-Kapitel 42-

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Erst um neunzehn Uhr fahren wir auf den Parkplatz eines Hotels. Der Verkehr in der Innenstadt kostete uns fast eine Stunde, dennoch fühlte es sich außergewöhnlich schön an durch die Straßen mit den hohen Gebäuden rechts und links zu fahren.

Drew und ich wechselten auf der gesamten Fahrt kein Wort mehr miteinander. Zum Glück lief Musik im Hintergrund, das erleichterte die ausgebreitete Stille ein wenig. Auch wenn Drews Musikgeschmack echt überlegenswert ist.

Vielleicht ist er am Sonntag so lieb und lässt mir die Macht über das Radio. Ich glaube es eher weniger.

Wieder in San Francisco zu sein fühlt sich fremd und alt zugleich an. Ich erkannte die Straßen nicht wieder, was daran liegt, dass ich hier als Kind gelebt habe und nicht viel von der Stadt und ihren Möglichkeiten kennengelernt habe. In jungen Jahren ist es beinahe unmöglich allein, oder mit Schulfreunden die Stadt zu erkundigen. Für Dad war es immer zu gefährlich, also blieb ich in meinem gewohnten Umfeld mit meinem Kindergarten, der Grundschule und meinen Schulfreunden.

Auf der Fahrt zu unserem Hotel starrte ich permanent aus dem Fenster, hätte Drew meins aufgemacht, wäre ich vermutlich rausgefallen. Meine Nase hing schon fast an der Fensterscheibe, doch nur so konnte ich die hohen Gebäuden, die sich um uns herum befanden, bestaunen.

Das Hotel befindet sich in der Nähe des Jordan Parks. Man kann die Uni zu Fuß erreichen, ohne viele Kilometer zurücklegen zu müssen. So stand es jedenfalls im Internet, als ich nach dem Hotel, welches Drew rausgesucht hat, gesucht habe.

Drew parkt den Wagen in eine leere Lücke und stellt den Motor ab. Wir befinden uns auf der Rückseite des Hoteleingangs, das graue Gebäude überstreckt sich genau vor uns. Die komische Anspannung zwischen uns beiden ist zum Greifen nahe und dehnt sich weiter aus, als keiner von uns Anstalten macht auszusteigen.

Dann räuspert sich Drew neben mir als würde er etwas sagen wollen. Aus dem Augenwinkel erkenne ich wie er seinen Oberkörper in meine Richtung wendet und mich ansieht, doch sagen tut er nichts. Seufzend stößt er dann die Tür auf und steigt aus. Mein Herz donnert gnadenlos gegen meine Rippen, als auch ich endlich meinen Beinen den Befehl geben kann, auszusteigen.

Schweigend nehmen wir unsere Taschen zur Hand, Drew schließt das Auto ab und dann überqueren wir den Parkplatz zum Eingang des Hotels. In der Lobby angekommen schlägt uns der Geruch von frischer Zitrone gemischt mit Kaffee um die Nase. Das Hotel ist modern eingerichtet. Überall stehen cremefarbene Sofas herum, auf denen verschiedene Gäste herumlungern. Links erstreckt sich eine lange Rezeption aus einer glänzenden Theke. Während ich mitten in der Lobby stehen bleibe und mich staunend umschaue, marschiert Drew geradewegs zur Rezeption und besorgt uns die Zimmerkarte.

Oben an der Decke hängen goldene Kronleuchter, die jedoch nicht an die Leuchten ran reichen, die bei Jamie hängen. Nachdem ich mich einmal um meine eigene Achse gedreht habe und jeden Winkel der Lobby kenne, suchen meine Augen nach Drew. Er hat seine Ellenbogen auf den Tresen gestemmt und redet mit der blonden Angestellten, die sich um unsere Buchung kümmert. Mir entgeht nicht wie fasziniert die Blonde schaut und Drew praktisch mit ihren Augen auszieht.

Meine Knochen versteifen sich und prompt bekommen meine Beine den Befehl mich zu ihnen zugesellen. Ich gehe auf die beiden zu, stelle mich dicht neben Drew und lächle sie honigsüß an. Sie beachtet mich kaum, doch ich sehe, wie sie sich anspannt und sich nun mehr auf den Bildschirm ihres Computers konzentriert.

»Hier haben Sie die Zimmerkarte. Benutzen sie den Aufzug auf der rechten Seite und steigen Sie im fünften Stock aus. Dann nur noch den Flur langlaufen und schon sind Sie am Ziel.«

»Vielen herzlichen Dank.« Drew nimmt die Karte ab und marschiert auf den Aufzug zu. Immer wieder blinzelt er nach hinten um sicherzugehen, dass ich ihm folge. Stumm trete ich neben ihn und betätige den Knopf am Aufzug.

-Losing Game-Where stories live. Discover now