-Kapitel 62-

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Drew

»Isabell braucht noch mehr Sitzbänke draußen«, ruft Cole in den Keller. »Du könntest ruhig runter kommen und mithelfen!« Brummend hebe ich die helle Sitzbank hoch und positioniere sie so, dass sie mir beim Tragen nicht wegrutschen kann.

»Das schaffst du schon«, höre ich Cole noch sagen, doch seine Stimme klingt weit entfernt. Arsch.

Ganz behutsam stemme ich die Bank nach oben, schleppe sie durchs Haus und schließlich in den Garten. Es ist bereits nach achtzehn Uhr, in weniger als einer Stunde beginnt die Feier. Cole bat mich früher zu kommen um zu helfen, auch Jamie ist bereits am Start und kümmert sich um den Biervorrat. Mit einem etwas zu lauten Aufprall lege ich die Bank ab und stelle sie zu den Tischen. Obwohl diese Grillparty eine spontane Entscheidung war, sieht es hier wunderbar aus und das behaupte selbst ich. Isabell steht schon die ganze Zeit in der Küche und bekommt Hilfe von einigen Freunden. Cole und Jamie hanteln schon seit zwei Stunden hier im Garten rum, ich sagte ihnen ich kam zu spät, da ich noch etwas wichtiges erledigen musste. Was auch stimmt. Ich wollte für Luna da sein.

Sie ist noch nicht Zuhause. Ehrlich gesagt freute ich mich die ganze Fahrt von Zuhause bis hierher darauf sie so schnell es geht wiederzusehen. Merkt ihr eigentlich auch, wie bescheuert das klingt? Immerhin habe ich sie vor kurzem erst um mich herum gehabt, und trotzdem komme ich mir vor als wäre ich auf einem schlimmen Entzug.

Cole meinte, Mr Moore und Luna haben Bonny vor einiger Zeit geholt um auf den Spielplatz zu gehen, da Isabell mehr Zeit gebraucht hat. Ich kommentierte das mit einem Brummen und merkte, wie tief ich in der Scheiße stecke. Ich habe Cole und Jamie Weis gemacht, dass zwischen Luna und mir nichts läuft. Nichts Ernstes und keine Freundschaft. Das ich insgeheim völlig verrückt nach ihr bin weiß nur sie und ich.

»Hier. Verteil die auf allen Plätzen.« Cole drückt mir einen ganzen Stapel mit roten Servietten in die Hand. Ungläubig ziehe ich die Augenbrauen in die Höhe und recke das Kinn. »Ist das dein Ernst? Ich soll Servietten verteilen?« Cole wirkt amüsiert und deutet auf die Tische.

»Mach schon, bevor meine Mom rauskommt. Und stell dich nicht so an. Ich musste die alle vorhin mit einer Schere in zwei Teilen und bekam anschiss, wenn ich schief geschnitten habe.« Ich falle in ein Gelächter aus und beäuge die Servietten in meinen Händen. Er erzählt keinen Scheiß, am Rande erkennt man wie er geschnitten hat.

»Wieso musstest du das tun?«, frage ich schmunzelnd und beginne artig mit meiner neuen Aufgabe. »Weil das sparsamer ist und wir zu wenige hatten.«

»Das ist typisch deine Mom.«

»Wem sagst du das.« Während ich mich um die Servietten kümmere, macht Cole sich daran kleine Lichterketten auf dem Tisch zu verteilen. Jamie ist im Hausinneren verschwunden, wahrscheinlich um noch mehr kaltes Bier aus dem Keller zu beschaffen.

»Hast du schon mit ihm gesprochen?«, frage ich Cole behutsam, nachdem ich mich einmal umgesehen habe. Wir sind allein im Garten. Cole verkrampft sich, aber er wirkt nicht so angespannt wie sonst.

»Er hat mich vorhin von Lunas Handy angerufen, als er allein war. Wahrscheinlich wusste er, dass wir angespannt sind, oder was weiß ich. Jedenfalls verbietet er uns noch weiter darüber nachzudenken. Die Sache ist durch.«

»Die Sache ist niemals durch«, beteuere ich augenverdrehend. »Für ihn schon. Deswegen sollte es auch für uns durch sein. Was ich komisch fand war, wie er auf Lunas Namen reagiert hat. Ich habe ihn gefragt, ob sie etwas ahnt oder wegen etwas nachhakt und er klang so, als wäre da etwas. Mir verneinte er das jedoch.«

»Du solltest aufhören dir ständig wegen Luna Sorgen zu machen.« Cole sieht mich an, als würde er mein Verhalten abschätzen. »Ich verstehe nicht wie du sie nicht mögen kannst, Drew«, sagt er leise und behutsam. Ich schlucke, kümmere mich weiter um die Servietten und ignoriere das kurze Stechen in meiner Brust.

»Was meinst du?«, frage ich dumm, als er nicht aufhört mich zu mustern.

»Ich meine genau das was ich sage. Als du mit ihr weggefahren bist war meine einzige Sorge, dass du dich in sie verlieben könntest, weil sie schlichtweg perfekt ist.« Er wird leiser. Wann merkt Cole eigentlich, dass er sich selbst Steine in den Weg legt, indem er sich von ihr fernhält?

»Würde ich so einem Menschen begegnen, würde ich keine Sekunde fackeln.«

»Du bist Luna doch auch begegnet?« In meinem Hals macht sich Verbitterung breit, ich stehe kurz davor Cole die Wahrheit zu sagen, doch ich bringe es einfach nicht über mich.

Cole sieht mich warnend an. »Ich empfand für Luna nie solche Gefühle, aber nur, weil wir schon so lange befreundet sind. Gibt es in deinem Leben vielleicht eine andere Frau über die ich Bescheid wissen sollte? Ansonsten kann ich mir nicht erklären, wie du gegen ihren Charm ankommst.«

»Sie ist einfach nicht mein Typ.«

Herzlichen Glückwunsch, Volltrottel. Mal wieder tischt du eine riesengroße Lüge auf.

Als die Feier beginnt und die ersten Leute eintreffen, habe ich Luna immer noch nicht zu Gesicht bekommen. Sie, ihr Dad und Bonny sind vor zwanzig Minuten eingetroffen und Luna ist anscheinend direkt nach oben gehüpft um sich fertigzumachen. Ich verfluche mich dafür, dass ich die Haustür nicht permanent im Blick hatte, denn wenn das so wäre, hätte ich sie wenigstens kurz gesehen.

»Hier.« Jamie reicht mir ein kaltes Bier und nimmt sich selbst auch eins. Cole und Mr Moore sind am Grill beschäftigt. Er hat sich richtig gefreut, als er den vollen Garten gesehen hat. Isabell war ihm direkt um den Hals gefallen, sie wirken, als wären sie nie getrennt gewesen. Mir und Jamie begrüßte er nur flüchtig, da um ihn so viel geschieht. Alle Gäste wollten ihn begrüßen und beteuerten immer wieder, dass sie nie an seine Schuld glaubten. Ich rümpfte dabei bloß die Nase und sah andauernd nach oben zu Lunas Zimmerfenster. Es hätte ja sein können, dass sie hinaus schaut. Fehlanzeige.

»Bringst du Cole und Mr Moore auch ein Bier?« Jamie drückte mir noch zwei Flaschenhälse in die Hand und verzieht sich dann Richtung Hauptstraße. Wahrscheinlich um in Ruhe eine Rauchen zu gehen. Kurz bleibe ich allein stehen und nehme den Garten in Betracht. Auf der Wiese stehen die langgezogenen Sitzbänke mit den Tischen. Wenn es dunkler wird, kommen die vielen Lichterketten zum Einsatz. Auf der Veranda steht eine kleine Musikbox, die hier mit ruhiger Musik ein wenig Stimmung zaubert. Neben dem Gartenhäuschen steht ein kleines Klettergerüst, auf dem Bonny mit einigen ihrer Freunde spielt. Die Eltern der Kinder sitzen entweder am Tisch, stehen irgendwo in einer kleinen Gruppe zusammen, oder helfen Isabell beim Vorbereiten des Buffets.

Zögernd schwinge ich mich in Bewegung und schlendere zu Cole und Mr Moore zu. Die beiden sind in ein Gespräch verwickelt, ihre Mundwinkel liegen beide in der Höhe. Das entspannt mich etwas, da ich gerade keine große Lust habe auf weitere Diskussionen. 

-Losing Game-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt