Kapitel #033

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>Alex<
Zügig lief ich den diekten Gang zwischen Komandozentrale und Speisesaal entlang. Wohl einer der einzigen Gänge, die noch mit Sauerstoff versorgt werden und ein speziell angelegter Durchgang zwischen de beiden Räumen. Gerade eben hatte ich Colin's Krisensitzung hinter mich gebracht. Wir waren ja auf einige Angriffe der Regierung vorbereitet gewesen, aber auf das nicht. Natürlich nicht, die Bärenhöhle war ein wohl behütetes Geheimnis seit Jahrzehnten - gewesen. Jetzt ja nicht mehr. Die ersten Rebellen hatten dieses Tunnelsystem unter der Stadt entdeckt und es zu ihrem Hauptquartier gemacht. Und jetzt war alles kaputt - wegen einem kleinen Mädchen, das uns eigendlich retten soll. Erst verliert sie eine Karte, auf der die Bärenhöhle markiert ist und dann lässt sie diesen Polizei-Azubi frei. Der wahrscheinlich, bevor er verschwunden ist, nochmal alles unter die Lupe genommen hat. Eigendlich sollte ich sauer auf Lucy sein, weil sie alles gefährdete. Die Leute, die ich mag, meine Heimat, mein Leben. Eigendlich sollten wir sie hier raus schmeißen, der Regierung ausliefern. Aber sie ist nun mal der letzte Trumpf, den wir in der Hand haben. Die Regierung will sie. Und warum? Weil sie für sie gefährlich ist. Was für die Regierung eine Gefahr ist, ist für uns ein Gewinn. Lucy muss nur diese eine einzige Mission bewältigen, dann kann sie gehen. Dann ist sie egal. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Ich, als ihr Trainer, kann das beurteilen. Vielleicht ist das auch einer der Gründe, warum ich ihr auch privat verzeihe. Das kleine Mädchen mit dem einzigartigen Charakter, den großen Herz und diesen grünen Augen, die alles zu durchschauen scheinen, ist mir ans Herz gewachsen. Irgendwie möchte ich sie beschützen, aus der ganzen Sache raus halten. Geht nur leider schlecht, wenn sie die Hauptrolle in diesem Aussichtslosen Drama spielt. Aber ich kann wenigstens, ein Auge auf sie haben und gucken wo sie bleibt. Genau das hatte ich jetzt auch vor. Deswegen stieß ich die Hintertür an der anderen Seite des Speisesaals auf und schaute mich nach ihr um.

Der Speisesaal war hoffnungslos mit Rebellen überfüllt. Ihnen allen standen große Fragezeichen ins Gesicht geschrieben, weil sie nicht wussten, was vorgeht. Verständlich, aber wir konnten es ihnen noch nicht sagen. Das würde nur zu Panik führen. Jetzt blickte ich mich suchend im Raum um. Die Tische, auf denen ja normalerweise hier gegessen wurde, waren an den Rand geschoben worden und in der Mitte langen ganz viele Matratzen und Decken. Der Raum war ja extra für solche Notlagen ausgestattet worden und sollte alle Freiheitskämpfer, die hier arbeiten, schon mindestens drei Tage unterbringen können. Die Leute hatten ja keine Ahnug, dass wir hier wahrscheinlich so schnell wie möglich raus müssen... Aber das stand gerade nicht zur Debatte. Zuerst muss ich Lucy finden. Was in dem überfüllten Raum kaum möglich war, vor allem da sie jetzt nicht die Größte ist. Also kletterte ich kurzerhand auf einen der Tische am Rand, um mir einen Überblick zu verschaffen. Doch auch so sah ich sie nicht. Langsam machte ich mir Sorgen. Sie hatte es doch geschafft...? Nervös sprang ich vom Tisch und irrte ein bisschen zwischen den Leuten hin und her, fragte den einen oder anderen, ob er sie gesehen hatte. Doch Fehlanzeige. Lucy war wie vom Erdboden verschluckt. Mit einem unguten Gefühl lief ich langsam Richtung Haupteingang des Speisesaals. Vor der Tür blieb ich stehen und atmete noch einmal tief ein und aus - da ich ja wusste, das es im Gang kaum mehr Sauerstoff hat - dann stieß ich die Tür auf. Was ich dann sah, raubte mir den Atem. Jodie, die sich am Ende vom Gang mit einem wahnsinnigen Grinsen im Gesicht und einem Messer in der Hand über meine Lucy beugte. Einen Moment war ich erstarrt, dann sprintete ich so schnell wie noch nie in meinem Leben auf die beiden zu. Die Schwarzhaarige wollte das Messer gerade mit voller Wucht in Lucys Brust rammen, da erreichte ich sie und kickte ihr das Messer aus der Hand. Erst jetzt schien sie mich zu bemerken und wandte sich von der Ohnmächtigen ab. In ihrem Blick brannte Hass und Wahnsinn. Fibrig überlegte ich, was ich tun könnte. Hier auf den Gang mit ihr Kämpfen? Nein zu gefährlich, für Lucy und mich. Außerdem der sinkende Sauerstoff... Das könnte böse ausgehen. Also entschied ich mich für die einzige andere Möglichkeit. Blitzschnell bückte ich mich, lud das ohnmächtige Mädchen auf meine Arme, wirbelte herum und rannte auf die Speisesaaltür zu. Jodies schwere Schritte hinter mir nahm ich dabei sehr deutlich wahr.

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