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Ich hatte Schritte gehört und hatte Devon warnen können. Gerade sah er um die Ecke und zog seinen Kopf schnell wieder zurück.
„Wer ist das?", fragte ich leise, als ich seine Miene sah.
„Mein Vater", flüsterte er und schob mich nach hinten, „Beeil dich. Bevor er uns sieht."
Das Pferd zog er hinter sich her mit der anderen Hand drängte er mich hinter das nächste Zelt.

Doch leider war auch das kein Ausweg, denn ich hörte wieder Schritte und schloss die Augen.
„Da kommt Castriel"
Devon fluchte und zerrte uns wieder zurück. Wir standen jetzt also mit einem Pferd vor dem weißen Zelt. Von der einen Seite näherte sich Devons Vater von der anderen Castriel.
„Wir verstecken uns im Zelt!"
Devons warf einen Blick auf den Eingang hinter uns:  „Das ist das Zelt meines Vaters. Da können wir nicht rein, wahrscheinlich will er gerade schlafen gehen."
Ich kannte seinen Vater nicht, aber es musste eine bessere Alternative sein als Castriel.
„Wir reiten", schlug ich schließlich vor und deutete auf den Weg, wo Devons Vater uns sehen würde, Castriel aber nicht.
„Aber dann sieht er uns", entgegnete Devon angespannt.
„Entweder dein Vater oder Castriel"
Er machte den Mund auf, wurde aber von einer Männerstimme unterbrochen: „Devon?"
Ich fuhr zusammen und Devon fuhr herum. Sein Vater stand erstarrt da und als er mich entdeckte weiteten sich seine Augen. Dann fuhren sie über Devons ausgestatteter Waffengürtel, Tasche und Schwert. Er schien erst überrascht und verwirrt, dann war er geschockt und schließlich schien er aus der Situation schlau zu werden.

Castriel hustete und machte so unbeabsichtigt auf sich aufmerksam. Noch war er nicht um das Zelt rum gekommen.
Devon stand immer noch schweigend vor seinen Vater, dessen Augen jetzt in Richtung Castriel zuckten.
Ich hätte erwartet, dass er seinen Anführer alarmieren wollte, stattdessen scheuchte er uns in das Zelt rein.
„Schnell, er darf euch nicht sehen."
Wir waren zu überrascht um uns zu wehren und stolperten in das Zelt. Unsere Stute folgte uns gerade noch rechtzeitig, bevor ich schon Castriels dunkle Stimme hörte: „Hallo Kai, auch schon genug vom Fest?"
„Ja. Ich gehe jetzt schlafen.", Devons Vater, offenbar Kai, verriet uns nicht.
Devon und ich tauschten einen Blick. Er schien es genauso wenig zu durchschauen wie ich.

„Dann eine gute Nacht Kai", meinte Castriel.
„Euch auch, Sir."
Ich hörte wie Castriel sich entfernen wollte, als neue Füße dazu kamen.
„Sir!", die alarmierte Stimme konnte ich nicht zuordnen. Aber sie musste einer Frau gehören.
„Der Käfig. Er ist leer."
„Was!", rief Castriel erschrocken aus, „Wo ist Lillith jetzt?"
„D-Das wissen wir nicht Sir."
„Dann sag allen Huntern Bescheid. Sie sollen das ganze Lager durchsuchen. Weit können sie nicht sein.", befahl Castriel und eilte im schnellen Schritten davon. Im laufen rief er Kai zu: „Du sagt es auch den anderen!"

Kaum war Castriel weg, kam Kai in unser Zelt. Er war schon über vierzig mit teils grauem Haar, aber immer noch sportlich gebaut. Auch an seiner Hüfte Hang ein Schwert, das Devons sehr ähnlich sah. Aber er hinke ein bisschen, was ihn nicht zu stören schien.
„Vater, ich kann es erklärten. Ich-„
Kai hob die Hand und sein Sohn verstummte. Ich stand nur schweigend daneben und versuchte meinen Rücken nicht allzu bewusst wahrzunehmen. Die Tabletten machten ihren Job und betäubten den Schmerz, allerdings nicht vollständig. Und die viele Bewegung machte es nicht besser.

„Du musst nichts erklärten", seufzte Kai und fuhr sich durch das graue Haar.
„Ich kannte deine Mutter sehr gut", die Trauer in seiner Stimme war nicht zu übersehen, ebenso wenig in seinen braunen Augen, „Sie war ein begabte Hunter, ja. Aber nicht von Herzen. Sie hasste die Hunter, für das, was sie taten."
Devon blinzelte verwirrt und zog die Augenbrauen zusammen: "Aber... ich dachte sie hat tapfere für die Hunter gekämpft! Sie war eine der besten!"
„Natürlich zeigte sie dies nicht offen. Aber im Hintergrund half sie den Prodigias. Sie schaffte es noch andere zu überreden ihre Sicht zu teilen. Einschließlich mich."
Ich konnte Devon ansehen, dass er es nicht gewusst hätte. Inzwischen glänzten seine Augen feucht.
„Wir schlossen uns zusammen und argierten getarnt im Hintergrund, während wir immer noch den Huntern folgten. Wir nannten uns die Saver."
Es folgte eine Pause. Langes anhaltendes Schweigen.
Sie beide fühlte die Leere, wo die Mutter gewesen war.
Devons Vater legte seinem Sohn schließlich die Hand auf die Schulter und sah ihn mit einem traurigen Lächeln an: „Deine Mutter wäre Stolz auf dich"
Devon legte seine Hand auf die seines Vaters: „Danke"

Lillith das schwarze Element Where stories live. Discover now