Danksagung

2.4K 319 121
                                    

Die Danksagung eines Buches ist vermutlich der Teil, den die meisten Leser einfach überspringen, und glaubt mir, das kann ich irgendwo auch nachvollziehen. Anstatt also seitenlange Dankesreden über euch fremde Menschen, die mir das Schreiben dieses Buches ermöglicht haben, zu schwingen, möchte ich meinen Dank für etwas eher Ungewöhnliches aussprechen.

Ich bin meinen psychischen Krankheiten dankbar. Vor zwei Jahren, also bevor dieses Projekt begonnen hatte, hätte ich diese Worte im selben Satz wohl niemals für wahr gehalten. Wieso, Zukunftsich, schreibst du so etwas Dummes? Ich hasse meine Krankheiten, und ich hasse mich!

Nun, Vergangenheitsich, ich verabscheue meine Krankheiten bis zu einem gewissen Maß immer noch, aber ich habe auch gelernt, sie als einen Teil von mir zu akzeptieren. Vor allem meine chronischen schweren Depressionen werden für immer ein Teil meines Lebens sein – wieso sie also verteufeln? Das würde nur zu tiefergründenden Selbsthass führen und mir noch dunklere Orte offenbaren.

Stattdessen möchte ich von meinen Erkrankungen und den Erfahrungen, die ich dadurch machen musste, lernen und dieses Wissen – oder auch Unwissen – an andere, sowohl betroffen als auch außenstehend, weitergeben. Diesen Roman hätte es ohne meinen Klinikaufenthalt – und somit auch meine Krankheiten – nie gegeben, und genau deshalb bin ich euch dankbar, ihr Monster. Ihr habt mir eine düstere, traurige und hoffnungslose Weltsicht eröffnet, durch die ich erst lernen musste zu kämpfen.

Kämpfen. Was heißt das eigentlich für mich? Einzuschlafen. Aufzustehen. Mich anzukleiden. Zähne zu putzen. Meinen Körper zu pflegen. Gespräche zu führen. Zu lachen. Zu schreiben.

Ich kämpfe jeden Tag gegen meine allerbesten Feinde an – und werde zunehmend stärker, physisch als auch psychisch. Warum also nicht Dankbarkeit dafür empfinden, dass ich zu einer Version meiner Selbst herangewachsen bin, die es ansonsten nie gegeben hätte? Das mit dem Stolz auf mich selbst bereitet mir zwar noch immer Probleme, doch ich arbeite daran und werde täglich selbstbewusster. So wie viele andere da draußen, so wie viele von euch, meinen Lesern. Ach verdammt, wir dürfen stolz auf uns sein! Wir dürfen Stolz dafür empfinden, dass wir tagein, tagaus gegen unsere Monster ankämpfen.

Und wir kämpfen weiter. Morgen und übermorgen und noch in vielen Jahren.

Danke dafür, dass ich meinen Kampf mit euch teilen darf.

Ein Blumenstrauß an Krankheiten | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt