-Kapitel 13-

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Die nächste Stunde verbringe ich gemeinsam mit Conner auf der Tanzfläche und inzwischen kann ich höchstwahrscheinlich nicht einmal alleine geradeaus laufen, ohne gegen die nächste Wand zu stolpern. Aus diesem Grund erteilte mir Conner vor einer guten halben Stunde Trinkverbot und da er mir für keine Sekunde von der Seite weicht gelingt es mir nicht heimlich an irgendeinen rumstehenden Becher zu nippen.

Meghan gesellte sich vor einiger Zeit zu ihren Freundinnen und das, obwohl sie sich zehn Mal vergewissert hat, ob es wirklich kein Problem für mich darstellt. Conner versicherte ihr mich im Auge zu behalten und mich im Notfall zu ihr zu bringen, damit wir mit seinem Fluchtwagen abdüsen können. Das mit seinem Auto ist natürlich nur rein theoretisch, praktisch gesehen können weder Meghan noch ich auch nur für fünf Meter geradeaus fahren. Nicht mit diesem Intus.

»Wie kannst du noch so power haben, Tanzmaus?« Conner zieht mich an der Hüfte enger an sich, wobei ich meine Arme gekonnt um seinen Hals schlinge und mich zur Musik bewege.

»Vielleicht hat dein Kuss mir vorhin ja magische Kräfte verliehen«, schreie ich in sein Ohr und kann mir kein Kichern verkneifen. »Oh, glaub mir.« Conner blickt verschmitzt zu mir nach unten. »Das haben schon viele andere behauptet und bei ihnen ist es nicht nur bei einem Kuss geblieben.« Augenrollend zwicke ich ihm mit meinem Finger an seinem Nacken in die empfindliche Haut, unterhalb seiner Haare. »Aua!«

»Selbst schuld.« Er hört auf sich zu bewegen um sich über die Stelle auf der Haut zu massieren, dabei grinse ich unentwegt in seine Richtung.

»Für so einen kleinen Zwerg bist du ganz schön mutig.« Conner setzt sich wieder in Bewegung, lässt seine eine Hand an meinem Rücken ruhen und die andere an meiner Taille. »Ich bin gerade nur so klein, weil ich die Schuhe ausgezogen habe, Con Con.«

Bevor Conner und ich vorhin zum Tanzen aufgebrochen sind, habe ich mir die High-Heels ausgezogen und in eine Ecke der Küche verstaut. Noch eine weitere Session mit ihnen hätte ich wohl nicht überlebt.

»Auch wenn du die höchsten Absätze der Welt anhaben würdest, wäre ich trotzdem mindestens einen Kopf größer als du, Schätzchen.«

»Es kommt ja nicht immer auf die Größe an, Con.« Jetzt fängt er an zu lachen, schnappt sich meine Hand und hebt mich hoch, sodass ich mich einmal um die eigene Achse drehen kann. »In deinem angetrunkenen Zustand gefällst du mir ganz gut. Du redest beinahe so dummes Zeug wie ich.« Er bekommt mich wieder zu fassen, wofür ich ihm recht dankbar bin. Für einen Moment bildete ich mir nämlich ein Sternchen gesehen zu haben und der Raum rückte erstaunlich näher. Verwirrt blinzle ich ihn an, bevor sein Satz überhaupt zu mir durchgedrungen ist.

»Der unterschied ist nur, dass du auch nüchtern so viel Schrott erzählst.« Sein Mund klappt sich fassungslos auf, wobei seine Grübchen unglaublich hervorstechen. »Das hättest du nicht sagen sollen, Lulu.« Im nächsten Moment greift er mit beiden Händen an meine Hüfte, stemmt mich nach oben und wirft mich über seine Schulter.

»Conner!«, warne ich ihn, strample mit beiden Beinen und donnere mit meinen Handflächen gegen seinen Rücken, damit er mich auf der Stelle runterlässt.

»Tut mir leid, Lulu. Aber hiermit erteile ich dir Tanzverbot.« Als würde ich so leicht wie eine Feder wiegen, durchquert Conner mit mir im Schlepptau die Tanzfläche, wobei meine Beine mehrere andere Leute rammen.

»Conner! Ich warne dich, lass mich runter!« Anstatt auf mich zu hören, spüre ich nur wie seine Schultern vor Lachen beben, was mich noch wütender macht. Um ihn zu provozieren, fange ich an leicht auf seinen Arsch zu klatschen, doch das scheint ihn nur noch mehr zu amüsieren.

»Wenn du denkst du könntest mich so verjagen hast du dich getäuscht, Süße.«

»Lass mich runter, sonst zieh ich dir die Hose runter!«, schreie ich viel zu ernst und versuche meinen Kopf nicht unnötig hin und her zu drehen. Es ist schon schlimm genug Kopfüber durch die Räume getragen zu werden und das Letzte was ich gebrauchen kann ist vor allen zu kotzen. Wobei ich dann höchstwahrscheinlich Conners Jeans und Schuhe treffen würde, also sollte ich mir das noch mal genaustens durch den Kopf gehen lassen.

Endlich lässt Conner mich runter, stellt mich gerade vor sich hin und während ich dabei bin, wieder das Gleichgewicht tragen zu können, lässt er seine Hände an meiner Schulter.

»Das nächste Mal kotze ich dir auf die Schuhe, wenn du mich unnötig ärgern willst!«

»Damit habe ich kein Problem.«

»Du bist echt gestört.« Ich schüttle belustigt den Kopf. Erst dann realisiere ich, wo wir uns nun befinden. Wir sind nun in einer offenen Lounge, direkt neben dem Wohnzimmer, in dem die Leute tanzen. In der Ecke befindet sich ein U-förmiges Sofa, direkt davor steht ein kleiner, runder Tisch mit Getränken und einer Flasche zum Drehen.

In der anderen Ecke spielen einige Dart und bevor ich mich zum letzten Spiel wenden kann, stellt sich mir jemand in den Weg. Völlig perplex starre ich auf den pinken Stoff direkt vor mir und auch ohne mein Kinn anheben zu brauchen bin ich mir im Klaren, wer nun vor mir steht und wahrscheinlich auf Krieg aus ist.

»Am besten du verschwindest gleich, bevor ich Luna noch vor deinen Augen vögle.« Obwohl es nur Conner ist, der so ein belangloses Zeug sagt, färben sich meine Wangen unwillkürlich feuerrot.

»Charmant, wie eh und je.« Endlich hebe ich meinen Kopf und kann somit meine Vermutung bestätigen. Meine liebe Damen und Herren. Darf ich vorstellen? Alison Jackson die größte Schlange der Party.

»Du läufst hier allen Ernstes Barfuß herum? Soll ich dich mal über Fußpilz aufklären?«

»Du scheinst dich damit auszukennen«, kontere ich mit wackligen Schritten und greife zur Sicherheit nach Conners Arm. »Ist Luna nicht genial?« Conner grinst mich von der Seite aus an. Alison atmet hörbar aus und fährt sich elegant durch ihre blonden Spitzen. Wie kann sie so nüchtern wirken? Ich bin zwar nicht betrunken, aber ohne Hilfe zu stehen fällt mir schon schwer.

»Wenn Luna so genial ist, dann kann sie ruhig eine Runde mit spielen.«

»Bei was?«, wage ich zu fragen, doch bereue es sofort. »Sieben Minuten im Himmel. Wir finden sicherlich ein kleines Mitleidsdate für dich.«

»Ganz sicher nicht«, schnaube ich verächtlich und rücke näher an Conner ran. Es ist eine Sache zusammen mit Conner oder Meghan hier zu tanzen. Aber ganz sicher werde ich nicht mit irgendeinem Typen in einen dunklen Schrank steigen, der dort drinnen mit mir anstellen kann, was er möchte. Für sowas bin ich mental nicht in der Verfassung.

»War klar, dass du kneifst.« Alison rollt übertrieben mit den Augen und verschränkt die Arme demonstrativ vor der Brust. »Ich kneife nicht. Ich habe nur kein Interesse an einem Spiel gemeinsam mit dir teilzunehmen.«

»Du hast recht.« Alison setzt ein unschuldiges Lächeln auf. »Wir sollten dem armen Jungen, der mit dir im Schrank landen würde eine Chance bieten weiter zu leben. Ich meine, sieben Minuten können eine lange Zeit sein.«

Augenblicklich blähen sich meine Nasenflügel auf, meine Augen fangen an zu Brennen und meine Hände ballen sich zu Fäusten. Conner merkt es sofort, da meine Hand an seinem Ellenbogen liegt.

»Alison, hör auf so einen Bullshit zu behaupten. Das ist echt billig.«

»Dann soll sie nicht so ein Feigling sein und mitspielen.« Conner lässt genervt die Luft entweichen und greift nach meiner Hand. »Luna ist viel zu Klug um sich auf so ein niedriges Niveau zu begeben. Wenn sie in dem beschissenen Schrank landen würde, dann gefälligst nur mit mir.« Er tritt näher an Alison heran, ohne meine Hand loszulassen. »Und glaub mir. Ich würde mit ihr Dinge anstellen, von denen du nur träumen kannst.« Alison läuft wütend an und ich sehe ihr an, dass Conner ins Schwarze getroffen hat.

»Na schön«, faucht sie. »Dann geht und sucht doch den Langweiler Tisch, an den ihr offenbar hingehört.«

»Ich spiele mit«, platzt es aus mir raus und gleichzeitig landet Conners und Alisons überraschter Gesichtsausdruck auf mir. »Bist du verrückt?«, raunt Conner mir ernst ins Ohr. »Nicht einmal ich spiele bei diesem sinnlosen Spiel mit.«

»Ich habe entschieden.«

»Super«, flötet Alison fröhlich und klatscht in die Hände. Durch das Geräusch zucke ich zusammen, obwohl die Musik durch die Lautsprecher viel lauter ist als ihr blödes Geklatsche. »Ich gehe Bescheid sagen, dass du die nächste Freiwillige bist.« Alison wirbelt herum und stolziert mit ihren Absätzen wie eine verdammte Königin davon.

-Losing Game-Where stories live. Discover now