-Kapitel 22-

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Ich möchte nach Hause. Ich möchte mich unter meiner Bettdecke verstecken. Ich möchte vergessen.

Nur wie sollte ich das können? Weder habe ich ein Zuhause, noch kann ich vergessen was geschehen ist. Wie gern würde ich das letzte Schuljahr überspringen nur um aufs College gehen zu können. Wenn ich erst einmal in San Francisco bin, werde ich von Neu beginnen, nichts wird mich daran hindern können.

Völlig verloren suche ich das komplette Untergeschoß nach Meghan und Conner ab, doch ich kann beide nirgends erkennen. Ich sollte mir ein Taxi rufen und nach Hause fahren. Nur kann ich niemanden ohne mein Handy anrufen. Hastig greife ich an meinen BH, suche den Schlüssel von Conner, doch er ist nicht mehr da. Panik steigt in mir hoch und ich versuche mich daran zu erinnern, wo ich ihn zuletzt gehabt habe. Gott, wenn mein Kopf aufhören würde sich zu drehen, könnte ich mich vielleicht erinnern.

Schwankend betrete ich den Garten der Andrews und genieße die kalte Nachtluft. Kurz überlege ich mich einfach mit dem Kopf voraus in den Pool zu stürzen, doch spätestens dann würde jeder denken, dass ich einen Vollschuss habe. Kurzerhand entscheide ich mich im Schuppen nachzusehen. Mir wurde zwar streng verboten mich auch nur in die Nähe zu begeben, aber was bleibt mir denn übrig? Meine einzige Hoffnung besteht darin, dass Conner womöglich dort steckt und den Leuten seinen Stoff verkauft. Außerdem kann Cole mich mal. Auch wenn er früher immer darauf rumgehackt hat, dass ich den Schuppen niemals betreten soll, bedeuten mir seine Worte schlichtweg nichts mehr. Sie sind bedeutungslos, genau wie unsere Freundschaft es früher war.

Mit einem Stich in der Brust überquere ich das Gras und erschrecke kurz. Ich hatte ganz vergessen, dass ich die ganze Zeit schon barfuß rumgelaufen bin. Das Gras unter meinen Füßen ist feucht und kalt. Die perfekte Abkühlung die ich gebraucht habe. Es sind nicht mehr allzu viele Leute auf der Party, der Garten ist erstaunlich leer. Niemand befindet sich im Pool, nur einzelne haben es sich auf den Liegen bequem gemacht. Überall fliegen Plastikbecher herum und die Theke am Eingang sieht ziemlich verwüstet aus.

Wenn ich Glück habe, ist auch der Schuppen nicht überfüllt mit Typen die High sind und mich wahrscheinlich direkt wegschicken möchten. Mit einem mulmigen Gefühl nähere ich mich dem Schuppen und je näher ich an ihn gelange, desto mehr schnürt sich der Faden um meinen Hals zusammen. Auch wenn Coles Worte keine Bedeutung mehr für mich haben, ist es doch komisch eine seiner Regeln zu brechen. Was mich beschäftigt ist immer noch seine Reaktion, als er erfahren hat, dass ich im Schrank gewesen bin. Er stand völlig neben sich und wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass mehr dahinter stecken muss.

Es ärgert mich tierisch, dass es mich noch so sehr interessiert, wie es ihm geht und was ihn so beschäftigt. Genau wie bei Drew. Auch jetzt fühle ich mich ihm noch körperlich verbunden, spüre seine Hände überall auf meinem Körper und seinen Atem dicht an meinem Ohr. Das ist so zum Kotzen.

Nur noch wenige Meter trennen mich von dem Schuppen und ich bleibe für einen Moment wie angewurzelt stehen. Die Hütte ist nicht groß, wirkt wie eine normale Gartenhütte, in der man den Rasenmäher verstaut. So dicht stand ich noch nie an dieser Hütte, die jeder auf der High-School zu kennen scheint. Wenn man nicht dazugehört, hat man direkt das Verbot auch nur in die Nähe zu kommen. Mich würde brennend interessieren, was Jamies Eltern von dem Ganzen halten. Höchstwahrscheinlich ahnen sie nicht, dass sich dutzende Typen in deren Schuppen zudröhnen und illegale Geschäfte führen.

Ich packe meinen ganzen nicht vorhandenen Mut zusammen und stolpere auf die Hütte zu. Immer wieder erinnere ich mich selbst daran, was ich hier verloren habe. Ich möchte nur wissen, ob Conner darin steckt. Mehr nicht.

Vor der Holztür angekommen halte ich noch einmal inne. Von drinnen sind einige Stimmen zu hören, der Geruch von Gras drang mir schon viele Meter zuvor in die Nase. Den ganzen Weg hier her ersuche ich schon ausschließlich durch den Mund zu atmen.

-Losing Game-Where stories live. Discover now