-Kapitel 72-

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Luna

Meine Hände hören gar nicht mehr auf zu schwitzen, immer wieder rubble ich sie an den Stoff meiner schwarzen Jeans ab, bringen tut es jedoch recht wenig. Mein Herz hämmert ohne Gnade gegen meinen Brustkorb, mein Bein wippt gegen Conners Autoboden.

»Wir können immer noch umdrehen, wenn du dich anders entscheidest.« Immer wieder zückt sein Blick in meine Richtung, wobei ich erleichterter wäre, wenn er sich lieber auf die Straße vor uns konzentriert.

»Ich habe mich entschieden diesen Schritt zu gehen und bei dieser Entscheidung bleibe ich. Das ändert aber nichts an meiner Nervosität, mal im Ernst- ich fühle mich, als stände ich kurz vor einer Herzattacke.«

Meine Stimme ist in den letzten Tagen einigermaßen wieder zurückgekehrt. Ich verbrachte die gesamte Woche bei Meghan und schwänzte den Unterricht. An den ersten zwei Tagen blieben Meghan und auch Conner bei mir, um mir beizustehen, doch dann bestand ich darauf, dass sie gehen. Sie sollen nichts wegen mir verpassen, für mich kam das jedoch nicht in Frage. Ich fühlte mich noch nicht bereit das Schulgebäude zu betreten. Eher gesagt wollte ich bestimmten Leuten aus dem Weg gehen und die Vorstellung von Drew und mir im Physikunterricht jagte mir einen eiskalten Schauer über den Rücken. Vielleicht bin ich ein Feigling und gehe meinen Problemen aus dem Weg, aber vielleicht versuche ich dieses Mal mich selbst zu schützen. Ich weiß genau, dass ich es nicht überleben würde Drew oder Cole zu begegnen. Das Gespräch mit meinem Dad schiebe ich auch immer vor mich hin, ich ringe mich einfach nicht dazu, nach Hause zu fahren. Am Mittwoch war Meghan so lieb und holte einige Sachen von Zuhause, damit ich bei ihr genügend Klamotten und so habe. Sie bekam von mir die Aufgabe Bonny kräftig zu drücken, sie vermisse ich unheimlich.

Mein Handy liegt ausgeschaltet in einer von Meghans Schubladen, ich warf keinen Blick mehr darauf. Ich weiß was mich auf dem Display erwarten würde. Anrufe und unzählige Nachrichten von meinem Dad, vielleicht auch welche von Drew und Cole. Meghan sprach mit meinem Dad und erklärte ihm, dass ich etwas Abstand von allem brauche. Was er genau dazu sagte, habe ich nicht erfragt. Er soll mir die Zeit geben, die ich brauche und wenn ich bereit bin mich ihm zu stellen, soll er bereit sein mir die Wahrheit zu sagen.

Inzwischen haben wir Sonntag und Conner fährt mich so eben zu dem Haus der Karters. Seitdem ich am Tag der Freilassung meines Dads für wenige Minuten mit Gracie gesprochen habe, geht sie mir nicht aus dem Kopf. Kurzerhand entschied ich mich noch einmal mit ihr zu sprechen, was aus diesem Vorhaben wird, kann ich nicht einschätzen. Sie weiß nichts von meinem Besuch und es ist gut möglich, dass sie mir die Tür eiskalt vor der Nase zuschlagen wird. Ich würde es ihr nicht verübeln, sie muss mich nicht anhören. Aber ich möchte diesen Schritt wagen und mich für damals entschuldigen. Ich muss es versuchen, ich muss versuchen gebrochene Dinge wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

»Ich verstehe, dass du mit ihr reden möchtest. Aber du musst es nicht sofort machen. Um dich herum ist so viel passiert, vielleicht ist dieser Schritt verfrüht.« Ich beginne mit meinen Fingern zu spielen und merke, wie sich mein Puls verdreifacht, da wir in Gracies Wohngebiet einbiegen. Ich war damals oft hier gewesen, ich kenne jede Straße in dem Umkreis auswendig.

»Es ist zu spät um einen Rückzieher zu machen und komischerweise klingt ein Gespräch mit Gracie viel einfacher als mit meinem Dad, Cole oder Drew.«

»Wie du meinst.« Die restliche Zeit verbleiben wir still, bis Conner das Auto vor Gracies Hof parkt. Mein Blick schnellt zu dem dunkelblauen Einfamilienhaus. Es ist so wie ich es in Erinnerung habe, nur der Vorgarten kommt mir gepflegter vor. Büsche und zählige Sträucher schmücken den Vorhof bis zur Haustür, es steht kein Auto in der Einfahrt. Es wäre ein Reinfall, wenn sie nicht da wäre. Ich weiß nicht, ob ich es noch einmal so weit schaffe.

-Losing Game-Where stories live. Discover now