Kapitel #043

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Ein paar Tage später (ich weiß nicht genau wie lange, ich habe mein Zeitgefühl immer noch nicht wieder gefunden) wurde meine Zelltür erneut aufgerissen und Bastian stürzte herein. In seinem Blick lag etwas, was ich nicht ganz deuten konnte. "Was ist los?" fragte ich ihn. "Heute wurde im Gericht dein Urteil gefällt. Du wirst morgen hingerichtet". "WAS?!" schrie ich diesmal panisch "Ich... ich dachte, die Todesstrafe gibts nicht mehr...". "Öffentlich gibts die wirklich nicht mehr. Aber das wird keine öffentliche Hinrichtung auf irgendeinem Marktplatz vor den Augen aller Stadtbewohner. Das passiert in irgendeinem Innenhof im Regierungsgebäude, wo keiner etwas mitbekommen wird" erklärte Bastian düster. Ich konnte es irgendwie noch gar nicht richtig fassen "Wie konnte ein Richter das entscheiden? Ich mein, was hab ich denn getan, was eine Hinrichtung rechtfertigt?". "Nichts" sagte Bastian trocken "Du hast einen faschen Code, der ihnen sehr gefährlich werden kann. Da man Codes nicht ändern kann, ist die einzige Möglichkeit dein Tod. Und da es dass ist, was sie wollen, haben sie das wohl mit irgendeinem Mist begründet. Ich war nicht dabei, aber bestimmt waren das so Argumente wie 'Weil sie braune Haare hat, muss sie sterben'". Resigniert schloss ich meine Augen "Und jetzt? Du lässt mich doch nicht sterben?". "Natürlich nicht, ich habe es geschafft, Kontakt mit der Bärenhöhle aufzunehmen. Dort herrscht gerade ein riesiges Chaos, aber sie haben es trotzden geschafft, ein neues Lager zu finden. Auf jeden Fall haben sich ein paar Leute freiwillig gemeldet, uns zu helfen". Alex. Hundert prozentig. Ich weiß nicht so ganz, was ich davon halten soll. Einerseits kribbelte alles in mir, wenn ich an ihn dachte, andererseits war mir unwohl bei dem Gedanken, dass er sich in die 'Gefahrenzone Regierung' wagte. Was, wenn ihm etwas zustößt? Schnell verdrängte ich den schrecklichen Gedanken und fragte Bastian, um mich abzulenken "Wie sieht der Plan aus?". "Das erklär ich dir morgen, wenn es los geht. Jetzt muss ich los" sagte er und ging auf die Tür zu. "Bastian?" fragte ich noch, bevor er den Raum verlassen konnte. "Ja?" - "Was meintest du vorhin damit, dass bei den Rebellen Chaos herrscht?". Er seufzte und sah auf einmal um Jahr älter aus "Ich erklär es dir später, dass ist momentan nicht wichtig. Konzentrier du dich lieber morgen auf die Flucht". Mit diesen Worten verließ er den Raum.

Als Bastian das nächste mal hinein kam, fragte ich als erstes, wie spät es ist. "Kurz nach fünf Uhr morgens" sagte er "und um acht wirst du zu deiner Hinrichtung abgeholt". Er sagte das so locker, doch in mir spannte sich alles an. Hinrichtung. Heute soll ich also sterben. Und ich habe gar nicht mehr meine Eltern gesehen und ihnen gesagt, dass ich sie liebe... Und Alex... Bastian konnte wohl Gedanken lesen, der er sagte, als er meinen Gesichtsausdruck sah "Guck nicht so, wir lassen nicht zu, dass du stirbst. Wir haben einen super Plan". Schwungvoll ließ er sich mir gegenüber auf den Boden sinken "Und in diesen werde ich dich jetzt einweihen". Skeptisch zog ich meine Augenbrauen hoch "Dann schieß mal los". "Also, wir haben festgestellt, dass es nur eine Möglichkeit, dich da wirklich sicher raus zu bringen und das ist auf der Fahrt zum Regierungsgebäude, in dem du hingerichtet werden sollst. Ich hatte das Glück, mir vorher die Route anzusehen, auf der sie fahren werden. Auf dem Weg haben sich die Leute der Regierung positioniert. Sobald dein Wagen kommt, halten sie ihn an. Es ist wichtig, dass du darin erstmal sitzen bleibst, okay? Denn draußen wird es wahrscheinlich auf eine Staßenschlacht hinaus laufen und wenn du bei dieser getötet werden würdest, wäre alles umsonst. Also bleib sitzen, ja? Sobald sich die Situation etwas beruhigt hat, holt dich jemand ab und wir fliehen zum westlichen Stützpunkt, wo auch Astrid ist und so. Da tauchen wir dann ein paar Tage und gehen dann zur improvisierten Bärenhöhle. Alles klar?". Einen Moment verarbeitete ich den ganzen Plan. Gar nicht so übel, nur eine Sache störte mich "Wieso muss ich im Auto bleiben? Ich habe doch kämpfen gelernt, ich kann helfen". Eindringlich schaute Bastian mich an "Bei dieser ganzen Rettungsmission geht es um dich, Lucy. Viele Leute riskieren ihr Leben für dich. Irgendwie ginge der Sinn dieser Mission verloren, wenn wir dich mitkämpfen lassen, oder?". Ich antwortete nicht und wich seinem Blick aus. Ich kann doch nicht in einem Auto sitzen und zugucken, wie draußen meine Freunde sterben! "Versprich es mir, Lu. Schwöre es" sagte Bastian ernst und zwang mich, ihn anzublicken. "Na gut, ich verspreche es" seufzte ich schließlich ergeben. Ob ich mich allerdings an das Versprechen halten kann, weiß ich noch nicht.

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