-Kapitel 83-

604 38 0
                                    

Luna

Mit schnellen Schritten komme ich im Garten an, die Party ist noch im vollen Gange. Meine Gedanken überwerfen sich, ein Tunnelblick hat sich ausgebreitet. Ich remple einen dutzend Leute an, da ich nicht gerade gehen kann. Zu viel geht mir durch den Kopf, jene Nacht spiegelt sich in meinem inneren wider, als wäre ich in jeder Sekunde dabei gewesen. Drew zuzuhören als er davon sprach, brach mir einerseits das Herz, andererseits war ich unendlich froh endlich Bescheid zu wissen. Ich wusste schon immer, dass mein Dad nicht verantwortlich ist, aber das macht die bittere Wahrheit wirklich nicht schöner. Dennoch ist es nun meine Aufgabe nicht daran zu ersticken, oder den Dingen aus dem Weg zu gehen. Die Personen in meinem Umfeld sollen wissen was sie mir bedeuten, angefangen bei Drew.

Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn liebe. Ich habe die Worte wirklich über meine Lippen gebracht und schäme mich nicht dafür. Der Augenblick war nicht perfekt, aber genau diese Tatsache macht es perfekt. Da Drew und ich alles andere als perfekt sind.

Erneut remple ich gegen eine Person, die mich dann sanft an den Schultern packt. »Luna? Geht es dir gut?« Ich erkenne Conners Stimme, doch sein Gesicht ist wie ein Nebel vor meinen Augen. »Cole«, stammle ich verwirrt. Ich möchte mich an ihm vorbei drängen, doch er hält mich fest.

»Was ist mit Cole?«

»Ich muss dringend mit ihm sprechen. Er ist im Schuppen.« Conner greift entschieden nach meiner Hand und führt mich am Pool vorbei, Richtung Wiese.

»Ich kann das allein«, murmle ich, als wir das Gras betreten. »Vergiss es. Ich lasse dich in diesem Zustand nicht allein und der Schuppen ist eigentlich für dich ohne hin Tabu.« Wir kommen gemeinsam am besagten Schuppen an, Conner zögert keine Sekunde und öffnet die quietschende Holztür im hohen Bogen. Rauchwolken erschweren mir die Sicht, mit meiner Hand wedle ich sie weg.

»Cole?«, ruft Conner in den Schuppen. Nur wenig später tritt Cole heraus, in seiner Hand liegt ein Bier. Er hat keinen Joint zwischen den Lippen, irgendwie erleichtert mich das.

»Luna möchte mit dir reden. Sie scheint aufgelöst zu sein, deswegen habe ich sie hergebracht. Ich werde jetzt gehen, aber wenn du sie allein lassen solltest, bringst du sie vorher zu mir, verstanden?« Ich beiße meine Zähne fest zusammen um mir ein Kommentar zu ersparen.

»Verstanden«, meint Cole trocken und schließt hinter sich die Tür des Schuppens. Bevor Conner geht drückt er mir einen aufmunternden Kuss auf den Haaransatz. Cole steht einen Schritt von mir entfernt, er meidet meinen Blick. Wenn ich ihn betrachte, denke ich an jene Nacht zurück, aber ganz sicher nicht so, wie er denkt.

»Ich muss mit dir reden.« Ich recke das Kinn und stemme meine Arme vor die Brust um meiner Aussage kraft zu verleihen. »Dann rede.« Cole lehnt sich lässig gegen die Hütte, als würde es hier um etwas ganz Harmloses gehen. Als würde ich ihn fragen wollen was wir morgen essen.

»Nicht hier.« Bevor er protestieren kann, greife ich nach seiner Hand und ziehe ihn hinter das Haus. Erst als wir an der dunklen Hauswand ankommen wo kein Licht mehr hin scheint und keine Menschenseele in Sicht ist, lasse ich ihn los.

»Drew hat mir alles erzählt«, fange ich an und warte auf Coles Reaktion. Was erwarte ich? Das er wütend wird? Alles abstreitet?

»Er hat mir von der Nacht erzählt und wieso ihr abgehauen seid, Cole. Dachtest du wirklich, dass ich nichts mehr mit dir zutun haben möchte, wenn ich davon erfahre?« Coles Mine scheint zu wackeln, plötzlich wirkt er äußerst verletzlich. Er steht vor mir, seine Hände hat er in seinen Hosentaschen vergraben.

»Ja.« Das ist seine Antwort. Verzweifelt hole ich tief Luft, streiche mir einige lose Haarsträhnen hinters Ohr und versuche mich auf das wesentliche zu konzentrieren. »Wir beide kennen uns schon so lange und nichts kann sich zwischen uns stellen, Cole. Hätte ich von Anfang an alles gewusst, hätte ich dir geholfen. Ich weiß, dass es ein blöder Unfall war, du konntest nichts dafür. Drew sagt du gibst dir die Schuld, aber so ist es nicht. Du wolltest Gracie nur beschützen und hast nicht gedacht, dass es so enden könnte. Du sollst nie wieder denken du seist schuld.«

Cole seufzt laut auf und tigert auf und ab. Er kann nicht still stehen, zu viel Adrenalin schießt durch seinen Körper.

»Ich muss ständig an die Nacht denken, Luna. Sie verfolgt mich und ich weiß, dass ich nicht schuldig bin. Trotzdem ist es passiert und niemand kann es rückgängig machen, verdammt.« Ich greife nach seinen Händen und halte sie einfach nur fest. »Ich bin froh die Wahrheit zu kennen, Cole. Ab jetzt regeln wir das zu zweit. Du und ich sind ein Team, das waren wir immer. Wenn dich die passierten Dinge im Schlaf verfolgen, dann zähl mich von jetzt an dazu. Ich konnte damals nicht für dich da sein, aber das ändert sich jetzt. Wir schaffen das zu zweit.«

»Ich dachte du würdest mich von nun an mit anderen Augen sehen.« Er schaut mich innig an. Ein kleines Lächeln huscht über meine Lippen, dann drücke ich seine Hände fester zu. »Nichts kann mich dazu bringen eine andere Person in dir zu sehen. Du und ich gegen den Rest der Welt, Cole Gibson. Einverstanden?« Er drückt meine Hände ebenfalls zu, dann gleiten seine Mundwinkel etwas unsicher nach oben.

»Einverstanden, Luna Moore.«

-Losing Game-Where stories live. Discover now