Kapitel #037

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Durch ein leichtes Rütteln an meiner Schulter wachte ich auf. Blitzende öffnete ich die Augen. Das helle Licht der Sonne, die gerade über der Skyline der Stadt aufging, schmerzte in den Augen. Ich versuchte mich zu erheben und merkte, wie mir einfach alles wehtat. Eine Hand schlag sich um meine Hüfte und zog mich auf die Beine. Ich streckte mich und versuchte alleine zu stehen, zuckte jedoch zusammen und wäre wieder hingefallen, wenn Alex mich nicht aufgefangen hätte. "Danke" murmelte ich etwas verschlafen und blicke mich erst jetzt auf der Wiese, wo wir die Nacht verbracht hatten, um. In kleinen Gruppen standen uns saßen die Rebellen zusammen und schienen sich leise zu unterhalten. Mir fiel jetzt auch auf, dass einige Rebellen sich sammelten. Auch Colin und Dennis entdeckte ich unter ihnen. "Hab ich was verpasst?" fragte ich desshalb gähnend. Alex antwortete "Es wurde eine Gruppe an Leuten ausgewählt, die nach einem geeigneten neuen Hauptquartier suchen sollen. Nick und ich sind auch dabei". Da erst bemerkte ich, dass Nick gar nicht mehr bei uns war, sondern schon bei den anderen Rebellen der Gruppe stand, die losziehen werden. "Und ich?" fragte ich leise, obwohl ich die Antwort schon kannte. Alex fuhr sich durch die Haare und wich meinem Blick aus "Du bist noch zu schwach. Du kannst noch nicht mal alleine stehen". Ich nickte, das war klar gewesen. Als ob sie ein verletztes, kleines, unausgebildetes Mädchen mitnehmen. "Du, ich muss jetzt los... Sie warten schon" sagte Alex da entschuldigend und warf einen kurzen Blick zu den Rebellen. Ich lächelte ihn an "Schon okay. Na los, geh". Er musterte mich noch einmal, dann drückte er mir einen Kuss auf die Stirn "Pass auf dich auf, ja?". "Jaja" antwortete ich nur "bis später". "Bis dann" sagte er noch, wandte sich dann ab und ging zu Colin und den anderen. Ich schaute ihnen noch nach, bis sie völlig im Wald verschwunden waren, dann lehnte ich mich an den Stamm, an dem ich heute Nacht auch geschlafen habe, und blickte in den milchblauen Himmel. Was mach ich jetzt? Den ganzen Tag hier herumliegen und nichts tun? Kommt nicht in Frage. Ich ließ mein Blick über die Rebellen schweifen, die dageblieben waren. Es waren noch so viele, dass ich den Überblick verlor. Irgendwo hier waren meine Eltern. Und Jodie. Ich könnte sie suchen, aber ich weiß nicht, ob ich dafür die Nerven habe. Mein Blick flog zum Wald hinter mir. Ich könnte mich ja ein bisschen umblicken. So weit weg gehe ich ja nicht. Außerdem schien keiner von mir Notiz zu nehmen oder auf mich zu achten. Ein lächeln schlich über meine Züge und in mir erwachte wieder das neugierige Kind, dass alles entdecken wollte. Also wandte ich mich von der Wiese und der Stadt ab und humpelte tiefer in den Wald.

Es war so wunderschön. Je weiter ich mich vom provisorischen Lager der Rebellen entfernte, desto leiser wurden die Stimmen. Stattdessen erfüllen andere Geräusche und Gerüche die Luft. Tiere, die vom morgendlichen Sonnenlicht, welches durch das dichte Blätterdach alles in ein jadegrünes Licht tauchte, aufwachten, raschelten leise im Unterholz. Aber ich hatte keine Angst. In einer seltsamen Weise fühlte ich mich geborgen. Natürlich war ich schon mal im Wald gewesen - in dem künstlich angelegtem im Stadtpark. Auch ein paar Tiere hatten sie da. Mein Brunder und ich haben dort als wir Kinder waren immer verstecken gespielt. Damals wirkte er für mich undurchdringlich und wild. Doch gegen das hier war der Wald in unserer Stadt nicht mehr als eine Ansammlung von langweiligen Bäumen. Hier war alles so lebendig, asymmetrisch, verwuchert, wild. Frei. Nicht nur die Tiere, die man überall hörte, auch die Gerüche, die mir in die Nase stiegen. Süß, Fruchtig, Würzig, Bitter, Herb. Alles. Der Wald hier atmete und lebte. Ich hatte mich sofort in diesen Magischen Ort verliebt. Dort, wo kein dichtes Gras wuchs, dämpfte eine zentimeterdicke Moosschicht meine hinkenden Schritte. Die Luft war so frisch und gesund. Erst jetzt wurde mir bewusst, wie künstlich und schlecht die Luft in der Bärenhöhle und auch in den Sauerstoffflaschen gewesen war. Hier konnte ich richtig tief durchatmen. Ich genoss es hier, den Frieden und das Leben, dass dieser Ort ausstrahlte. Ein zufriedenes Lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus. Endlich konnte ich mal in Ruhe für mich selbst sein, alle Problem und Ängste für den Moment vergessen. Jedoch war ich von der Schönheit des Ortes abgelenkt. Ich war viel zu unkonzentriert, was sich als Fehler herausstellte. Denn so hörte ich die Schritte hinter mir nicht, die mir schon seit geraumer Zeit folgten. Ich bemerkte die Person erst, als sie höhnisch lachte "Nana, wen haben wir denn da?"

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