-Kapitel 18-

733 48 2
                                    

Drew

Verfluchte Scheiße!

Beherrscht von der ganzen Wut, die sich in mir ausgebreitet hat, ramme ich meine Faust gegen das harte Holz des Wandschrankes, in dem ich bis eben gefangen war. Ich hatte überhaupt nicht vor bei diesem jämmerlichen Spiel mitzuspielen, aber Cole und Jamie waren sehr deutlich, als sie sagten wir müssen uns normal benehmen. Als Alison Jackson mich aufgefordert hat mitzumachen willigte ich schnaubend ein, aber nur, weil der Abend heute sowieso schon gelaufen war.

Schon als ich hier am Nachmittag vor der Matte stand und Jamie dabei half die ganzen Wertsachen in seinem Haus zu verstauen, sank meine Laune nach jeder vergangenen Minute mehr in den Keller. Im Vergleich zu meinen Freunden bin ich nicht so gut so zu tun als wäre alles normal. Als hätten es die drei Jahre, in denen wir nicht hier waren nie gegeben. Vielleicht können Cole und Jamie sich nur besser verstellen und leiden innerlich genau wie ich an den Ereignissen.

Vielleicht ist es aber doch Luna Moore, die mir meine Rückkehr erschwert.

Was zur Hölle hatte sie überhaupt in dem Schrank zu suchen, geschweige denn auf dieser beschissenen Party? Es wäre gelogen, wenn ich behaupte, dass ich meine Augen nicht nach ihr offen gehalten habe. In jedem günstigen Augenblick scannte ich die Räumlichkeiten nach ihr ab, bis ich sie schließlich sah. Ich war gerade auf den Weg zur Küche gewesen um mir einen neuen Drink zu holen, als ich sie zusammen mit Conner Wilson gesehen habe.

Küssend mit Conner Wilson!

Ein unbekanntes Gefühl staut sich in mir auf und das Bedürfnis gegen die nächste Wand zu boxen wird greifbarer. Ich balle meine Fäuste so fest aufeinander, sodass sie Weiß hervorstechen müssen. Als ich an der Türschwelle der Küche stand und die beiden zusammen sah, hätte ich mit meinem Adrenalin bis zum Mond und wieder zurück rennen können. Auch wenn das natürlich nicht möglich ist. So habe ich noch nie auf irgendwas reagiert.

Menschen küssen sich andauernd. Es sind nur Lippen, die sich berühren, Zungen, die miteinander kämpfen. Küssen ist in der heutigen Generation nicht mehr so besonders, wie es früher vielleicht einmal war. Jedenfalls erzählte mir Grandma immer davon, dass sie bis zur Ehe gewartet hat, bis sie und Grandpa sich körperlich nahe traten. Sie lernten sich durch Worte, Mimik und Emotionen kennen. Wir hingegen haben Durst nach Sex. Cole, Jamie und ich vergnügen uns mit Mädchen, die wir kaum kennen. Einfach für den Kick.

Oder in meinem Fall um sich abzulenken. Um zu vergessen. Um zu vergessen in welcher Scheiße wir stecken. Und glaubt mir, wir stecken beinahe bis zum Hals drinnen. Trotzdem finden wir einen Weg um weiterzumachen. Wir leben, sind frei und nehmen uns was wir wollen. Wir scheren uns einen Dreck um Gefühle oder die Hoffnungen unserer kurzen Flammen. Berührungen bedeuten mir nichts, doch als ich Luna Moore im Arm dieses Bastards gesehen habe, drehte sich mein Magen konsequent um.

Und trotzdem muss ich bei jedem Kuss, egal mit welcher Frau, an die weichen Lippen von Luna Moore denken, die ich vor drei Jahren berühren durfte. Auch wenn nur für einen kurzen Moment, und nebenbei bemerkt der ungünstigste Moment, den es überhaupt gibt. Ich war so benommen von der ganzen Scheiße, die in jener Nacht geschah, dass ich gar nicht auf ihren Kuss reagierte. Ich befand mich in einer Schockstarre. Nie im Leben hätte ich mit so etwas gerechnet. Und in jener Nacht zerstörte ich alles.

Jedes Fünkchen Hoffnung.

Noch schlimmer war es sie Conner küssen zu sehen. Es war zu viel für mich. Mein Körper war wie erfroren, genau wie in dem Schrank. Ich wusste nicht, dass Luna zu mir ins Dunkle steigen würde. Doch als sie reingeschubst wurde und ihr Duft den winzigen Schrank erfüllte war es um mich geschehen. Ich vergaß, wie man redet, wie man atmet, wie man sich bewegt. Mein ganzer Körper setzte aus, allein sie hielt mich am Leben.

Ihren zierlichen Körper vor mir zu wissen, machte mich verrückt, doch ich war nicht im Stande etwas dagegen zu unternehmen. Als sie dann anfing zu reden. Und meine Güte! Diese Frau wollte gar nicht mehr aufhören zu reden! Ihre Stimme war so undeutlich, beschwipst und mir wurde in den ersten zehn Sekunden klar, dass sie betrunken war. Dadurch verstand ich auch, wieso sie sich auf solche Spielchen überhaupt eingelassen hatte. Wäre Luna nüchtern gewesen verwette ich meinen Arsch darauf, dass sie nicht einmal in den zweiten Stock des Hauses gegangen wäre.

Sie anzuhören, ihr zuzuhören, bereicherte mich auf eine unverständliche Weise. Keine Ahnung was mit mir los war, aber ich genoss die Zeit. Die Zeit, in der sie nicht wusste, wer ich war. In der ich ein fremder für sie war.

Luna Moore redet ohne Punkt und Komma, wenn sie getrunken hat. Oft musste ich mich zusammenreißen um nicht zu lachen, damit ich mich selbst nicht auffliegen lasse. Doch mal ehrlich? In diesen wenigen Minuten hatte ich so viel Spaß wie schon lange nicht mehr. Sie bereicherte mein Leben mit ihrem Gebrabbel über so unwichtige Dinge. Zum Beispiel wie die Sache mit dem Erfinder von Bluetooth. Ich meine, wer schert sich darum? Das Luna sich über dieses Ereignis einen Kopf macht, macht es nun auch wichtig für mich. Wenn ich Zuhause bin, recherchiere ich im Internet, damit ich ihre Frage bei unserem nächsten Aufeinandertreffen beantworten kann. Aus irgendeinem unerklärlichen Grund möchte ich das Genie sein, der ihre bescheuerte Frage beantwortet.

Als ich anfing kleine Kreise auf ihre weiche Haut zu malen, spielte mein Herz verrückt. Wirklich, ich hatte Angst, dass es mir aus der Brust springen und sich daraufhin aus dem Haus schmeißen würde. Ich kann nicht einmal erklären, was mich dazu verleitet hatte. Meine Selbstbeherrschung hing an einem dünnen Faden, den Luna mit ihrer Anwesenheit durchzuschneiden drohte. Ich konzentrierte mich wie gebannt auf das Gefühl in meinen Fingerspitzen. Ihre Haut war zart, weich wie Seide und ich wollte mehr. Ich wollte sie überall berühren und in dem Moment schrillen alle Alarmglocken. Ich durfte nicht so reagieren und denken. Luna Moore darf keine solchen Gefühle in mir auslösen, sie Küssen zu wollen darf nicht ganz oben auf meiner Wunschliste stehen. Auf. Keinen. Fall.

Doch dann fing sie an über mich zu sprechen.

»Davor muss ich erst einmal anmerken, wie massiv sein Oberkörper gebaut ist! Wirklich, ich konnte die letzten Tage fast nur daran denken. Wäre er nicht so ein Arschloch, dann hätte ich echt nichts dagegen gehabt ihm sein Shirt vom Kopf zu reißen um zu erfahren wie sein Körper, aka sein Prachtstück, entblößt aussieht.«

Nachdem sie diesen Satz über ihre prallen, perfekten Lippen gebracht hat, wurde ich steinhart. Und zwar innerhalb von wenigen Sekunden. Ich erinnere mich zu gut an den fetten Kloß in meinem Hals, der versuchte mir die Atemwege zu verstopfen. Mir wurde Augenblick viel zu heiß in diesem Schrank, meine Wangen standen in Flammen, genau wie mein übriger Körper. Alles in mir schrie nach Luna. Aber nicht so wie bei meinen ganzen anderen Eroberungen. Ich wollte sie nicht nur berühren, meinen Spaß haben und sie daraufhin wegschicken. Ich wollte es mir verdienen sie zu berühren, wollte es langsam angehen lassen und nichts überstürzen.

Doch der teuflische Teil in mir wollte dasselbe mit ihr tun, wie sie mit mir. Ich wollte ihr Kleid zu Boden reißen, gefolgt von ihrem Slip und BH. Ich wollte sie spüren bis in meine Zehenspitzen. Ich wollte von ihr gefoltert werden, indem sie mir nicht gibt, was ich will. Sie soll sich an mir rächen für das was ich ihr und ihrer Familie angetan habe. Sie soll mir das Leben zur Hölle machen, genau wie ich daran schuldig bin, dass sie die letzten zwei Jahre durchs Fegefeuer gegangen war.

-Losing Game-Место, где живут истории. Откройте их для себя