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Lillith
Die zwei Kutschen hielten vor dem Theater an und waren bereit uns zu Valor nach Hause zu bringen.
Sein zu Hause. Nicht meins.
Sie waren beide wieder weiß und gold. Ob das Innere erneut rot sein würde, konnte ich nicht sehen.

Mein Vater war gerade aus dem Theater geeilt und gesellte sich zu unserer Gruppe. Lächelnd ging er zu der vorderen Kutsche und hielt mit einem Blick zu mir die Tür auf. Er wollte wieder mit mir fahren.

Ich bewegte mich nicht. Die Kutsche war Innen zur meiner Erleichterung nicht mehr rot, sondern grau. Aber das war nicht der Grund.
Ich wollte nicht mit meinen Vater in eine Kutsche. Er würde mir Fragen stellen, vermutlich mehr über mich erfahren wollen. Viel mehr würde ich mir Devon fahren. Außerdem wollte ich im Moment etwas Ruhe um alle Informationen, die ich heute schon gewonnen hatte zu verarbeiten.

Ich hatte erfahren warum meine Mutter gestorben war und mich Irina überlassen hatte. Jetzt wusste ich auch mehr über meine und Alenias Geschichte. Über das Gleichgewicht und über die Motive der Hunter.
Das war viel auf einmal und plötzlich war ich einfach nur müde. Leer und müde.

„Bitte Lillith. Lass mich die restliche Zeit, die wir haben, bevor du weiterreist, noch nutzen.", sein Ton war flehentlich und gemischt mit bisschen Trauer.
Meine Stimme konnte so viel nicht ausdrücken. Jedenfalls nicht mehr.

Es war ja nur noch für heute. Dann würde ich hoffentlich bei den Savern sein
Ergeben nickte ich und bestieg die Kutsche. Kurz sah ich mich zu Alenia und Devon um, die mir die Entscheidung überließen und jetzt ebenfalls einstiegen.

Kurz nachdem ich mich auf das Sitzpolster fallen gelassen hatte, kam mein Vater dazu und schloss die Tür. Sie machte ein Klick-Geräusch, dass für meine Ohren natürlich relativ laut war. Überrascht runzelte ich die Stirn. Auf der Hinfahrt hatte die Tür das nicht getan.

Mit einem Ruck fuhr die Kutsche los und ich sah zu meinem Vater. Er sah mich ebenfalls an und unsere Blicke kreuzten sich.
„Wieso bist du rausgerannt?", sofort legte er los.
Um nicht frustriert zu seufzen, presste ich die Lippen aufeinander. Also hatte er mir die Ausrede, dass mir schlecht war, nicht komplett abgekauft.
„Wie gesagt, ich kann kein Blut sehen.", trotzdem blieb ich dabei. Eigentlich stimmte dieser Teil sogar.
Aber er sah mich nur weiterhin an, jetzt misstrauisch.
„Ich habe die Panik in deinem Gesicht gesehen und so reagiert man nicht, wenn man nur schlecht Blut sehen kann.", seine Stimme war fest und sicher.
Um etwas Zeit zu gewinnen strich ich mir eine lose Strähne hinter das Ohr und brach den Blickkontakt ab: „Das war aber der Grund."
„Nein war es nicht."
Ich erwiderte nichts mehr. Ich sah einfach nur auf meine Hände, die in meinem Schoß lagen.

„Lillith. Wieso hast du wirklich diese Fesseln?", fragte Valor weiter und ich konnte seinen intensiven Blick regelrecht spüren. Er wollte, dass ich ihn ansah.
„Ich muss meine Magie sich erholen lassen. Das hatten wir doch schon gesagt.", ich sah ihn immer noch nicht an. Stattdessen flog mein Blick zum Fenster.

Gerade fuhren wir durch eine enge, leere Gasse. Keine Menschenseele zu sehen und das Sonnenlicht fiel kaum hinein.
Hier waren wir vorher nicht lang gefahren. Auf dem Hinweg waren es nur belebte und breite Straßen gewesen. Da war ich mir sicher, auch wenn ich nicht so viel davon mitgekriegt hatte. Schließlich war ich zu sehr mit dem rot beschäftigt gewesen.

„Hier waren wir vorher nicht", bemerkte ich und drehte meinen Kopf zu ihm.
Kurzes Schweigen. Dann sagte Valor: „Wir nehmen einen anderen Weg."
„Hier durch?", skeptisch sah ich zu dem Fenster. Wir entfernten uns immer weiter von der belebten Hauptstraße.
Ich neigte meinen Kopf ein wenig aus dem Fenster und sah nach hinten.
Alenias und Devons Kutsche fehlte. Hinter uns war niemand mehr.

Lillith das schwarze Element Where stories live. Discover now