Kapitel #004

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"Wie meinst du das, sie wollen mich?" fragte ich, während wir auf das Polizeipräsidium zu liefen.

"Naja, sie wollen einen Tausch. Du gehst zu den Entführten und dafür lassen sie deine Eltern frei" erklärte Flynt und hielt mir die Tür auf.

Ich schlüpfte unter seinem Arm ins Gebäude, drehte mich dann aber wieder zu ihm um "Okay".
"Was okay?" fragte er verwirrt und führte mich am Empfang, an dem ich gestern noch mit Annie stand, vorbei tiefer ins Präsidium.

"Ich mach's. Ich gehe im tausch gegen meine Eltern zu den Entführern" sagte ich todernst und verschränkte die Arme.

Flynt lachte auf "Das kannst du vergessen. Wir werden dich wohl kaum in die Höhle des Löwen schicken!".
"Und was soll dann aus meinen Eltern werden?!" fragte ich sauer, woraufhin er antwortete "Wir finden schon einen Weg, sie zu retten. Ohne, dass du dich opfern musst".
"Du redest die ganze Zeit von 'Wir'... wer ist das überhaupt?" fragte ich leicht genervt.
Der Azubi seufzte "Ich, dein Bruder, die Regierung... einfach alle die mit dem Fall zu tun haben".
"Aha" antwortete ich trocken, während ich unauffällig versuchte mir zu merken, wo er mich lang führt, nur für den Fall, dass ich hier auf eigene Faust heraus finden muss.

"Und wie geht es jetzt weiter?" fragte ich nach kurzer Zeit, als er vor einer Tür stehen blieb.
"Also du bleibst hier, während wir uns überlegen, wie wir deine Eltern befreien".
"Ihr könnt mich hier nicht festhalten!" fauchte ich, als er die Tür öffnete und mich hinein stieß.
"Tut mir leid, es ist nur zu deiner eigenen Sicherheit" sagte Flynt und ließ dann die Tür hinter sich ins Schloss fallen.

Und zum zweiten mal in zwei Tagen saß ich hier fest.

Entnervt seufzte ich auf, um zu versuchen, die Tür zu öffnen, als sie sich von selbst öffnete.

Einen Moment war ich irritiert, bis mir bewusst wurde, das sie jemand von außen geöffnet haben musste. Und tatsächlich, in dieser Sekunde trat mein Bruder ein und umarmte mich stürmisch. Etwas überfordert erweiterte ich die Umarmung und klopfte ihn auf den Rücken.

"Ich weiß, das du nicht gerne eingesperrt bist" fing er an "aber es geht nicht anders. Die Gefahr ist zu groß, das Rebellen dich erwischen und das wäre furchtbar".
"Also weiß man jetzt, das die Rebellen Mum und Dad entführt haben?" fragte ich, da mir auffiel, das Flynt vor mir nur von 'den Entführern' gesprochen hatte.
"Man geht stark davon aus" meinte James und trat einen Schritt zurück, doch als er mich jetzt musterte, riss er plötzlich erschrocken die Augen auf.

"Was ist denn mit dir passiert?! Bist du verletzt?" fragte er panisch und kam wieder einen Schritt auf mich zu.
"Nein, wieso?" fragte ich verwirrt.
"Na, wegen dem ganzen Blut!" rief er und deutete auf mein Shirt, auf dem deutlich ein paar rote Blutflecken und blutige Handabdrücke zu sehen waren.
Ich seufzte auf und erklärte "Keine Angst, wir haben in Bio Schweineherzen seziert. Ich hatte keine Zeit mehr, Hände zu waschen. Das ist also nur Schweineblut".
James atmete sichtlich auf, dann sagte er "Okay, du brauchst trotzdem was frisches zum anziehen. Ich hole dir was".
"Tu, was du nicht lassen kannst..." murmelte ich und drehte ihm den Rücken zu.
"Ach ja, und ich sage auf dem Weg gleich bescheid, dass sie eine Wache vor deine Tür stellen. Deinen kleinen Trick mit dem Code hab ich nicht vergessen!".

Und ehe ich etwas erwiedern konnte, war schon aus meiner Zelle.

Schnell überschlug ich im Kopf meine Fluchtmöglichkeiten und stellte fest, dass sie nicht sonderlich hoch waren.

Wenn James auf seinen Weg, mir neue Klamotten zu beschaffen (wo auch immer er das machen wollte) den Wachen bescheid gab, standen meine Chancen gegen Null. Also musste wenn, dann jetzt versuchen, auszubrechen. Zügig ging ich auf die Tür zu, drückte meine noch blutige Hand auf den Touchscreen und betete.

CodeworldWhere stories live. Discover now