, dass sie mich nicht hören würden, sprang ich vom Baum runter und landete sicher auf den Beinen.
Ich beobachtete Lillith schon mehrerer Wochen lang. Genaugenommen schon vier Wochen. Eine hatte ich gebraucht, um sie zu finden, zwei weitere, um mehr über sie in Erfahrung zu bringen. Hobbies, Freunde, Feinde und natürlich Schwächen.
In der vierten Woche hatte ich sie im Wald aufgelauert, bereit sie zu töten.

Doch sie hatte gegen mich gekämpft, dieses Mädchen hatte mich besiegt!
Mit einer einzigen Bewegung hätte sie mich töten können.
Doch sie hatte es nicht getan.
Lillith hatte das Messer von sich geworfen und mich verschont.
Eigentlich war das meine Chance gewesen sie zu töten und meinen Auftrag zu erfüllen, aber ich hatte sie laufen lassen.
Mein Leben für ihres. Die Schuld war beglichen.

Heute hatte sich wieder die Chance geboten. Ich hätte sie mit einem Messerwurf in der Kehle treffen können, als sie ihre Freunde oder Verbündeten ihren Schnitt gezeigt hatte. Ihre Kehle war ungeschützt gewesen und ich hatte das Messer schon in der Hand gehabt...
Doch ich hatte gezögert. Und es nicht getan.

Ich kann doch nicht einfach einen Menschen töten! Dann wäre ich eine Mörderin, ein Monster!
Das hatte Lillith gesagt.
Sie wusste nicht wer sie war, was sie war.
Sie hatte keine Ahnung von dem was in ihr lag, von dem Monster in ihr drin.

Bis jetzt hatte ich sie für ein gefühlsloses kaltes Monster gehalten. Jemand der sterben musste, weil er gefährlich war. Aber jetzt, wo ich sie lachen gesehen hatte und das Bedauern, als sie Adrian fertig gemacht hatte, kamen mir Zweifel.
War sie wirklich ein Monster?
War sie wirklich so gefühlskalt, wie man es uns bei den Hunters eintrichtete? So wie alle anderen Elementes, die ich getötet hatte?
Wir Hunters nannten die mit den besonderen Kräften Prodigia.

Kopfschüttelnd stampfte ich durch den Wald, bis zur einer Höhle, in der ich worübergehend schlief. Eine Höhle war gut, sie schützte vor dem Regen und mit dem Gras, Moos und Laub, was ich zusammen getragen hatte, besaß ich ein relativ weiches Bett. Die Höhle, war nicht sehr groß, aber sie reichte für eine Person. Möglicherweise auch für zwei, aber ab drei wurde es eng.

Nachdenklich ließ ich mich auf mein Bett aus Moos fallen und starrte auf den Höhleneingang. Nach den Stand der Sonne zu urteilen, musste es jetzt ungefähr halb vier sein. Zu spät für eine Jagd nach Fleisch, es seiden ich wollte bei Nacht wieder kommen.

Mein Anführer war nicht sehr freudig gestimmt, dass mein Auftrag solange dauerte. Ich war der Beste von allen und er hatte nur mich für diesen Aufrag in Betracht gezogen.
Und im Moment scheiterte ich.
Ich wusste nicht wie lange ich das noch durchziehen konnte, bis er jemand anderen schicken würde, um Lillith umzubringen.
Dann würde sie garantiert sterben. Viele von den Hunters würde sie leiden lassen, für das was ihre Art ihren Familien angetan hatte. Es gab auch einige die etwas ganz anderes mit einem Mädchen, wie ihr anfangen würden...

Ich schüttelte mich und warf einen Blick auf die Reste eines Hasen, den ich heute morgen gefangen hatte. Für heute Abend würde es reichen, aber morgen müsste ich wieder losziehen.
Ich lehnte meine Kopf an die kühle Steinwand.
Bis jetzt hatte ich jeden Prodigia getötet, den ich töten sollte. Hatte jeden Befehl ohne mit der Wimper zu zucken ausgeführt. Das hatte mich erkalten lassen und das Gewissen, was mich am Anfang geplagt hatte, war nebensächlich geworden. Ich hatte so viele Prodigia getötet, dass ich es nicht mehr zählte.
Ich war nicht stolz darauf, was ich tat, auch wenn es zum Schutz der anderen, normalen Elementes war.

Wieso fiel es mir bei Lillith so schwer?
Ich hatte sie verfolgt und die ganze Zeit über kein Monster in ihr gesehen, sondern ein Mädchen.
Ein hübsches Mädchen.

Es machte mich fertig, dass ich sie nicht töten konnte! Ja, ich fand sie schön und fragte mich, wie es wäre, wenn sie kein Monster wäre und ich kein Hunter.
Halt! Nein. So durfte ich nicht denken. Ich würde sie finden, töten und Schluss!

Während die Sonne unterging überlegt ich, wie ich das anstellen wollte.

Lillith
Alenia, Lenné und ich kamen noch vor fünf Uhr wieder am Internat an. Der Schulhof war schon leerer geworden, und wir gingen wieder auf Alenias und mein Zimmer. Dort redeten wir eine Weile über alles mögliche. Es tat wirklich gut und für diesen Moment dachte ich nicht an Cole und daran, dass ich eine der mächtigsten Luft-Elementes war.

Kurz vor sechs machten wir uns, wie viele andere Schüler auf den Weg zum Abendessen. Die Haupthalle war schon recht gefüllt und wir hatten Glück, dass wir noch einen Platz fanden. Wegen dem ganzen Gedrängel, viel ich gottseidank nicht auf. An einem Tisch mit nur drei Stühlen statt vier, weil der vierte von einem Mädchen zu ihrem Tisch rüberegezogen wurde, aßen wir unser Abendessen.
"Hast du Lust morgen wieder mit mir Schwertbändigen zu trainieren?", fragte Alenia mich. Ich nickte eifrig: "Klar!"
Jetzt wandte sich Alenia zu Lenné, die sich gerade Marmelade auf ihr Brot schmierte: "Was ist mit dir?"
Lenné setze zu einer Antwort an doch ich platze überrascht dazwischen: "Du machst auch Schwertbändigen?
Lenné grinste und meinte: "Ja. Schon drei Jahre lang, aber ich bin natürlich noch nicht so gut wie Alenia."

Wir unterhielten uns noch weiter über Schwertbändigen. Die beiden erzählten mir, dass die Schule einmal im Jahr ein Turnier abhielt, wo die verschieden Elemente im Schwertbändigen gegeneinander antreten. Kurz davor mussten die, die ins Team wollten, sich beweisen. In jedem Team gab es fünf Spieler und es wurde in den jeweiligen Jahrgängen gekämpft. Man trat also nur gegen gleichjährige an.

Plötzlich tippte mir jemand auf die Schulter und als ich mich umdrehte landete ein Brot mit Frischkäse in meinem Gesicht.
"Ups.", sagte eine Stimme und ich wusste sofort wer es war.
Larissa.
Ich riss mir das Brot aus dem Gesicht und sprang wütend auf: "Hey! Was sollte das denn!"
Larissa schaute unschuldig drein, doch ihre braunen Augen funkelten: "Das war keine Absicht. Mir ist das Brot aus der Hand gefallen und versehentlich in deinem hässlichen Gesicht gelandet."
Ich ballte die Hand zur Faust und versuchte mich zu beruhigen. Bloß nicht wieder ausrasten.

Larissa warf sich das offene Haar zurück und sagte: "Mit dem Frischkäse im Gesicht siehst du viel besser aus."
Lenné neben mir schaute Larissa dunkel an: "Halt die Klappe und geh woanders hin." Larissa warf ihr einen gleichgültigen Blick zu und richtete sich dann wieder an mich: "Fass Adrian nicht an. Wenn du ihn nochmal verletzten solltest..." Sie warf mir ein abschätzigen und gleichzeitig wütenden Blick zu, der nichts Gutes bedeutete, bevor sie davon stolzierte.
Sie war eindeutig wütend auf mich, wegen Adrian. Mit immernoch geballten Fäusten setzte ich mich wieder hin und wischte mir mit einer Serviette den Frischkäse aus dem Gesicht.
Alenias Blick folgte Larissa grimmig: "Ich kann sie nicht leiden. Aber sie ist wütend auf dich, wegen Adrian."
"Ach echt? Ist mir nicht aufgefallen.", grummelte ich sarkastisch und aß zu Ende.

Lenné ging wieder zu ihrem Zimmer im
Erd-Elementes-Turm und Alenia und ich in unseren. Durch die Fenster drang immernoch etwas Tageslicht hinein und warm war es auch noch.
"Diese Hunter.", sprach ich das Thema von Wald wieder an, "was tut man gegen sie?"
Alenia war auf den Weg ins Bad, als sie sich umdrehte und murmelte: " Ein paar von ihnen wurden gefangen genommen, wegen Mord, aber so richtig tut man nicht gegen die Hunter."
"Wieso?"
"Weil man die Anderen Elementes als Außenseiter sieht. Man traut ihnen nicht, weil sie etwas anderes sind. Viele verstecken sich deswegen und geben sich als normale Elementes aus. Sie können nämlich ein normales Element und ihr eigenes beherrschen." Ich konnte erkennen, wie sich ihre Augen verdunkelten, ehe sie sich umdrehte und im Bad verschwand.

Lillith das schwarze Element Où les histoires vivent. Découvrez maintenant