Kapitel #003

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Am nächsten Morgen torkelte ich aus dem Bett Richtung Bad.
Es war deutlich zu früh, doch da ich in einem Jahr meinen Abschluss machen werde, darf ich auf keinen Fall irgendeinen Kurs verpassen.

Gestern Abend war es spät geworden, ich hatte nach einem Augenblick gesucht, Dennis meine Code-Geschichte zu erzählen. Er wirkte seltsamerweise sehr positiv überrascht. Zwar versuchte er, das zu verstecken, aber mir konnte er nichts vor machen. Allerdings wollte er auch nicht mit der Sprache heraus rücken, als ich ihn darauf ansprach.

Und danach hatte mein Freund sich so schnell verabschiedet und war gegangen. "Ich hab noch was zu erledigen" meinte er nur entschuldigend und dann war er auch schon weg. Was war nur los mit ihm? Hatte ich irgendwas falsch gemacht?

"Guten Morgen" flötete plötzlich Flynts Stimme vor mir und riss mich aus den Gedanken.
Erschrocken zuckte ich zusammen und fuhr ihn gleich darauf pampig an "Sag mal, hast du sie noch alle?! Es ist verdammt früh und du erschrickst mich zu Tode!"
Um meine Worte zu untermalen, stieß ich dem jungen Mann meinen Zeigefinger in die Brust. Dieser wirkte tatsächlich überrumpelt und schaute mich überrascht an.

"Erste Regel: Sprich meine Schwerster niemals vor zehn Uhr an, wenn du nicht zufällig den Wunsch verspürst, zu sterben" kam es belustigt von meinem Bruder hinter mit.

Als der Azubi auch noch mit lachte, wurde es mir zu bunt.

"Na, ihr zwei versteht euch ja prächtig!" fauchte ich nur, zwängte mich an dem Muskelmann vor mir vorbei, verschwand im Bad und knallte die Tür hinter mir zu.
"Ähm... das ist nicht das Bad..." kam es plötzlich vor der Tür und ich realisierte, dass ich im Gästezimmer stand, in den mein Aufpasser schlief.

Heute war ich aber echt verpeilter als sonst. Sauer riss ich die Tür wieder auf und überquerte den Flur zur Tür gegenüber. Die Blicke der Jungs konnte ich fast schon körperlich spüren.
"Sagt nichts!" murrte ich nur, verschwand - dieses Mal im richtigen Bad - und knallte die Türe mit noch mehr Nachdruck zu. Der Tag fing ja schonmal super an.

Als ich dann nach einer dreiviertel Stunde es doch noch aus dem Bad geschafft hatte, schleppte ich mich jetzt etwas wacher und mit annehmbaren Äußerem an den Frühstückstisch. Dort stocherte ich lustlos in meinem Müsli herum und versuchte, meinen Babysitter zu ignorieren, der mein Frühstück kritisch musterte.

Mein Bruder war schon aus dem Haus. Er arbeitete als Techniker für Codeworld-Systems und arbeitete an der Verbesserung der Codes und Touchscreens.

"Davon wird man satt?" fragte Flynt auf einmal und begutachtete noch immer mein Müsli, das sie langsam durch mein rumgestocher zu einer kalten, zähen Masse auflöste.
"Pah" machte ich nur herablassend.

Er sollte gucken, das ich nicht von Rebellen entführt werde, und nicht meine Essgewohnheiten studieren.

"Ich frag ja nur" meinte er trocken und streckte sich. Ich erwiederte immer noch nichts und nahm vorsichtig einen Löffel mit der Müsli-Pampe in den Mund.

"Und, was haben wir in der ersten Stunde" fragte er plötzlich und ich verschluckte mich an meinem Frühstück.

'Sehr eleganter Themawechsel, Herr Flynt' dachte ich bitter während ich noch um atemluft kämpfte. Nachdem er mir allerdings ein paar mal auf den Rücken geklopft hatte, ging es wieder und ich fragte fassungslos "Wir?!".

Insgeheim hoffte ich, ich hatte mich verhört, diese Hoffnung wurde jedoch schnell zerstört, als er antwortete "Jaa wir. Was hast du erwartet? Ich soll vierundzwanzig Stunden am Tag auf dich aufpassen, komme aber nicht mit in die Schule, die ein drittel deines Tages ausfüllt?".

Ja, genau das hatte ich gedacht.

"Wie stellen Sie sich das vor? Ein 'neuer Schüler' mitten im Schuljahr wäre etwas komisch..." fragte ich.
Er nickte "Ich werde auch kein neuer Schüler sondern ein Referendar, der sich in nächster Zeit den Unterricht an eurer Schule anguckt und immer im gleichen Kurs ist, wie du. Ganz zufällig, natürlich. Ist alles mit der Schulleitung abgesprochen. Somit muss ich dich nicht aus den Augen lassen und niemand schöpft Verdacht".

CodeworldWhere stories live. Discover now