Kapitel #040

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Inzwischen waren zwei Wochen vergangen in denen einfach nichts passiert ist. Weder hat irgendjemand nach mir gesucht oder mich gerettet, noch hatte ich irgendeine Fluchtmöglichkeit. Die Wohnug im Hochhaus durfte ich natürlich nicht verlassen. Außerdem achtete Flynt immer darauf, dass ich nicht mit Jasper alleine in der Wohnug bin - wofür ich ihm sehr dankbar war. Er schien seinem besten Freund in der Sache wohl genau so weinig zu trauen wie ich. Zum Glück. Aber dadurch, dass ich nur in der Wohnug herumhing, wurde mir schnell langweilig. Ich versuchte sooft wie möglich wegen den Geld heimlich zu recherchieren, aber die beiden Jungs waren sehr gründlich beim Spuren verwischen. Das einzige, was ich bis jetzt wusste, war, dass sie das Geld an irgendjemanden Zahlen müssen, der ihnen sonst irgendwas antun würde oder so. Das konnte ich aus einem Telefongespräch zwischen Flynt und einer mir unbekannten Person entnehmen. Aber das war's auch schon. Keine Details, nichts. Ziemlich ernüchternd für zwei Wochen Recherche, aber ich hatte vor, am Ball zu bleiben. Naja, wenn ich nicht gerade Detektivin spiele, koche ich. Klingt ziemlich krank, aber es gibt hier einfach nichts besseres zu tun! Ich meine, das hier war ein reiner Männerhaushalt. Sie hatten keine Bücher oder sonstiges. Und sie ließen mich nicht raus, um irgendetwas zu kaufen, geschweige denn kauften sie mir etwas. Nicht mal eigene Klamotten, ich trug immer Sachen von einem von ihnen (meistens Flynt, weil ich mich strickt weigerte, Sachen von Jasper anzuziehen). Also koche ich. Wenigstens Lebensmittel brachten sie auf meinen Wunsch hin mit. Immerhin profitierten sie auch davon, denn ich kochte natürlich nicht nur für mich. Ehrlich gesagt war ich eine miserable Köchin und ein Kochbuch hatten sie hier nicht. Deswegen dachten bei meinen ersten, eigenkreierten Rezepten die Jungs, ich würde sie vergiften wollen. Aber wenn man sehr viel Zeit, Langeweile und Kreativität hat, schafft man es irendwann, etwas essbares zu Kochen. Dann was annehmbares, etwas gutes, etwas leckeres, etwas fantastisches und irgendwann ein Feuerwerk für den Gaumen. Momentan war ich auf Stufe des 'Annehmbaren', aber ich arbeite daran. Das einzige, was das Kochen problematisch macht, ist die Tatsache, dass sie mich nicht alleine mit Messern lassen. Flynt hatte Jasper wohl erzählt, was ich mit der Scherbe im Wald angestellt habe und sie waren sich sehr schnell einig, dass man mir wohl besser keine Messer unbeaufsichtigt in die Hand geben sollte. Also musste ich entweder unter Aufsicht schneiden, hoffen, dass sie mir schon geschnittene Sachen mitbringen oder sie mussten sie mir schneiden. Ehrlich gesagt kam ich mir bei der ganzen Aktion immer vor wie ein Kleinkind, dass keine zu scharfen Messer in die Hand nehmen darf. Aber ich muss auch sagen, dass die Gedankengänge der Jungs nicht schlecht waren. Der Gedanke, ein Küchenmesser zu stibitzen, war mir auch schon gekommen. Nur leider waren die beiden mir einen Schritt voraus. So zogen sich die zwei Wochen recht Ereignislos, doch natürlich wartete das nächste Chaos nur darauf, mein Leben im wahrsten Sinne des Wortes zu ruinieren.

Es fing in dieser Nacht an. Inzwischen hatte ich mich daran gewöhnt, mit Flynt in einem Bett zu schlafen. Kurz nachdem mich Jasper vergewaltigt hat, konnte ich Nächte lang nicht schlafen. Wenn ich mal einschlafen konnte, schreckte ich mehrmals in der Nacht schweißgebadet aus irgendwelchen Alpträumen. Meistent handelten sie von Jasper, der mir wieder wehtat. Öfters auch von Alex, der wegen den angreifenden Regierungs-Truppen verblutend am Boden lag und ich konnte ihm nicht helfen. Naja, auf jeden Fall war ich mehr wach als das ich schlief, was mir an Aussehen und Stimmung auch deutlich anzusehen war. Flynt wollte mich Nachts wenn ich einen Alptraum hatte, immer trösten, was er jedoch nicht konnte. Wenn er mich berührte, wehrte sich mein ganzer Körper dagegen. Aus Angst, die selben Schmerzen von damals nochmals zu spüren. Also redete er mir immer nur gut zu. Jedoch sagte er mir einmal, als er mich beim Gemüseschneiden beaufsichtigte, dass es ihn unglaublich wehtat, mich so kaputt zu sehen, mir aber nicht helfen zu können. Ich weiß nicht genau, was ich über dieses Geständnis denken soll. Er verliebt sich doch nicht etwa? Bitte nicht, ich bezweifle, dass das für einen von uns gut ausgehen würde. Aber hatte er nicht eine Freundin...? Bei Gelegenheit muss ich ihn mal darauf ansprechen. Jedoch wachte ich in jener Nacht nicht wegen einem Alptraum auf, sondern wegen plötzlicher Übelkeit. Ich schaffte es gerade noch bis zur Toilette, bevor ich mich übergeben musste. Nur wenige Augenblicke später stand Flynt hinter mir und hielt meine Haare zurück. Als es überstanden war, spülte ich, wusch mir den Mund aus und drehte mich zu Flynt. "Sorry, dass ich dich geweckt habe" sagte ich gleich leise. Er verdrehte die Augen "Wenn das deine einzige Sorge ist... Wie geht es dir?". "Gut" sagte ich und das war nicht mal gelogen. Ich fühlte mich gleich viel besser. Ehrlich gesagt hatte ich sogar wieder Hunger. "Haben wir Käse und sauere Gurken da?" fragte ich desshalb ohne umschweife. Irritiert und misstrauisch kniff Flynt die Augen zusammen "Du hast Hunger? Um diese Uhrzeit? Nachdem du gekotzt hast? Bist du sicher, dass es dir gut geht". "Hey, es gibt nichts cooleres als Mitternachtsnacks! Also haben wir?" wollte ich etwas ungeduldig wissen. Seine Augen fixierten mich immer noch "Käse ja, Sauere Gurken eher nicht". "Schade" maulte ich "Aber besser als nichts. Komm". Mit diesen Worten nahm ich seine Hand und zog ihn aus dem Bad in die Küche. Dort hohlte ich den Scheibenkäse aus dem Kühlschrank und schob mir eine Scheibe nach der anderen in den Mund. Dabei ignorierte ich gekonnt Flynt's bohrenden Blick und genoss meinen Snack.

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