Kapitel #002

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Ein etwas in die Jahre gekommener Polizist saß hinter dem Tresen und schaute Annie und mich skeptisch an. Meine Freudin hatte dem Mann gerade erklärt, dass ich Lucy Winter bin, das Mädchen, deren Eltern heute morgen entführt wurden (und das sich vorhin mithilfe ihres Supercodes hier raus geschlichen hat, was jedoch natürlich nicht erwähnt, vor allem, da der Herr nicht informiert schien).
Annie hatte sofort polizeilichen Schutz rund um die Uhr verlangt, wo ich nur die Augen verdrehen konnte.

"Nun. Miss..." fing er an, doch da er Annies Nachnamen nicht zu kennen schien, kam sie ihm zur Hilfe.
"Clark. Annie Clark".
"Genau, Miss Clark. Also es ist so, dass wir uns der Gefahr, in der ihre Freundin schwebt" - er warf mir einen vieldeutigen Blick zu - "durchaus bewusst sind. Allerdings geht das nicht so einfach. Ich kann hier nicht einfach einen Trupp best ausgebildeter Polizisten herbestellen, die Miss Winter beschützen, oder wie auch immer Sie sich das Vorstellen. Solange ihre Freundin nicht öffentlich bedroht oder angegriffen wurde, kann ich nichts tun".

Innerlich atmete ich auf. Ich hatte keine Lust auf einen Babysitter. Doch ich hatte Annie unterschätzt, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat, zog sie es durch.

Meine Freundin setzte ihren Hundeblick auf - der bei allen zog, außer bei mir - und sagte mit weinerlicher Stimme "Bitte Sir, ich möchte keinen ganzen Trupp, einer reicht. Nur damit ich beruhigt schlafen kann...".
Der Beamte seufzte und ich wusste, dass Annie gewonnen hatte.
Verdammt!

"Also eine Möglichkeit gäbe es, Miss Clark. Wir haben gerade einen Azubi... hier hat er sowieso wenig zu tun, ich könnte ihn mit zu Miss Winter schicken, als Wächter...".
"Mehr will ich doch gar nicht, dankeschön" lächelte Annie und schüttelte dem Polizisten die Hand.

Dann grinste sie mich triumphierend an und ich verschränkte sauer die Arme vor der Brust. Jetzt hatte ich also auch noch einen Polizei-Azubi am Hals.

Der Polizist bat uns, Platz zu nehmen, bevor er in ein Sprechgerät bellte "Flynt! Sofort zum Empfang!".
Ich zuckte zusammen.

Dann wandte ich mich wieder Annie zu und sagte beleidigt "Das werde ich dir nie verzeihen!"
Sie lächelte ihr süßestes lächeln und antwortete "Ach Lu, ich bin doch nur um dich besorgt-" dann wurde sie plötzlich still, starrte an meinem Kopf vorbei auf einen Punkt hinter mir und öffnete den Mund, doch kein Laut kam heraus.

Genervt wedelte ich mit der Hand vor ihrem Gesicht herum, doch sie reagierte nicht. "Ann? Alles klar?" fragte ich verwirrt, doch in dieser Sekunde hörte ich eine Stimme hinter mir sagen "Sie haben mich gerufen... wie kann ich helfen?".
Ich wirbelte herum und sah einen muskulösen, jungen Mann, der mit dem Rücken zu mir stand.

"Genau, Flynt. Sie werden gebraucht. Diese junge Dame" -er deutete auf mich- "benötigt polizeilichen Schutz. Ihre Eltern wurden von Rebellen entführt und wir gehen davon aus, das die Entführer etwas von ihr oder ihrem Bruder verlangen. Sie werden bei ihr bleiben und sie keine Sekunde aus den Augen lassen, bis wir mehr wissen, verstanden?".
"Geht klar" sagte der Azubi und wandte sich zu Annie und mir um.

Er sah unverschämt gut aus, wenn auch nicht so gut wie Dennis. Er hatte braunblonde Haare und grüne Augen, breite Schultern und war etwas mehr als ein Kopf größer als ich. Aber irgendetwas stimmte nicht, irgendwo her kannte ich ihn... aber wo her?

Plötzlich traf mich die Erkenntnis wie eine Flutwelle und ich starrte ihn schockiert an.

'Bitte halt die Klappe, bitte halt die Klappe, bitte halt die Klappe,...' war das einzigste, was ich die ganze Zeit denken konnte, während ich Flynt anschaute. Er starrte genauso zurück und sein Blick verriet mir, das er auch mich erkannt hatte.

Kein Wunder, es war schließlich nicht mal vierundzwanzig Stunden her, als er und ein paar seiner Kollegen mich festgenommen hatten, da ich mit meinem Code überall rein kam. Und aus einer Polizeizelle raus. Wenn er jeztz sowas sagt wie 'Hey, hab ich dich nicht heute morgen festgenommen?' bin ich definitiv am Arsch.

CodeworldWhere stories live. Discover now