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Die Hunter duckten sich vor ihrem eigenen Geschoss und Devon wurde gottseidank nicht getroffen. Ich wollte mir nicht ausmalen, wie ihn zwanzig Pfeile durchbohrten.

Meine Arme waren immer noch erhoben. Langsam ließ ich sie wieder sinken und drehte mich zu Devon um. Nur um sicher zu gehen, dass alles in Ordnung war.
Er starrte mich aus seinen braunen Augen vom Pferd runter an.
„Danke", sagte er leise und senkte den Kopf.
Ich nickte knapp und drehte mich wieder zu Castriel um, um ihm einen herausfordernden Blick zuzuwerfen. Mit einen einzelnen Gedanken bildete ich eine Wand aus fester Luft um uns. Andere Pfeile und Elemente prallten von meiner Luft ab. Ich schaffte es den Magiestrom aufrecht zu erhalten, aber nicht die Kontrolle zu verlieren.
Lasse deine Magie frei!
Ich biss die Zähne aufeinander.

„Schießt weiter!", Castriels Stimme schallte Laut über unsere Köpfe hinweg, „Schwächt ihr Schild so gut es geht!"
Aber all ihre Angriffe konnten meine Luft nicht durchdringen. Die ganze angestaute Magie, die ich jetzt kontrolliert entladen konnte, war zu mächtig für sie.
Töte sie. Ich weiß du willst es...
Ich griff mir an den Kopf und zischte leise: „Sei still!"
Aber der Dunkle Mond lachte nur und säuselte weiter.
Blut. Du willst Blut sehen, habe ich recht?

Devon ritt neben mich und berührte mich an der Schulter: „Ist alles gut? Du bist so blass."
„Ich muss mich nur sehr konzentrieren", murmelte ich gepresst und sah zu ihm hoch, „Los. Weiter."
Er nickte und zog mich zurück auf das Pferd. Er gab der Stute die Sporen und sie galoppierte los. Ich klammerte mich von hinten an Devons Schultern fest und hielt gleichzeitig die Kuppel aufrecht.

Das Tor kam immer näher. Noch zwanzig Meter dann wären wir durch. Die Hufen donnerten über den festen Erdboden, das Pferd atmete schwer von dem vielen Galoppieren.
Meine Schutzschild aus Luft brauste um uns herum und wehrte jeden der unbarmherzigen Angriffe ab.

Doch plötzlich durchbohrte etwas widerwilliges mein Schild. Ein drückender Punkt in meiner Luft, der sie wie ein Messer durchteilte. Mein Widerstand bremste den Pfeil kaum ab, als er sich in Devons rechten Oberschenkel bohrte. Er fluchte gepresst und zog den Pfeil schnell wieder raus. Ich starrte den Pfeil verwundert und verwirrt an. An der silbernen Pfeilspitze sah ich einen schwarzen Schimmer.
„Trackles", bemerkte ich mit einem dunklen Blick zu Castriel. Wut durchfuhr mich wie ein Blitz.
Zahl es ihm heim. Schieß ihm ein Windpfeil direkt durch die Kehle!

„Es funktioniert! Mehr Trackles-Staub!", der Blick, den ich Castriel nach der Ansage entgegenwarf, legte die tiefen Mordgelüste des Dunklen Mondes sicher offen.
Castriel trat einen Schritt zurück und der Wind wehte mir seinen leichten Angstgeruch zu. Ich lächelte und der Geruch wurde stärker.
Sie sollen sich fürchten! Zeig ihnen deine Macht. Lass mich FREI!
Der Drang nach Castriel Blut schwoll an und ich spannte meine Muskeln an, um nach oben zu fliegen. Jetzt bestäubten sie noch die Pfeile, es war der Moment.
„Lillith", Devons Stimme holte mich wieder zurück und ich blinzelte paarmal, „Du musste etwas auf die Wunde pressen, damit die Blutung stoppt. Ich reite uns so lange hier raus."
Mit einem kurzen Blick auf die Wunde, presste ich Luft auf sie. Dort wo der Pfeil eingedrungen war, hatte sich schon ein dunkelroter Fleck unter der braunen Hose gebildet.
Devon presste bei dem Druck die Zähne leicht aufeinander, nickte mir aber zum Dank kurz zu.

Das Tor war zehn Meter entfernt, aber die Hunter auf der Mauer hatten jetzt alle ihren Pfeil mit Trackles bestäubt und zielten allesamt auf uns. Mein immernoch intaktes Schild würde nicht standhalten.

Ich sah sie alle an und die Wut brandete wieder auf.
Lass mich frei! Ich bringe euch hier raussss!
Die zischende Stimme des Monsters in mir wurde immer lauter und schrie mir regelrecht in den Kopf.
„Nicht schießen!", warnte ich gepresst als der Dunkle Mond sich immer weiter gegen meinen Widerstand drückte. Ich wusste nicht wie lange ich die angestaute Magie und das hungrige Monster in mir halten konnte.
Aber natürlich juckte das Castriel recht wenig und die Bögen wurden auf seinen Befehl gespannt.
„Zielt nicht daneben. Sie darf nicht getötet werden. Wir brauchen den Dunklen Mond lebend! Den Verräter beseitigt i-", weiter kam er nicht, denn mein Schrei zerriss die Luft.

Lillith das schwarze Element Where stories live. Discover now