-Kapitel 66-

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Allmählich zieht sich der Himmel komplett zu, die Glühlampe der Veranda ist schon eingeschaltet, als ich zusammen mit meinen Freunden wieder zu den anderen stoße. Auf den Tischen liegen überall Lichterketten, jemand hat beim Schuppen das äußere Licht angeknipst, sodass auch das Klettergerüst beleuchtet wird.

Alle Gäste sitzen an den Tischen und sind damit beschäftigt zu Essen. Aufgeregt suche ich in der Menschenmasse nach Drew, der am einen Ende des Tisches zusammen mit Cole und Jamie sitzt. Sein Rücken ist zu mir gedreht, trotzdem kann ich nicht aufhören ihn anzustarren.

Unsere Plätze sind noch frei, Meghan schnappt sich meine Hand und zieht mich dorthin. Ein kleiner Stich macht sich in meiner Brust breit, dass Drew ausgerechnet am anderen Ende des Tisches sitzen muss enttäuscht mich mehr als es sollte. Da ich mir schon eingestanden habe wie viel ich für ihn empfinde, kann ich auch offen über meinen Kummer reden und denken.

Wir drei befüllen unsere Teller und beginnen mit einem Gespräch über einen neuen Film, der bald im Kino anlaufen wird. Großen Hunger verspüre ich nicht, dieser Tag hatte so viele Auf und Abs, das an Essen kaum zu denken ist.

»Hier für dich, Schätzchen.« Dad steht hinter mir und legt mir ein großes Steak auf den Teller. Ich zucke beinahe zusammen, da ich mich noch an die Anwesenheit meines Dads gewöhnen muss.

»Danke«, sage ich naserümpfend und starre auf meinen Pappteller, der zum größten Teil aus Fleisch besteht. Dad küsst mich noch auf den Haaransatz und setzt sich zurück auf seinen Platz. Meghan und Conner brechen in ein Gelächter aus, nachdem die Luft rein ist.

»Weiß er noch nicht, dass du eine gefühlte Phobie gegen Rindfleisch entwickelt hast?«, fragt Meghan und schüttet uns beiden Cola ein. »Ich habe mich noch nicht getraut ihm das zu sagen. Es könnte sein Herz brechen, für ihn gab es damals nichts Leckereres als ein brutzelndes Steak.« Mit meiner Gabel stochere ich im Steak herum und überlege etwas angeekelt wie ich das Stück wieder von meinem Teller entfernen kann. Erst überlege ich es Conner zu geben, doch er hat schon ein großes Stück auf seinem Teller. Kurzerhand schweift mein Blick zu Drews Platz ab und ich stelle freudig fest, dass weder Cole noch Jamie bei ihm sitzen. Ohne meinen Freunden Bescheid zu sagen, steige ich über die Bank, greife nach meinem Teller und versuche so unauffällig wie möglich an das andere Ende des Tisches zu marschieren.

Drew nimmt mich erst ins Visier, als ich mich neben ihm niederlasse. Er sieht mich von der Seite mit großen Augen an, mein Puls überschlägt sich und mir bleiben die Wörter fast im Hals stecken. Wieso bin ich immer so aufgeregt, wenn ich mit ihm sprechen will? Wieso ist es mir nicht möglich eine normale Unterhaltung zu führen.

»Hey«, sagt er lächelnd, da ich nicht reagiere. Immer wieder zuckt sein Blick über meine Schulter hinweg, als hätte er bedenken, die falschen Personen könnten uns zusammen sehen.

»Hey«, krächze ich und schüttle dann kurz mit dem Kopf. In den ersten Sekunden habe ich den Grund vergessen, weshalb ich überhaupt hergekommen bin. Dann stelle ich meinen Pappteller neben seinen, schnappe mir seine Gabel und lege ihm mein Steak auf den Teller.

»Dad weiß noch nicht, dass ich niemals Steak essen würde. Tust du mir den gefallen und isst es für mich? Oder du lässt es einfach auf den Teller liegen, Hauptsache es verschwindet von meinem.« Drew sieht mich beruhigend an, dann legt sich seine Hand sanft auf meinen Oberschenkel. Ich ziehe scharf die Luft ein und fahre mir mit der eigenen Zunge über die Lippen.

»Sicher, dass du nur wegen dem Steak zu mir gekommen bist? Oder war das nur eine Ausrede, damit du dich neben mich setzen kannst?« Röte schießt in meine Wangen. Kurz überlege ich, ob ich dem Kribbeln in meinem Unterleib nachgeben soll, doch ich entscheide mich dagegen. Wir haben Zeit. Tollpatschig schwinge ich mich von der Sitzbank und gehe mit meinem Gesicht nah an sein Ohr.

-Losing Game-Where stories live. Discover now