-Kapitel 84-

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Luna

»Dad?« Unsicher betrete ich die Küche, in der mein Dad eben die Kaffeemaschine bedient. Es ist noch ziemlich früh für einen Sonntagmorgen, alle anderen schlafen noch. Drew brachte mich heute Nacht nach Hause, ihn dann gehen zu lassen, fiel mir verflucht schwer. Ich war kurz davor ihn mit reinzuschmuggeln, aber davor sollte ich Dad und den anderen erst einmal erzählen, dass wir nun zusammen sind. Und uns lieben.

»Du bist ja schon wach. Suchst du Kopfschmerztabletten?« Dad dreht sich kurz zu mir herum, auf seinen Lippen liegt ein müdes Lächeln. Er trägt ein weißes Nachthemd und eine Jogginghose. Ich bin nur wach geworden, weil ich ihn hören konnte, wie er die Treppenstufen hinab lief. Ehrlich gesagt konnte ich nicht vernünftig einschlafen, immer wieder glitten meine Gedanken an jene Nacht zurück. Ich muss mit Dad darüber reden, er muss wissen, wie ich darüber denke.

»Ich habe keinen Kater.« Ich schlendere auf den Esstisch zu und lasse mich auf einem Stuhl nieder.

»Willst du auch einen Kaffee?«

»Gerne.« Es vergehen drei Minuten, bis Dad sich zu mir an den Tisch setzt und mir eine Tasse zuschiebt. Eine Zeitung liegt auf dem Tisch, die Dad gerade öffnen will. Ich strecke meine Hand aus und lege sie auf seine, damit er inne hält. Er sieht mich irritiert an und wartet ab was ich zu sagen habe. »Ich kenne die Wahrheit, Dad. Ich weiß alles. Drew hat mir alles erzählt und mit Cole habe ich auch darüber gesprochen.« Seine Haltung wird stocksteif, seine Augen gleiten durch den Raum, als würde er alles ansehen wollen, nur mich nicht. Er zieht seine Hand unter meiner fort, nur um sich durch die wenig vorhandenen Haare zu streichen.

»Ich kann dir das alles erklären, Luna.«

»Nicht nötig«, falle ich ihm schnell ins Wort und atme laut aus. »Ich bin nicht sauer, oder enttäuscht. Ehrlich gesagt bin ich sogar ziemlich erleichtert, dass ich nun die Wahrheit kenne. Keine Frage, ich war geschockt, aber nichts ist besser als in der Realität zu leben. Ich habe verstanden, dass du mich nur beschützen wolltest.«

»Ich wollte dich einfach nicht mitreinziehen. Du bist noch so jung und hast eine blendende Zukunft vor dir, Kind. Mit der Geschichte wollte ich dir keinen weiteren Kummer bereiten.« Dad greift nach meiner Hand und hält sie mit seiner rauen Haut fest. »Du bist sehr mutig, Dad. Das habe ich dir noch nie gesagt, aber das bist du. Du hast dein Leben und deine Bedürfnisse zurück gesteckt nur um den Leuten zu helfen, die dir was bedeuten. Du hast es sogar in Kauf genommen Bonny und auch mich für eine längere Zeit nicht zu sehen. Was ich damit sagen will ist, dass du mein Vorbild bist.« Ein Lächeln breitet sich auf Dads Lippen aus, welches verflucht ansteckend ist.

»Und du bist mein Vorbild, Kind.« Dad steht auf und kommt auf mich zu. Ich erhebe mich eilig, dann fallen wir uns in die Arme. Er drückt mich fest an sich, der Geruch nach Zahnpasta umhüllt uns. Ich schließe meine Augen um mich auf dieses Gefühl einzulassen und es kommt mir vor, dass dies unsere erste Umarmung seit seiner Entlassung ist. Ich war immer skeptisch was sein Wiederkehren angeht, doch jetzt nicht mehr. Ich habe eine Familie, eine wunderbare Familie und jetzt ist sie endlich komplett. Da fällt mir was ein.

»Dad? Ich muss dir noch etwas beichten, aber dafür solltest du mich los lassen. Ansonsten zerdrückst du mich gleich.« Kichernd lässt Dad von mir ab, seine Hände ruhen noch auf meinen Schulterblättern.

»Was ist los, Schätzchen?«

»Man reißt ein Pflaster lieber schnell ab, oder?« Ich wippe nervös von einem Beim aufs andere. »Drew Hanson und ich sind jetzt zusammen.«

Was mein Dad dann für ein Gesicht macht hätte man verflucht noch mal auf einem Foto festhalten sollen.

»Eins, zwei, drei!« Bonny und ich stürmen in Coles dunkles Zimmer und springen zusammen auf sein Bett, in dem er noch schläft. »Aufwachen!«, rufe ich laut und sehe dabei zu, wie Bonny versucht ihn zu kitzeln.

-Losing Game-Where stories live. Discover now