-Kapitel 35-

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Luna

Nach dem Frühstück im Café fuhren wir zur Schule und kamen genau rechtzeitig zu unserem gemeinsamen Kurs an. Im Flur begegnete ich auf die schnelle keine bekannten Gesichtern. Damit meine ich natürlich Cole oder Drew.

Freitags hat Conner einen Kurs am Nachmittag und da ich mit ihm fahren möchte, muss ich diese Doppelstunde irgendwie überbrücken. Ich entscheide mich in die Schulbibliothek im Obergeschoss zu gehen. Dort ist es ruhig, niemand bekommt die Chance mir irgendwelche Sprüche hinterherzurufen und ich kann mich in Büchern verlieren.

Während ich Stufe für Stufe passiere um ins Obergeschoss zu gelangen halte ich meinen Blick gesenkt und laufe so weit wie möglich rechts am Geländer. Es hat eben zum Beginn der achten Stunde geklingelt, einige Schüler rasen die Treppen nach unten um noch einigermaßen pünktlich zu ihren Fächern zu kommen.

Ich bin ziemlich gut darin geworden alles um mich herum auszublenden. Mittlerweile schaffe ich es Räume zu betreten, oder durch Flure zu laufen in dem sich eine Menge Leute aufhalten und es ist mir gleichgültig, wie sie mich alle anstarren, als komme ich vom Mond.

Ich schaffe es für diesen Augenblick meinen Kopf und meine Gefühlswelt auszuschalten und mich in Gedanken an einen anderen Ort zu denken. Meistens stelle ich mir vor, dass ich gerade an einem Ort oder an einem Platz bin, an den ich jeden kenne. Die Leute lächeln mich an, sprechen mit mir und behandeln mich ganz gleichgültig. Es ist ein wunderbarer Ort, ohne Hass und ohne jegliche Vorurteile.

So weit zu kommen kostete mich jedoch eine Menge Zeit. So wie ich jetzt durch die Schule gehe ist überhaupt nicht zu vergleichen mit der Zeit, als mein Dad verhaftet wurde. Das erste Jahr war das Schlimmste gewesen und ich erinnere mich nur sehr ungern daran zurück. Mein Selbstbewusstsein ist in diesen Jahren um einiges gewachsen.

Nur aus irgendeinem Grund gelingt es mir nicht in diesem Moment meinen Kopf und meine Gefühle abzuschalten. Während ich die verflucht vielen Stufen nach oben latsche, schaffe ich es nicht mich an einen besseren Ort zu begeben, denn als ein bekanntes Lachen erklingt, gefriert mein gesamter Körper und ich schrecke auf. Meine Gedanken und mein Wunsch mich an einen anderen Ort zu wissen, verpuffen in winzig kleine Teilchen.

Unerwartet bleibe ich mitten auf den Stufen stehen und richte meinen Kopf nach oben um meinen Verdacht zu bestätigen. Meine Hand greift wie von selbst rechts an das Geländer und klammert sich so fest um das Holz als würde es gerade um Leben und Tot gehen.

Nur wenige Stufen über mir kommt mir eine bekannte Person entgegen und der bloße Anblick raubt mir jeden Nerv. Drew schlendert ganz gelassen mit einem schwarzhaarigen Mädchen die Treppenstufen hinunter als würden sie sich gerade auf eine Party begeben. Das Mädchen hat sich unter Drews Arm eingehakt und wirft vor meinen Augen lässig die Haare zurück.

Ich stehe wie gebannt, warte sehnsüchtig darauf, dass Drew mich bemerkt und mich ansieht. Das Mädchen sagt etwas, woraufhin er in schallendes Gelächter fällt und genau dann trifft sein Blick auf mich.

Meine Schultern sacken ein wenig zusammen, aus irgendeinem Grund fühle ich mich eingeschüchtert. Drew scheint zunächst überrascht zu sein mich hier anzutreffen, doch sein Grinsen wegen des Witzes des Mädchens verrutscht kein Stück.

Es ist als würde mir mein Herz in die Hose rutschen, je näher sie mir kommen. Drew sieht mich durchgehend an, läuft wie ein verdammter König die Treppen hinab und scheint seiner Begleitung nicht mehr zuzuhören. Von hinten rempelt mich eine Person, die nach oben möchte. Ich schrecke zusammen und mache ihm Platz, doch ich nehme Drews Gesicht nicht aus dem Visier.

Er trägt ein helles T-Shirt, welches ihm wie eine zweite Haut anliegt. Dazu eine kurze Sporthose und weiße Sneaker. Er trägt ein völliges Basic- Outfit und trotzdem raubt mir sein Auftreten jeglichen Atem. Als die zwei auf meiner Stufe angekommen sind ist es so als durchfährt ein gewaltiger Blitzschlag meinen Körper und ich bilde mir sogar ein in Drews Geruch umhüllt zu sein.

-Losing Game-Where stories live. Discover now