-Kapitel 63-

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»Ich bringe euch beiden eine kleine Abkühlung.« Sie halten mitten in ihrem Gespräch inne und wenden sich mir zu. Mr Moore hält eine Grillzange in der Hand und achtet darauf, dass die Steaks nicht anbrennen.

»Danke.« Cole nimmt mir beide Flaschen aus der Hand und stellt Mr Moores neben ihn auf den Grill, da er damit beschäftigt ist das Fleisch zu wenden.

»Wir hatten noch keine richtige Möglichkeit um zu reden, Drew.« Mr Moore sieht mich nicht an, sondern konzentriert sich einzig und allein auf den Grill. Ich merke viel zu spät wie sich meine Muskeln krampfartig zusammenziehen, in meinem Kopf poltern die Erinnerungen an jene Nacht schlagartig hin und her, es bringt nichts sie zu verdrängen. Die Geschehnisse holen mich immer wieder ein.

»Es freut mich sehr, dass Sie wieder raus sind.« Cole sieht mich tiefgehend an, doch er hält sich zurück. Er nippt viel lieber an seinem Bier herum, obwohl wir beide wissen, dass er sowie auch ich dieses Gesöff hassen.

»Drew, du weißt ganz genau, dass du mich Richard nennen sollst. Lass diese Höflichkeiten.« Ich nicke kurz und schnalze dann mit der Zunge, da ich keinen Schimmer habe, was ich sagen soll. Soll ich mich bedanken? Ihm weismachen, dass er nicht schuld ist? Oder ihm erzählen, dass ich mit seiner ältesten Tochter geschlafen habe?

»Luna hat mir von eurem Ausflug erzählt. Sie findet es wohl sehr schön dort und freut sich schon riesig dort zu studieren.« Richard dreht sich zu mir um und stemmt die Arme vor die Brust. Früher schüchterte er mich nie ein, doch jetzt gerade verspüre ich schon das Verlangen einfach abzuhauen. So wie Jamie.

»Ja, sie wirkte sehr fasziniert von der Uni.«

»Ehrlich gesagt hätte ich nicht gedacht, dass sie wieder zurück nach San Francisco ziehen möchte, weil es ihr hier so gut gefallen hat. Aber als sie mir von eurem Ausflug erzählt hat kam sie gar nicht mehr aus dem Strahlen raus.«

Ohne es zu merken, ballen sich meine Hände zu Fäusten. Ich weiß nicht, auf wen oder was ich wütend bin, aber ich bin es.

»Ihr gefiel es hier, bevor der ganze Mist passiert ist. In den Monaten als sie nicht da waren und auch Cole sich von ihr abgewendet hat ging ihr Leben sozusagen den Bach runter.« Ich mache eine Pause um Cole scharf ins Visier zu nehmen.

»Ihr beide und auch ich waren so viel mit uns selbst beschäftigt, dass wir gar nicht mitbekommen haben, wie sehr wir ihr damit geschadet haben. Und damit meine ich vor allem deine kalte Schulter ihr gegenüber, Cole. Sie hat dich gebraucht, sie hatte niemanden mehr. Deswegen will sie unbedingt nach San Francisco ziehen, weil sie hier niemanden hält.« Aufgebracht stürme ich an den beiden vorbei, direkt ins Haus. Mein Bier stelle ich auf irgendein Regal ab, bevor ich die Treppenstufen hinauf jogge und erst vor Lunas Tür inne halte.

Ich lehne meine Stirn sanft gegen ihre Tür und schließe meine Augen. Was hat mich wieder einmal geritten so auszurasten? Ich hätte den beiden kein schlechtes Gewissen machen dürfen, nur um meins etwas zu bändigen. Wir haben allesamt Fehler gemacht und viel zu viel gelogen um jetzt alles ins reine bringen zu können. Richard und Cole möchten das alles hinter sich lassen, doch es wird niemals so weit kommen. Sie können die Wahrheit so lange verdrängen, wie sie möchten, doch eines Tages kommt alles ans Licht. Ich mache mir keine Sorgen um mich, meine Seele ist schon im Eimer. Ich mache mir nur Sorgen um Luna, die noch mehr Enttäuschungen einfach nicht gebrauchen kann.

Eine ganze Weile lasse ich meine Stirn an ihrer Tür, nur um mich zu beruhigen. Die Musik von unten ist bis hier oben hörbar, aus Lunas Zimmer kommt jedoch kein Ton. Ich versuche meine angestaute Frust beiseitezuschieben, um genauer hinzuhören. Es juckt mich in den Fingern die Tür aufzureißen, nur um in ihrer Nähe sein zu können. Ich hätte nichts dagegen ihr beim Umziehen zuzugucken, womöglich kann ich ihr sogar zur Hand gehen.

-Losing Game-Where stories live. Discover now