Kapitel #051

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"Ich... hasse... dich!" brachte ich bei jeder Liegestütze vor. Alex lag entspannt neben mir und grinste "Pech. Du hast angefangen". "Streng... genommen... du... als du... mir... den... Knutschfleck... verpasst... hast" sagte ich angestrengt. Mein Trainer/Freund ignorierte diesen Kommentar und sagte nur "Mehr Körperspannung, Lu. Und wenn du weiterhin so gesprächig bist, setzte ich noch zehn Liegestützen drauf". Ich knurrte nur, sagte aber nichts mehr. Inzwischen war eine Woche vergangen, seit Jodie im Frauenzelt schlief und bis jetzt machte sie sich gut. Wir haben sogar eine neue Aufgabe für sie gefunden: das Jagen. Aber nicht mit Waffen - immer wenn sie eine Waffe sieht, bekommt sie Panik - sondern mit Fallen. Und dabei war sie besser, als man dachte. Sie kannte super viele Verschiedene Fallenarten, wo man sie aufstellen musste und was man damit fangen konnte. So kam sie ein bisschen raus und hatte eine Aufgabe. Ich hatte bis gestern noch meine Tage, aber heute gings mit wieder gut, wesshalb Alex sofort beschloss, wieder ein bisschen körperliches Trainig zu machen, da wir ja die ganze letzte Woche nur Theorie gemacht haben. Und genau heute, an unserem ersten sportlichen Trainingstag, machte Alex sein Versprechen wahr und nutzte seine Macht voll aus. Wirklich böse konnte ich ihm natürlich nicht sein, aber sauer genug, um alle seine Aufgaben mit biss zu meistern. Als erstes hatte er mir verboten, Messer anzurühren. Und dann haben wir ewigkeiten Nahkampf und Schießen geübt bis ich fast am ausrasten war. Nicht direkt wegen Alex, sondern weil ich die Aufgaben, die er mir stellte, nicht schafft. Obwohl sie wirklich machbar waren. Und das machte mich wütend. In verdammten zwei Wochen soll ich den Regierungsbezirk stürmen, aber ich schaffe nicht mal Alex' Aufgaben. Da kann ich mir ja auch gleich selber eine Kugel durch den Kopf jagen. Denn so helfe ich niemandem. Desswegen diskutierte ich auch ewig mit Alex, als diser nach drei Stunden meinte, dass wir jetzt was anderes machen.

Aber ich wollte es schaffen, ich wollte es so sehr! ich wollte niemanden enttäuschen. Aber Alex sagtre mir rellativ deutlich, dass ich hier nichts zu melden habe und wenn er der Meinug ist, dass wir an einem anderen Tag weitertrainieren sollen, dann habe ich das kommentarlos zu akzeptieren. Daraufhin habe ich nichts mehr gesagt, aber einen Beschluss für mich getroffen. Heute Nacht schleiche ich mich raus und trainiere. Ich brauche keinen Schlaf, ich brauche mehr übung. Naja, nachdem wir noch eine Runde joggen waren, machten wir jetzt zum Schluss noch ein paar 'Kräftigungsübungen', wie Alex sie bezeichnete. Und gerade schaffte ich meine letzte Liegestütze und ließ mich dann einfach ins Gras fallen. Alex klopfte mir auf den Rücken "Nicht schlecht, Lu. Noch zehn Hocksprünge, dann sind wir für heute fertig". 'Du vielleicht, ich noch lange nicht' dachte ich, sagte aber nichts, richtete mich auf und machte meine Hocksprünge. Alex beobachtete mich mit verschränkten Armen "Die letzten drei waren geschludert. Nochmal". Ich warf ihm einen mehr als tödlichen Blick zu, kam seinem Befehl aber wortlos nach. Jetzt lächelte er "Ich bin stolz auf dich, Lu. Du machst dich". Ich nickte ihm als dank für sein Lob zu, trottete aber erstmal zur Wasserflasche und exte diese. Kaum hatte ich sie leer getrunken, griff Alex nach meiner Hand "Komm, Kurze. Du kannst dich waschen gehen und dann essen wir". Ich nickte und ließ mich einfach von ihm mitziehen.

Als endlich alle um mich herum schliefen und es draußen dunkel genug war, um heimlich zu trainieren, überlegte ich ernsthaft, doch lieber ein paar Stunden zu schlafen. Dann kann ich morgen frisch und voller elan nochmal versuchen, Alex' Aufgaben zu lösen. Außerdem war mein Bett so bequem... Aber ich riss mich zusammen und rappelte mich auf. Ich wollte, nein, ich musste es schaffen. Zwei Wochen waren zu kurz. Zu kurz für Pausen und Nächte, die ich mit schlafen vergeudete. Ich muss mehr üben, besser werden. Also stand ich auf, schlüpfte in eine schwarze Leggins, ein graues T-shirt und einen schwarzen Hoodie mit Kaputze und schnürrte meine schwarzen Trainingsschuhe. Dann schlich ich aus dem Zelt voller schlafender, weiblicher Rebellen. Der Mond war abnehmend und hing nur noch als schmale Sichel am Himmel, gab jedoch genug Licht, dass ich den Weg zur Trainigslichtung ohne Taschenlampe fand. Da wir ja keine Räume mehr hatten, war alles zum Training auf einer Lichtung, die ungefähr hundert Meter von der Hauptlichtung entfernt lag, aufgebaut worden. Hier war ein Schießstand, ein Parcours und von einigen Bäumen hingen Seile, um daran hochzuklettern. Da man hier auch nicht einfach einen Schrank hinstellen konnte, in den man die Trainingswaffen einschloss, war alles versteckt worden: in hohlen Baumstämmen, unter Wurzeln, im dichten Gebüsch und so weiter. Man musste nur wissen, wo man suchen muss.

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