-Kapitel 3-

805 48 0
                                    

Wenn ich sehe, wie fast jeder in dieser beschissenen Cafeteria gebannt auf das Display ihres Handys starren, sie daraufhin anfangen zu tuscheln und zu flüstern, zieht sich mein Brustkorb schmerzlich zusammen.

So war es auch als die Nachricht umher ging, dass mein Dad verhaftet wurde. Irgendjemand hatte das getwittert und genau in dieser Sekunde brach meine Welt in tausend Stücke zusammen. Wie eine Supernova, nur wurde dadurch nicht das gesamte Universum in ein wunderschönes Licht erhellt. Mein ganzes Universum explodierte in scharfe Scherben, die ich immer noch versuche wieder zusammenzufügen. Doch egal wie oft ich es versuche. Ich bin es, die sich an den eigenen Scherben tief ins Fleisch schneidet.

»Das glaubt ihr niemals!« Conner kommt ohne unser Essen zu uns zurück und einige aus dem Footballteam folgen ihm. Sie sehen Meghan an, keine Sekunde landet deren Blick auf mir.

»Was ist hier los? Wieso starren alle wie Idioten auf ihre Handys?« Meghan wippt nervös neben mir auf ihrem Stuhl herum und ein kurzer Blick in ihre Richtung verrät mir, dass ihre Wangen rot angelaufen sind. Tja, es passiert nicht täglich, dass sich einige Typen aus dem Footballteam der Schule an unserem Tisch ansammeln.

»Jessica hat etwas getwittert. Schaut es euch an.« Hektisch sucht Meghan ihr Handy in der Tasche und als ich mir meinen Rucksack auf den Schoß ziehe, höre ich es klingeln. Während ich mein Handy zwischen meinen Schulbüchern suche, hat Meghan den Tweet anscheinend schon geöffnet, denn sie ringt lauthals nach Luft.

»Das kann doch nicht wahr sein!«

Endlich bekomme ich mein Handy in die Finger und stelle fest, dass Isabell versucht mich zu erreichen. »Ich muss kurz telefonieren«, murmle ich und erhebe mich verpeilt vom Stuhl. »Lu, Warte!«

Ohne auf Meghan zu hören, durchquere ich die volle Cafeteria und quetsche mich an jedem Schüler, der mir in die Quere kommt, vorbei. »Ich kann nicht fassen, dass sie wieder da sind«, höre ich ein jüngeres Mädchen zu einem Typen sagen, bevor ich am Ausgang ankomme und den Anruf endlich entgegennehme.

»Hallo? Isabell?«

»Hey, süße. Ich war mir nicht sicher, ob du drangehen würdest.«

Um in Ruhe telefonieren zu können steuere ich einen leeren Flur an, in dem das Sekretariat liegt. Die meisten halten sich in den Pausen in der Cafeteria, oder draußen auf dem Hof auf. Hier kann ich ungestört reden, ohne von irgendjemanden beobachtet zu werden, der aus einem harmlosen Gespräch mit Isabell ganz andere Schlüsse ziehen und neue Gerüchte über mich ins Leben beschwören könnte.

»Ich habe gerade Pause.« Langsam laufe ich den Flur entlang und starre mir dabei auf meine eigenen Füße.

»Ich habe heute einen Termin beim Anwalt und wollte nur sichergehen, dass du davor nach Hause kommst. Ich kann Bonny nicht allein lassen.« Sie klingt mit ihren Nerven am Ende und erneut fühlt es sich so an, als würde etwas Kleines in mir zerbrechen. »Nach der sechsten Stunde komme ich direkt nach Hause. Versprochen.«

»Gut.« Sie schluchzt auf und ich beiße mir auf die Unterlippe. Sie weint, das spüre ich. Als mein Dad ins Gefängnis kam, war sie die Starke von uns beiden. Isabell und mein Dad lernten sich vor fünf Jahren kennen und kurz nachdem er verhaftet wurde, stellte sich raus, dass Isabell ein Baby bekommen würde. Bonny wuchs ohne Dad auf und auch ohne Bruder.

Denn Cole Gibson machte sich zusammen mit Drew und Jamie kurz nach dem Vorfall mit meinem Dad aus dem Staub.

Cole ist Isabells erstes Kind und er ist ein halbes Jahr älter als ich. Zwar sind Isabell und Dad nicht verheiratet, trotzdem haben Cole und ich eine gemeinsame Halbschwester und er hatte sie kein einziges Mal besucht.

-Losing Game-Where stories live. Discover now