-Kapitel 52-

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Kurz vor ihm bleibe ich wie eingefroren stehen, als ich den Blondschopf neben ihm erkenne. Neben ihm auf dem Hocker sitzt die Frau von der Rezeption, die ihn schon beim Einchecken fast um den Hals gefallen ist. Zu allem Überfluss liegen ihre Finger, mit schwarzlackierten Nägel auf seinem Unterarm.

Die Anhäufung von Glücksgefühlen und das Verlangen ihm nah zu sein verpufft so schnell wie es gekommen ist. Drew nimmt mich ins Visier, geht nicht auf die Bemerkungen ein, die der Blondschopf ihm ins Ohr flüstert und generell wirkt er wenig interessiert an ihrer Nähe. Meine Hände ballen sich wie von selbst zu Fäusten, das Blut rauscht mir in den Ohren.

Drews Blick wirkt beinahe gequält, als würde ihm etwas tief im Magen liegen, als würde er unter Druck stehen. Und als würden ihm unsere Küsse rein gar nichts bedeutet haben.

Wie eine Idiotin bleibe ich weiterhin auf der Stelle stehen, bewege mich nicht vom Fleck und lasse es zu, dass mich die tanzenden Leute anrempeln. Der Blondschopf hat mich anscheinend übersehen, aber wie übersieht sie wie Drew nur Augen für mich hat? Er ignoriert sie komplett, doch ihre Hand liegt weiterhin auf seinem Arm.

Endlich schaffe ich es diesem Alptraum zu entfliehen, indem ich kehrt mache und zurück zu meinem Tisch stolziere. Jetzt bin ich diejenige, die sich wie ein Rambock durch die Leute schlängelt und jeden aus dem Weg schiebt, der mir in die Quere kommt.

Unter Strom rücke ich auf der Sitzbank nach ganz hinten und trommle mit meinen Fingern gegen den Tisch. Meine Füße treten unter dem Tisch andauernd gegen den Boden, sie können nicht still halten. Die ganze Sache mit Drew heute Abend fühlt sich an als würde er mich für etwas bestrafen wollen.

Ich könnte Conner anrufen, das würde mich bestimmt ablenken. Oder ich versuche es bei Megan, dann kann ich mich gleich für mein Benehmen entschuldigen. Klar, dass sie mit Cole rumgemacht hat, ging für mich gegen den Strich, aber ich hätte sie nicht so ignorieren sollen. Denn sie tat dies auch nicht vor zwei Jahren, als jeder Mensch in meinem Umkreis anfing mich zu ignorieren.

Bevor ich die Gelegenheit bekomme mein Handy aus der Tasche zu fischen, taucht Luc an dem Tisch auf und setzt sich mir gegenüber. Komischerweise trägt er seine dunkelrote Schürze mit dem Logo des Hotels nicht mehr. Lächelnd schiebt er mir den Cocktail zu, welchen ich nun zwischen meinen Fingern halte. Die Eiswürfel in dem Glas sorgen dafür, dass ich mich abkühlen kann.

»Kannst du es dir leisten an einem Tisch zu sitzen, ganz ohne zu arbeiten?« Mein Tonfall klingt scharf, das liegt jedoch nicht an Luc. Ganz und gar nicht, ich bin erleichtert nicht mehr auf mich allein gestellt zu sein.

»Vor vier Minuten hatte ich Feierabend. Ich schätze also es sollte kein Problem darstellen.« Er überkreuzt die Hände auf dem Tisch und seine Grübchen erscheinen zum Ausdruck.

»Na dann.«

»Hast du Lust zu tanzen? Ich tanze eigentlich nicht, aber diese Musik kann man sich nicht entgehen lassen.« Ich verziehe das Gesicht und trinke einen großen Schluck. »Ich tanze nicht gern.« Dann huscht mein Blick von Luc weg, in Richtung Drew. Ich erkenne ihn wegen der ganzen Menschenmasse nicht, trotzdem flackert etwas in meiner Brust auf.

Luc scheint gerade antworten zu wollen, doch ich stehe schnell auf und wende mich ihm grinsend zu. »Ich habe es mir überlegt. Lass uns tanzen gehen.«

Luc scheint mein plötzlicher Sinneswandel nicht zu stören, denn er rutscht direkt von der Sitzbank und umgreift sanft mein Handgelenk. Erst bin ich mir unsicher, ob ich diese Art von Nähe wirklich zulassen möchte, doch dann taucht das Bild, wie der Blondschopf ihre Fingernägel in Drews Arm presst, vor meinem inneren auf. Ich wehre mich nicht gegen Lucs Berührungen.

-Losing Game-Where stories live. Discover now