-Kapitel 24-

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»Luna?« Meine Stimme ist leise, nur für den Fall, sie könnte eingeschlafen sein. Ich lasse mich neben ihr nieder nur um sie beobachten zu können. Sie hat so eine schöne, glänzende Haut. Ihre Augenlider zucken und ich hege den Verdacht, dass sie mich bloß verarscht.

»Ich habe Pizza.« Ihre Augen öffnen sich Blitzschnell, wodurch sie mir ein lautes Lachen entlockt. »Pizza?«, wiederholt sie hoffnungsvoll, dann strecke ich ihr den Pappteller mit dem Stück entgegen. Sie nimmt es mir schnell ab, beißt hinein und stöhnt genussvoll auf. Gott, in meiner Hose stellt sich gerade etwas auf.

»Iss schön auf. So lange rufe ich ein Taxi.« Sie beachtet mich gar nicht, sondern verschlingt das Stück Pizza in Windeseile. Während ich mein Handy raushole und ein Taxiunternehmen anrufe, reiche ich ihr stumm die Wasserflasche, die sie mir abnimmt und einige Schlucke trinkt. Es fällt mir so verdammt schwer sie nicht zu berühren. Ihr eines Bein streift meines, während sie auf dem Rücken liegt und ich auf einem kleinen Stück der Liege sitze.

Immer wieder sieht sie zu mir hoch, doch sie bleibt still. Der Mann am Telefon versichert mir in zehn Minuten da zu sein, dann lege ich auf. Nachdem ich sie noch einige Momente beobachtet habe, stehe ich auf und strecke ihr meine Hand entgegen. »Wir sollten an den Straßenrand. Das Taxi ist gleich da.«

Ohne meine Hand zu nehmen, erhebt sie sich, doch fällt direkt auf die Liege zurück. Lachend schaue ich dabei zu wie sie fluchend wieder aufsteht und sich die Wasserflasche an die Brust drückt.

»Gehen wir?«, fragt sie genervt. Ihre Wangen sind feuerrot, ihre Lippen presst sie festaufeinander. Ihre Haare liegen ihr noch so schön wie am Anfang des Abends über die Schultern, als hätte sie sich eben erst fertig gemacht.

Als wir schon am Gartentor angekommen sind, bleibt sie uhrplötzlich stehen. »Meine Schuhe liegen noch irgendwo herum.« Sie wendet sich in Richtung Haus, dann sieht sie mich stirnrunzelnd an. Ich kann förmlich mitansehen wie ihr Gehirn am Rattern ist. »Und weißt du auch wo?«

»Nope.« Ihre Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen. »Super«, meine ich sarkastisch und atme tief ein. »Ich muss hier morgen sowieso mit aufräumen. Wenn ich sie gefunden habe, dann bringe ich sie vorbei.«

»Du willst zu mir nach Hause kommen?« Sie sieht mich mit so großen Rehaugen an, als hätte ich so eben ihr Lieblingskuscheltier mit einem Messer aufgeschlitzt. »Ja?«

»Nein.« Ihre Stimme klingt belegt, dann läuft sie einfach weiter Richtung Straßenrand. »Ich kaufe mir lieber neue, als dich bei mir zu Hause zu wissen!« Amüsiert und verletzt zugleich laufe ich ihr hinterher und klammere meine Hand in ihre Hüfte, damit sie nicht auf die Straße läuft. Auch wenn hier um diese späte Uhrzeit kaum Autos fahren, möchte ich sie nicht in Gefahr wissen.

»Dir ist bewusst, dass ich gleich bei dir Zuhause sein werde? Was macht es dann für einen Unterschied, ob ich heute oder wann anders da bin?«

Sie klatscht auf meine Hand, damit ich meine Finger von ihr lasse, dabei kann ich nicht aufhören auf ihre kleine Falte zwischen ihren Augenbrauen zu starren. Sie deutet daraufhin wie abstoßend sie mich findet und das wiederrum amüsiert mich.

»Du kommst nicht zu mir Heim. Wenn ich im Taxi sitze, kannst du wieder reingehen und dich wieder mit einem beliebigen Mädel im Schrank einsperren. Darauf stehst du doch, nicht wahr?«

»Joa, schon.« Ich schnalze mit der Zunge. »Mit dir war es jedenfalls nicht besonders schlecht.« Augenrollend wendet sie ihren Blick von mir ab und spielt viel lieber an der Wasserflasche herum. »Wieso warst du eigentlich im Schuppen?« Ihre Stimme ist plötzlich weich geworden. Ich bilde mir ein, einen Hauch von Sorge gehört zu haben.

»Ich bin nicht high, falls du das wissen möchtest.« Auch meine Miene wird langsam ernst. »Was hat dich dazu gebracht in den Schrank zu steigen? Du hast mir den Grund im Schrank genannt, aber da warst du recht unzurechnungsfähig.«

Luna zuckt mit den Schultern, dann schaut sie zu mir hoch. Als ihre Augen auf meine Treffen, lässt mein Herz einen Schlag aus und ich ringe nach Luft. »Keine Ahnung. Vielleicht wollte ich ja dazugehören. Oder vergessen.« Sie atmet tief ein. »Oder einfach für einen Moment abschalten.«

»Nüchtern hättest du es nicht gekonnt, richtig?« Sie sieht mich lange an, dann nickt sie. »Nüchtern wäre ich vermutlich nicht länger als eine Stunde auf der Party geblieben. Das hätte ich niemals ausgehalten.« Ich mache einen kleinen Schritt auf sie zu, sie beobachtet jede meiner Bewegungen.

»Wieso nicht?«

»Es ist einfacher den Menschen aus dem Weg zu gehen die meinen einen zu kennen. Sich ununterbrochen unerwünscht zu fühlen ist nicht immer leicht.« Sie mustert mich innig, wobei sich eine Gänsehaut auf meinen Armen bildet.

»Falls es dich irgendwie aufmuntert.« Ich mache eine Pause. »Ich habe dich in meiner Nähe noch nie als unerwünscht eingestuft.« Scheiße, was ist los mit mir? Ich fühle mich wie ein Hoffnungsloser, verknallter, Idiot.

Luna scheint völlig mit dem Atmen aufgehört zu haben, währenddessen ich nach Luft schnappe wie nach einem zweistündigen Footballspiel. Nach einigen Sekunden reißt sie ihren Kopf von mir los, legt ihren Kopf in den Nacken und starrt hoch zum Himmel.

»Es sind kaum Sterne zu sehen. Oder ich sehe sie bloß nicht, weil ich noch einen sitzen habe.«

»Auf Sterne scheinst du echt zu stehen, oder?« Ein Lächeln huscht über meine Lippen, dann richte ich meinen Kopf auch in Richtung Himmel.

»Woher weißt du das?« Ich überlege eine Weile. Ich werde ihr ganz sicher nicht erzählen, dass ich ein kleiner Stalker bin und auch genaustens darüber Bescheid weiß, dass sie Astronomie studieren möchte. 

-Losing Game-Where stories live. Discover now