Kapitel #013

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"So, hier wären wir" sagte Alex, als wir vor eine Tür, auf der 'Zentrale' stand, stehen blieben.

"Danke fürs her bringen" sagte ich und lächelte ihn dankbar an.
Er lächelte zurück "Keine Ursache. Dann sehen wir uns wohl morgen zum Training?".
"Ja, bis um sieben" sagte ich und wusste nicht so recht, wie ich mich verabschieden soll.
"Ja, bis dann" antwortete er und nahm mir das Problem mit der Verabschiedung ab, indem er sich einfach zu mir herunter beugte und mir einen Kuss auf die Wange gab. Darauf wurde ich rot, er grinste mich selbstgefällig an, drehte sich um und ging.

Ich starrte auf seinen Rücken, bis er um eine Ecke verschwand.
'Verdammt Lu!' rief ich mich zur Ordnung 'du hast einen Freund, den du über alles liebst! Hör auf damit, Alex hinterher zu starren!'.

Dann atmete ich noch einmal durch um mich zu beruhigen und drückte die Tür zur Zentrale auf.

Drinnen saß eine ungefähr fünfzigjährige Frau mit Brille und aschblonden Locken, die ihr in alle Richtungen vom Kopf abstanden. Sie war eher dünn und sah wie eine dieser Typischen 'Sekretärinnen' aus den Geschichtsbüchern in unserer Schule aus. Früher waren sie dafür zuständig, in großen Firmen den Papierkram zu erledigen, hatte uns unser Geschichtslehrer erklärt. Inzwischen wurde das meiste von Technik übernommen und ich frage mich, wie ein Frau allein damals so viel Zeug erledigen konnte.

"Kann ich dir irgendwie helfen?" fragte Andrea, wie ich auf ihren Namensschild lesen konnte. Sie hatte diesen unglaublich warmen und herzlichen Blick drauf, den nur Mütter haben können.

"Ähm... ja. Ich suche einen Job" antwortete ich etwas eingeschüchtert von ihrer Ausstrahlung.
"Na dann, komm mal näher, ich beiße nicht" lachte sie.

'Ich beiße nicht scheint hier ja ein Standardsatz zu sein' dachte ich, während ich auf sie zuging.

"Also, wie ist dein Name, wofür interessierst du dich und was kannst du besonders gut?" fragte sie geduldig.
"Lucy Winter und...." fing ich an, doch Andrea unterbrach mich.

"Oha, vor mir steht die echte Lucy Winter und ich erkenne sie nicht! Tut mir leid, Liebes. Es freut mich, dich kennen zu lernen" sagte sie total aus dem Häuschen und schaute mich an, als könnten mir plötzlich Flügel wachsen.
"Eh... ja... dankeschön?" sagte ich leicht unsicher "Auf jeden Fall... bei dem Rest der Fragen hab ich nicht wirklich eine Ahnung...".
"Ach du liebe Güte, setzt dich erstmal, dann können wir reden. Wir finden schon einen Platz für dich" sagte sie milde lächelnd und bot mir einen Stuhl an.

Zögerlich ließ ich mich darauf fallen, und begann mit ihr über mich zu reden.

***

W

ir unterhielten uns eine Weile miteinander und am Ende fasste Andrea zusammen "Also, du bist nicht sonderlich stark, kannst einen Job nur halbtags machen und würdest am liebsten irgendwo draußen arbeiten?".
"Genau" bestätigte ich.

"Okay, noch eine Frage: bist du kreativ, beziehungsweise hast du eine schöne Schrift?" wollte sie wissen und ich antwortete etwas unsicher "Ähm... ja... ganz in Ordnung".
Die Frau nickte "Gut. Das Problem ist nämlich, dass du nicht raus darfst, Colin hat es verboten. Da ich dir aber diesen Wunsch nicht abschlagen möchte, gibt es nur eine Job-Möglichkeit, die ich dir anbieten kann".
"Die wäre?" fragte ich neugierig, aber durch ihren ernsten Gesichtsausdruck etwas nervös.
"Du würdest mit Jodie im Raum der Gefallenen die Namen an die Wände schreiben" sagte Andrea leise.

Das war es also.
Die Namen der Toten an Wände schreiben.

Wollte ich das als Job machen?
Wollte ich jeden Tag mitbekommen, wie viele Leute sterben?

CodeworldWhere stories live. Discover now